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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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der alten Route 66. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befanden sich eine Tankstelle und eine Wiese, wo Pferde und ein Maulesel grasten, sonst nichts. Im Restaurant des Motels aß er ein Clubsandwich, bestellte etwas Eis und ging auf sein Zimmer, wo er sich neben die geöffnete Tür setzte, einen Scotch trank und ein paar Leuten zusah, die den Pool im Innenhof nutzten. Auch Kinder waren dabei. Schlecht erzogene Kinder – grob zueinander, frech zu den Eltern. Der Vater hatte einen bleichen, schlaffen, behaarten Körper und machte in seiner engen Badehose einen linkischen Eindruck. Die Mutter hatte an Po und Oberschenkeln Fett angesetzt, und weil sie es wusste, trug sie einen Badeanzug mit einem kurzen Röckchen, ein vergeblicher Versuch, die Disproportion zu kaschieren. Die Eltern der Frau waren auch dabei. Die Großmutter war dünn und trug beigefarbene Hosen mit dazu passender Bluse. Sie hatte leicht gewellte, gleichmäßig graue Haare. Jedes Mal, wenn die Mutter mit einem der Kinder schimpfte, mischte sich die Großmutter ein. Der Großvater sah aus, als hätte er früher schwere Arbeiten verrichtet. Seine Unterarme waren noch immer kräftig und er hatte einen muskulösen Nacken. Nur sein Bauch war aufgequollen, und seine weißen Beine unterhalb der rosafarbenen Polyester-Shorts wurden von blauen Venen durchzogen und machten einen schwächlichen Eindruck. Er blickte grimmig drein, als würde ihm dieser Familienausflug überhaupt nicht in den Kram passen. Jesse stellte sich vor,wie es den Mann vor seiner eigenen Familie schaudern musste. Trotzdem war es seine Familie, drei Generationen versammelt. Jesse fühlte sich abgehoben, als würde er sich selbst von weit her beobachten, eine kleine Figur in der Ferne, die fortwährend schrumpfte … Am nächsten Morgen fuhr er schon vor sieben auf die Interstate und erreichte den Nordwesten von Texas noch vor acht Uhr. Er entdeckte ein Hinweisschild für Big John’s Steak House in Amarillo. Ein Zwei-Kilo-Steak. Wenn Sie es in einer Stunde schaffen, bekommen Sie es kostenlos. Gegen zehn war er in Amarillo. Big John war nicht allein. Der Highway war plötzlich gesäumt von Motels, Imbissbuden, Autohändlern, Steinhäusern und Tankstellen. Dann war er wieder raus aus Amarillo und mitten in der großen Ebene. Die Hinweisschilder von Big John standen nun auf der anderen Straßenseite, um die nach Westen Reisenden anzulocken. Auf beiden Seiten des Highways öffnete sich das weite Land, gelegentlich gesprenkelt mit Rinderherden, die unappetitliches braunes Gras fraßen. Ab und zu konnte man ein Tor sehen, meist aus Eisenstangen geschmiedet und mit einem Schild darüber, das den Namen eines Rinderbarons trug. Aber er konnte nirgends irgendwelche Gebäude entdecken oder Cowboys, nur braunes Weideland hinter Drahtzäunen, die sich den Highway entlangzogen, und ab und zu eine Wasserzisterne. Das Gras sah nicht sehr nahrhaft aus. Er hatte den Temporegler auf siebzig eingestellt, aber die Entfernungen waren so groß, der Himmel so endlos und der Horizont so weit entfernt, dass es ihm vorkam, als sei sein Wagen ein Käfer, der unter einem grenzenlosen Himmel über eine unfassbare Ebene hastete, ohne wirklichvoranzukommen … Sie waren gerade einen Monat lang verheiratet gewesen, als sie mit Elliott Krueger beim Abendessen im hinteren Teil des Spagos saßen. Er hatte mal in dieser Straße gegenüber des Spagos zu tun gehabt, irgendwann eines Morgens gegen halb drei, als ein mexikanischer Drogendealer namens Street Duck mit fünf aus nächster Nähe abgefeuerten Bauchschüssen aus einer 9-mm-Pistole erledigt worden war. Niemand hatte etwas gesehen. Elliott war ungefähr fünfzig. Sein dichtes, schwarzes Haar wurde von grauen Strähnen durchzogen, sein kurzgeschnittener Vollbart war heller. Er war mittelgroß und normal gebaut. Er sah nicht so aus, als würde er trainieren. Er trug ein legeres Leinenjackett, die Ärmel den Unterarm hochgeschoben. Er trug eine Rolex. Jesse hatte die Erfahrung gemacht, dass Leute, die wirklich Geld hatten, es nicht an Rolex-Uhren verschwendeten. Wenn allerdings ein junger Typ aus einer heruntergekommenen Gegend eine Rolex trug, dann bedeutete das, dass er so tough war, dass niemand es wagen würde, sie ihm wegzunehmen. Elliott hatte eine Freundin mitgebracht. Sie hieß Taffy. Sie sah aus wie sechzehn, war aber wahrscheinlich zwanzig. Sie hatte ein geblümtes Kostüm mit einem sehr kurzen Rock an und saß schweigend neben Elliott, wie ein braver Hund,

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