Das dunkle Paradies
erinnerte er sich. Jede Menge weiße Farbe in den Gesichtern und schwarzer Lippenstift und Geschrei. Danach ging er mit ihr in ein Lokal namens Pinot Hollywood an der Gower Street, das bis spät in die Nacht geöffnet war und eine Martini-Bar hatte. Sie tranken Martinis, aßen Calamares und unterhielten sich. Besser gesagt, sie unterhielt sich. Sie plauderte ohne irgendwelche Hintergedanken drauflos. Er hörte ihr gerne zu, froh darüber, nicht zu viel reden zu müssen, und freute sich, wenn sie ihm eine Frage stellte, die er leicht beantworten konnte, wobei er sich bewusst war, dass sie zwar viel redete, das Gespräch aber gleichzeitig immer wieder auf ihn lenkte. Nachdem die Bar geschlossen worden war, fuhr er sie nach West Hollywood, wo sie in einem Apartment an der Cynthia Street nahe dem Santa Monica Boulevard wohnte. Es war halbdrei Uhr morgens, alles war ruhig. An der Tür fragte sie ihn, ob er mit hineinkommen wolle. Er sagte, das würde er gern. Das Apartment bestand aus einem Wohnzimmer, einer Küche, einem Schlafzimmer und einem Bad. Es lag in einer Ecke des Gebäudes, sodass alle Zimmer schräg und schiefwinklig aussahen. Vom Wohnzimmer aus konnte man auf die Straße sehen. Aus dem Fenster des Badezimmers konnte man eine Ecke des Swimmingpools erkennen.
»Möchtest du was trinken, Jesse?«
»Klar«, sagte er.
Sie trug ein kleines, schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern und offene, hochhackige Schuhe. Sie legte eine Hand auf die Hüfte und lächelte ihn an. Vielleicht ein bisschen theatralisch, aber schließlich war sie Schauspielerin.
»Wir trinken es hinterher«, sagte sie.
Ihr Schlafzimmer war aufgeräumt. Das Bett frisch bezogen. Wahrscheinlich hatte sie sich schon nachmittags vorgenommen, ihn hier reinzulassen. Er sah ihr zu, wie sie sich auszog, und hatte das gleiche Gefühl wie als kleiner Junge, wenn er ein Geschenk ausgepackt hatte. Sie legte ihre Kleider ordentlich über eine Stuhllehne und schob ihre Schuhe sorgfältig nebeneinander darunter. Sie wand sich aus ihrem Slip und ließ ihn in einen Wäschekorb in ihrem Schrank fallen. Sie wischte sich den Lippenstift sorgfältig ab und warf das Taschentuch in den Papierkorb. Sie liebten sich auf der Bettdecke und lagen danach nebeneinander im dämmrigen Schlafzimmer und horchten auf das angenehme Rauschen der Klimaanlage.
»Du bist ganz schön heftig, Jesse.«
»Das wollte ich nicht«, sagte er.
»Nein, es war toll. Richtig aufregend sogar. Ich meine nur, du wirkst so, hm, ruhig, von außen betrachtet, und dann plötzlich – Wahnsinn.«
»Du bist auch aufregend«, sagte er. Mehr fiel ihm dazu nicht ein. Er sprach nicht gern über seine Gefühle.
»Ich versuch mein Bestes«, sagte sie.
Sie lagen eine Weile ruhig auf dem Rücken, sein Arm unter ihrem Nacken, ihr Kopf an seiner rechten Schulter.
»Ich wollte dir nicht zu nahe treten«, sagte Jennifer.
»Bist du nicht.«
Noch eine Weile lagen sie da, dann stand sie auf und zog sich ein langes T-Shirt an und schenkte ihm was zu trinken ein. Er kam sich lächerlich vor, wie er nackt dasaß, aber er wollte nicht plötzlich formell werden und sich komplett anziehen. Er entschied sich, seine Hose anzuziehen, und ließ seine Pistole auf der Kommode liegen. Sie setzten sich auf die kleinen Stühle vor dem Tresen, der die Küche vom Wohnzimmer abtrennte, und nippten am Weißwein.
»Wieso bist du Polizist geworden, Jesse?«
»Ich wollte eigentlich Baseballspieler werden«, sagte er.
»Ich war Shortstop. Die Dodgers haben mich aus der High School geholt und nach Pueblo geschickt. Ich kam ganz gut voran, aber eines Abends hat mich ein gegnerischer Spieler an der zweiten Base ziemlich hart rangenommen. Ich fiel unglücklich hin, hab mir die Schulter gebrochen und meine Karriere war beendet.«
»Oh, wie schrecklich«, sagte sie. »Merkst du noch was davon?«
»Nicht, solange ich keinen Baseball werfen muss.«
»Hättest du nicht auf einer anderen Position weitermachen können?«
»Nein. Für einen Shortstop konnte ich ganz gut werfen, aber ich war viel besser mit dem Handschuh.«
»Mit dem Handschuh?«
»Als Fänger war ich viel besser.«
»Aber du konntest nicht nur Fänger sein?«
»Nein.«
»Wie alt warst du damals?«
»Neunzehn. Ich ging nach Hause zurück, arbeitete sechs Monate lang auf dem Bau, ging zu den Marines, verließ sie wieder und bewarb mich bei der Feuerwehr, der Polizei und dem Katastrophenschutz. Die Cops haben zuerst geantwortet.«
»Vermisst du das
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