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Das dunkle Paradies

Das dunkle Paradies

Titel: Das dunkle Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert B. Parker
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den Rauch hindurch an, als sie sein Geld entgegennahm und die Kasse betätigte. Ansonsten stand der ganze Raum mit übereinander gestapelten Zigarettenkartons voll.
    »Zigaretten?«, fragte sie.
    »Ich rauche nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. Als Jesse die Tankstelle verließ, sah er, wie die beiden Indianer hinter ihm herblickten und sich aufgeregt unterhielten. Massachusetts! In der ganzen schiefergrauen, kargen Gegend hier gab es nichts weiter als diese Tankstelle und die beiden Männer … Als er Jennifer zum ersten Mal getroffen hatte, waren ihre Haare blond gewesen. Er hatte eine Stunde lang Basketball gespielt, im Los Angeles Sports Club, wo Magic manchmal trainierte. Seine Gegner waren ehemalige College-Spieler gewesen und ein Typ, der einige Jahre als elfter Mann der Indiana Pacers zugebracht hatte. Nach dem Duschen hatte er in der Snackbar im Mittagsgedränge an einem Tisch für zwei Personen einen Kaffee getrunken. Sie fragte ihn, ob sie den freien Stuhl gegenüber nehmen könne. Er sagte ja. Das war der eigentliche Grund, weshalb er in den Sports Club ging. Besonders viel Training hatte er nicht nötig. Mit seinen ein Meter fünfundachtzig und den fünfundachtzig Kilo war er von Natur aus gut gebaut und musste nichts dafür tun. In der High School von Fairfax war er Point Guard gewesen, der einzige weiße Point Guard in der ganzen Basketball-Liga, und er konnte damals sogar ein Tau hinaufklettern, ohne die Füße zu benutzen. Beim Tauklettern war er der Schnellste in der Klasse gewesen. In den Sports Club ging er vor allem deshalb,weil er wusste, dass hier viele gutaussehende junge Frauen in bester körperlicher Verfassung hinkamen, und er hoffte, eine von ihnen kennenzulernen. Er spielte ein bisschen Handball, ein bisschen Basketball und trank Kaffee in der Snackbar, wo er auch, falls er wollte, einen Fruchtsaft-Mix oder einen Joghurt-Shake oder irgendwelchen grünen Gemüsesaft bekommen hätte.
    Jennifer stellte ihr Tablett ab und lächelte ihn an.
    »Ich heiße Jennifer«, sagte sie.
    »Jesse Stone.«
    »Was trinken Sie da?«
    Sie hatte blaue Augen, die größten Augen, die Jesse jemals gesehen hatte, mit sehr langen Wimpern. Sie trug ein kobaltblaues und smaragdgrünes Spandex-Trikot, ihre Fingernägel waren blau.
    »Kaffee.«
    »Wahnsinn. Hier mitten in der Gesundheitsbar?«
    Jesse lächelte. Jennifer hatte ein Sandwich aus Vollkornweizen mit Avocadocreme. Als sie hineinbiss, quoll die Creme an den Seiten heraus und tropfte ihr aufs Kinn. Sie kicherte, als sie das Sandwich zurücklegte und sich das Kinn mit der Serviette abwischte. Er mochte, wie sie kicherte. Er mochte die Art, wie sie es hinnahm, dass das Sandwich auf ihr Kinn tropfte. Er mochte ihr grünes Haarband und wie es ihr Haar davor bewahrte, ins Gesicht zu fallen. Ihm gefiel, dass ihre Haut ein wenig zu dunkel für ihr blondes Haar war, und er fragte sich einen Moment lang, was wohl ihre richtige Haarfarbe war.
    »Sind Sie Geschäftsmann?«, fragte Jennifer.
    »Ich bin Polizist.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Mein Gott, Sie sehen nicht so aus.«
    »Wie sehe ich denn aus?«, fragte Jesse.
    »Wie ein Produzent vielleicht, oder ein Agent. Sie wissen schon: schlank, guter Haarschnitt, gut gekleidet, Oakley-Sonnenbrille.«
    Jesse lächelte noch mehr.
    »Tragen Sie eine Pistole bei sich?«, fragte Jennifer.
    »Klar.«
    »Wirklich?«
    Jesse hielt seine Jacke auf und drehte sich leicht zur Seite, damit sie die 9-mm-Pistole sehen konnte, die er hinter der rechten Hüfte trug.
    »Ich hab noch nie eine Waffe in der Hand gehabt.«
    »Das ist auch gut so.«
    »Ich würde gern mal mit einer schießen. Ist es schwierig?«
    »Nein«, sagte Jesse. Das mit der Kanone funktionierte immer. Außer es waren irgendwelche Spät-Hippies, dann fanden sie es abstoßend.
    »Ich nehm Sie mal zum Schießen mit, wenn Sie mögen.«
    »Ist das sehr aufregend?«
    »Nein.«
    Jennifer aß ein bisschen von ihrem Sandwich und tupfte sich den Mund ab.
    »Wenn ich gewusst hätte, dass ich mit jemandem zusammen essen würde, hätte ich nicht so ein Sandwich bestellt«, sagte sie.
    Jesse nickte.
    »Sie reden nicht viel, stimmt’s?«
    »Nein«, sagte Jesse, »tu ich nicht.«
    »Wie kommt das? Die meisten Typen hier quasseln ohne Ende.«
    »Das ist einer der Gründe.«
    Jennifer lachte.
    »Gibt’s noch andere?«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, mal in Schwierigkeiten gekommen zu sein, weil ich die Klappe gehalten habe.«
    »Was für eine Art Polizist sind Sie?

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