Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
verschwunden.«
»Bist du sicher, dass ihr euch auf der Straße nicht verpasst habt?«
»Torran war mit ihm unterwegs. Und Torran war es auch, der mir erzählt hat, dass Constatin eines Tages nicht zurückgekommen ist.«
»In Ordnung. Was ist passiert?«
»Es war an einem Dienstag. Constatin hatte sich zum Mittagessen mit Garroy im Blauen Fuchs gegenüber von Golden Park verabredet, um das diesjährige Geschäft unter Dach und Fach zu bringen.«
»Kenne ich, den Laden«, bemerkte Edeard steif.
»Er ist nie dort angekommen. Garroy hat an dem Abend in Torrans Herberge angefragt. Er wollte wissen, was los war, denn Constatin war nicht gekommen. Torran hat eineinhalb Tage nach ihm gesucht, bevor er zur Konstablerwache in Ysidro gegangen ist. Dort konnten sie nicht viel tun, aber der diensthabende Wachtmeister versprach ihm, die Augen offenzuhalten. Seitdem haben wir nichts mehr gehört.«
»Ich verstehe.«
»Ich hatte eigentlich gedacht, dass es heutzutage keine Banden mehr in Makkathran gibt.«
»Gibt es auch nicht«, erwiderte Edeard kategorisch. Die Sache war in der Tat seltsam. Andererseits hatten die Captains mehrerer Wachen vermerkt, dass die Anzahl von als vermisst gemeldeten Personen in den letzten paar Jahren leicht gestiegen war. Aber damit war in Anbetracht der zahlreichen Besucher, die Makkathran aufnahm, und angesichts des Umstands, wie unvertraut sie mit der großen Stadt waren, zu rechnen gewesen.
»Es war am Morgen, Edeard, am hellichten Tage. Was könnte ihm nur zugestoßen sein? Torran hat auch schon alle Hospitäler und sogar den Totenacker überprüft.«
Edeard legte Olbal seine Hand auf die Schulter und versuchte mental mit einem beruhigenden Gefühl durchzudringen. »Ich werd' mit dem Captain reden. Ich schätze, sie haben der Sache keinen Vorrang eingeräumt, und zumindest in der Hinsicht kann ich was tun.«
»Danke, Edeard, ich hasse diese Art von Vetternwirtschaft, aber meine Schwester macht sich schreckliche Sorgen. Er ist ihr einziger Sohn.«
»Schon in Ordnung.«
Edeard runzelte die Stirn, überlegte, was er noch fragen könnte. Mysterien wie dieses waren eine Seltenheit in Makkathran. Er kannte nur einen Menschen, der solch sonderbare Rätsel löste, aber das war lächerlich. Sie war nichts weiter als ein Produkt seiner bizarren Träume. Nichtsdestotrotz benutzte sie eine Ausschlussmethode, um Verdächtige zu ermitteln, und das Sammeln aller verfügbaren Information gehörte zu dieser Methode unabdingbar dazu.
Also fuhr Edeard fort zu fragen. »Du sagtest, dass du dieses Jahr direkt mit den Kaufleuten verhandeln wolltest. Ist das ungewöhnlich?«
»Eigentlich nicht. Sonst erledige ich das in der Regel über ihre Handelsvertreter. Sie haben welche in jeder Provinz. Und Garroy besucht uns alle paar Jahre, um einen persönlichen Kontakt aufrechtzuerhalten. Außerdem esse ich, wann immer ich in der Stadt bin, mit ihm zu Abend. Man braucht einfach ein gewisses Vertrauensverhältnis, wenn man im Geschäft bleiben will.«
»Und warum hast du diesmal Constatin hierher geschickt?«
»Ich wurde von einigen neuen Händlern kontaktiert, die an unseren Naturprodukten Interesse zeigten. Sie bieten einen guten Preis, einen sehr guten Preis.«
»Ist das schlecht?«
»Nein. Und ich denke durchaus, dass ich einen beträchtlichen Teil unserer Ernte an sie verkaufe. Allerdings möchte ich auch unsere Handelsbeziehung zum Hause Linsell aufrecht halten. Sie sind verlässliche Kunden, und ich muss an die Zukunft denken, vor allem bei so einem Haufen Kinder.« Er lächelte liebevoll. »Neue Kaufleute kommen, und neue Kaufleute gehen. Zum Teil hab' ich Constatin hierher geschickt, um dem Haus Linsell zu signalisieren, dass wir sie, obwohl wir offensichtlicherweise den Preis hochdrücken wollen, nicht fallenlassen würden.«
»Wer sind diese neuen Händler?«, fragte Edeard. Allmählich beschlich ihn bei der Sache ein ungutes Gefühl.
»Sie arbeiten für einen Lieferanten hier aus der Stadt. Sein Name ist Uphal.«
»Was ist los?«, fragte Kristabel. Aufgerichtet saß sie im Bett und schaute Edeard zu, wie er seinen Seidenschlafanzug anzog. »Und sag jetzt nicht: nichts. Du bist ziemlich still gewesen, seit du heute Nachmittag heimgekommen bist.«
»Ja.« Er wälzte sich aufs Bett. Die Wände erinnerten sich an nichts. Kiary und Manel, das lüsterne Pärchen, hatten die Erinnerung der Stadtsubstanz entfernt. Er musste unbedingt herausfinden, wie das ging, vielleicht konnte ihm das selbst
Weitere Kostenlose Bücher