Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Hintertür der Dunklen Festung?«
»Mann, ich mag dich nicht.«
»Ich bin mir bewusst, dass das nicht leicht ist.«
»Du hast ja keine Ahnung.«
Manchmal, morgens nach dem Aufwachen, trat Araminta auf den Balkon hinaus und sah zu, wie über Golden Park die Sonne aufging und mit ihren ersten Strahlen die Spitzen der weißen Säulen entlang dem Upper Grove Canal berührte.
So auch an diesem.
Mehr als tausend Menschen waren normalerweise dort, winkten ihr zu und begrüßten sie mit Hochrufen und dankbaren Gedanken, die sie über das Gaiafield empfing. Sie kampierten dort über Nacht, sehr zum Leidwesen der Stadtobrigkeiten. Doch Araminta hatte die Kleriker angewiesen, sie in Ruhe zu lassen, wohl wissend, dass es, je mehr Menschen sie hier beobachteten, umso schwieriger sein würde, etwas gegen die zweite Träumerin zu unternehmen.
Nach wie vor ließ sie jedermann an allem, was sie sah, hörte oder über das Gaiafield spürte, teilhaben, was in den ersten paar Tagen, wenn sie die Toilette benutzt hatte, zu einigen äußerst peinlichen Momenten geführt hatte. Sie lernte schnell, damit aufzuhören, zu diesen Gelegenheiten auch alles andere als ihre visuellen Sinne zu teilen und achtete sorgsam darauf, wo sie hinsah. Was werden sollte, wenn sie ihre Tage bekam, daran mochte sie gar nicht erst denken. Glücklicherweise beruhte diese Rücksichtnahme auf Gegenseitigkeit, und niemand, mit dem sie in Kontakt kam, war so taktlos, es zu erwähnen.
Sie war wirklich froh, dass sie ihre eigenen Gedanken relativ gut unter Kontrolle hatte (hin und wieder griff sie zur Unterstützung auch auf das Melange-Programm zurück). Ohne diese Disziplin wäre sie dem Ansturm von Bewusstseinen im Gaiafield komplett ausgeliefert gewesen. Bei diesen allzu inbrünstigen Anhängern gab sie sich wohlweislich bedeckt, und es reichte ihr, durch die nicht versiegen wollenden Dankbarkeitsergüsse zu wissen, dass sie da waren. Von allen anderen - der Flut von Emotionen von Milliarden und Abermilliarden Menschen, die sie mitnichten verehrten - hielt sie sich so fern, wie es ging. Und doch war es unmöglich, sich nicht ihres Hasses und ihrer Verunglimpfungen bewusst zu sein. Stunde um Stunde um Stunde war sie den schlimmsten Beleidigungen ausgesetzt und der Verachtung durch die Mehrheit ihrer eigenen Spezies. Manchmal in solch extremem Maße, dass es kaum noch auszuhalten war. Für diese Leute verkörperte sie das reine Böse, war sie der Weltenzerstörer in Menschengestalt. Was durchaus gerechtfertigt war, wie sie zugeben musste. Immerhin war sie im Begriff, das Ereignis zu triggern, das ihnen allen höchstwahrscheinlich den Tod bringen würde.
Sie bedankte sich bei der Menschenmenge in Golden Park mit einem kurzen Winken und ging wieder hinein. Die eingelassene Wanne im Badezimmer war beinahe groß genug, um darin zu schwimmen; und natürlich hatte niemand, vom Träumer bis hinunter zum Kleriker-Conservator, daran gedacht, in einem bescheidenen Eckchen eine vernünftige Sporendusche zu installieren. Wenn die Bewohner der Prunkgemächer sich waschen wollten, dann mussten sie das schon auf die altmodische Art tun. Araminta stieg in das auf Körpertemperatur erwärmte Wasser und begann, sich mit der Flüssigseife einzureiben. Unwillkürlich musste sie dabei an Edeard und seinen Stall voll leichter Mädchen denken, mit denen er sich während der düsteren Zeit in seinem dreißigsten bis dreiunddreißigsten Traum verlustiert hatte. Mit einem knappen Sprachbefehl aktivierte sie die Brause und spülte sich den Seifenschaum ab, leicht irritiert darüber, wie sehr das alles hier einer Szene aus einem Softporno glich - mit ihr in der Hauptrolle.
Und tatsächlich konnte sie, all ihrer Entschlossenheit zum Trotze, fast körperlich die Bewunderung männlicher Living-Dream-Anhänger spüren, die ins Gaiafield leckte, während das Wasser an ihrer Haut abperlte. Und ebenso die nicht weniger Frauen. Schlimmer fand sie allerdings, dass auch eine ganze Reihe ihrer Gegner unverhohlen ihr Entzücken über ihre weiblichen Vorzüge zeigten.
Wenn das hier vorbei ist, werde ich mich über die Silfenpfade ans andere Ende der Galaxie verpissen und da für den Rest meines Lebens auf Einsiedler machen müssen. Ihr Blick ging hinab zu dem Anhänger, der zwischen ihren glänzenden Brüsten baumelte - oh ozzieverdammte Scheiße, guck woanders hin! Er war nicht warm, und das Licht in seinem Innern war schwach, als wäre ein winziger Fetzen Fluoreszenz in dem Kristall gefangen,
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