Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
festgehalten.«
»Weshalb?«
Rincensos Lächeln wurde breiter. »Man hatte Bedenken, er könnte Sie von unserem Begrüßungsteam abschirmen.«
»Ah. Hat er nicht. Hab's alleine geschafft, ihnen eine Nase zu drehen.« Eine Kunstpause. »War nicht so schwer.«
»Nicht für Sie, Träumer.«
Er war so aalglatt, dass ihr fast die Schokolade wieder hochkam. »Ist er jetzt hier?«
» Ja .«
»Bringen Sie ihn herein.«
Rincenso zögerte. »Träumer, er wurde äußerst gründlich verhört.«
»Gründlich? Sie meinen ...« Sie mochte nicht darüber nachdenken. Ich gebe einen echt beschissenen Despoten ab.
»Er wurde einer Erinnerungsauslesung unterzogen, ja.«
»Honious! Bringen Sie ihn herein.«
Der Mann, den man kurz darauf durch die Speisesaaltüren hereinführte, wurde von einem kräftigen Sicherheitswachmann in einer Konstabler-Uniform gestützt. Er sah aus wie Likan, aber seine Seele war definitiv verdorrt. Jeder Groll, den sie noch auf ihn verspürt haben mochte, erlosch augenblicklich. Sie stand auf und zog den Stuhl neben sich zurück. Der Wachmann half ihm, sich zu setzen. Es gab keine Anzeichen für irgendwelche körperlichen Schäden, doch er zitterte an allen Gliedern und kauerte sich zusammen, als würde er sich vor einem omnipräsenten Folterknecht ducken.
»Es tut mir leid«, sagte Araminta. »Ich hatte keine Ahnung.«
»Du«, stieß er verbittert hervor. »Du hattest von Anfang an irgendetwas an dir.«
»Du warst selbst ein schräger Vogel.«
»Als wir uns getrennt haben, hast du mir was anderes erzählt.« Seine Blicke huschten durch den großen Saal. »Aber das kannst du ja jetzt in den Akten nachlesen. Du weißt, dass ich die Wahrheit sage.«
»Man wird dir alle Kopien übergeben. Ich veranlasse das«, sagte sie mit verhaltener Autorität. Rincenso nickte diskret. »Du kannst sie, wenn du möchtest, vernichten.«
»Ha. Und was nützt mir das, wenn die Leerengrenze ihre Krallen aus den Sternen rausstreckt und uns allesamt auslöscht?«
»Eine Frage, die du dir, wie ich sicher bin, bestimmt auch gestellt hast, als du dich an der Erfüllung von Conservator Ethans Plänen auf Viotia mitschuldig gemacht hast. Diese ganze ungeheuerliche Invasion diente nur dem einen Zweck, mich zu finden. Was, dachtest du, würde der Zweite Träumer tun, wenn ich in den Orchard-Palast aufgestiegen war?«
Trotz seiner Muskelzuckungen zwang er seinen Kopf zu einem Schütteln.
»Du hältst uns wie alle Nichtgläubigen für dumm und verblendet«, fuhr sie fort. »Die Habgier steht bei dir an oberster Stelle.«
»Ich lass' mich nicht von Habgier leiten. Hinter meinem Handeln steckt Strategie, ich arbeite logisch und planvoll.«
»Likan ... das interessiert mich alles nicht. Was immer zwischen uns war, ist lange vorbei. Du bist heute hier, weil es gilt, ein Unrecht wiedergutzumachen.«
»Schieb dir deine Entschuldigungen sonstwohin. Ich hoffe, die Krieger-Raiel schießen deine Pilgerflotte zu Brei. Und wir anderen werden auf der größten Party, die die Geschichte je gesehen hat, zur Feier deines Ablebens die Puppen tanzen lassen.«
»Ich entschuldige mich nicht für dein Verhör, das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
»Ach ja? Dann sollte ich die Raiel vielleicht bitten, dich direkt den Prime zu übergeben. Und wir wissen ja alle, was die mit Menschen tun, oder?«
Sie konnte spüren, wie Milliarden Gleichgesinnte ihn anfeuerten und hofften, dass seine Wünsche in Erfüllung gingen. »Ich bin bereit, dich gehen zu lassen«, sagte sie.
»Was?«
»Nach Hause nach Viotia vielleicht? Unser Wurmloch wird heute oder morgen geschlossen, jetzt, nachdem alle meine Anhänger wieder heimgekehrt sind. Die Viotia-Behörden würden dir bestimmt gern ein paar Fragen stellen, zum Beispiel bezüglich deiner Rolle bei der faulen Kapitulation der Regierung vor Kleriker Phelim und der Invasion - oh, Phelim kommt wieder nach Ellezelin zurück und schließt sich der Pilgerflotte an. Was meinst du, auf wen sich dann wohl die Gerichtsbarkeit stürzt? Und ich werde mit Vergnügen jede Anfrage um Aushändigung deiner ausgelesenen Erinnerungen zwecks gründlicher Einsicht wohlwollend prüfen. Was fällt dir eigentlich zu dem Wort Landesverrat ein?«
Sein ganzer Körper wurde plötzlich von heftigen Zuckungen geschüttelt. »Aber du sagtest ...«
»Ich sagte, dass ich dich gerne freilassen würde. Aber zuerst ist da noch ein Unrecht wiedergutzumachen, eines, das nur du allein berichtigen kannst.«
»Miststück!«
»Phelim hat
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