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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Ausgänge lief. Er wollte oder konnte sich nicht umdrehen. Er hatte keine Ahnung, wovor sie flohen. Energiewaffen kreischten auf und die Menschen warfen sich zu Boden. Er jedoch blieb stehen, schaute herab auf ihre lang hingestreckten Körper. Auf seltsame Weise vermochte ihn das Grauen nicht zu erreichen. Er wusste nicht, was es sein konnte. Doch er war hier mit diesen Menschen, war Teil ihres Entsetzens, welcher Schrecken auch immer sich hier gerade abspielen mochte. Dann glitt eine Art Schatten wie sich ausbreitende Dämonenflügel über den Boden.
    Keuchend fuhr Aaron in seinem Bett auf. Seine Haut war kalt und nass von Schweiß. Sein Herz hämmerte. Es dauerte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, wo er war. Die Lichter in der Schlafkabine flackerten auf und ließen ihn die gewölbten Schiffstrennwände erkennen. Blinzelnd starrte er sie an, während der Traum allmählich verblasste.
    Irgendwie wusste er, dass die merkwürdigen Bilder mehr als nur ein Traum gewesen waren. Sie mussten eine Erinnerung aus seinem früheren Leben sein, eine Erinnerung an ein Ereignis, das stark genug war, in seinen Neuronen haften geblieben zu sein, während der Rest seiner Identität gelöscht worden war. Er war neugierig und erschrocken zugleich.
    Wo, zur Hölle, bin ich da bloß hineingeraten?
    Doch was immer auch der Grund für den Tumult gewesen war, bei Licht betrachtet erschien er ihm kaum schlimmer als alles, das diese Mission bislang mit sich gebracht hatte. Sein Herzschlag hatte sich auch ohne biononische Unterstützung wieder beruhigt. Er atmete tief durch und kletterte aus der Koje.
    »Wo sind wir?«, fragte er den Smartcore der Artful Dodger .
    »Sechs Stunden vor Anagaska.«
    »Sehr gut.« Er streckte sich und rollte mit den Schultern. »Gib mir eine Dusche«, befahl er dem Smartcore. »Fang mit Wasser an; schalt um auf Sporen, wenn ich es sage.«
    Die Kabine begann sich zu verändern, die Koje schob sich zurück in die Schiffswand, der Boden verfestigte sich zu einer Oberfläche aus schwarz-weißem Marmor. Goldene Austrittsöffnungen wuchsen aus jeder der vier Ecken, dann spritzte warmes Wasser heraus.
    Selbst angesichts seines offensichtlichen Higher-Ursprungs war es eine Überraschung gewesen, festzustellen, dass das Schiff mit einem Ultra-Antrieb ausgestattet war. Bisher hatte Aaron diese Technologie für nicht mehr als ein Ammenmärchen gehalten. Das war auch der Moment gewesen, da ihm klar wurde, dass er für irgendeine ANA-Fraktion arbeiten musste. Das war ein Gedanke, den er noch um einiges interessanter fand als den Antrieb. Denn das bedeutete, dass die Pilgerfahrt weit, weit ernster genommen wurde, als die Leute im Allgemeinen dachten.
    Nachdem die Sporen seine Haut gereinigt und getrocknet hatten, zog er sich einen schlichten dunkelvioletten einteiligen Anzug an und trat in die Hauptlounge hinaus. Seine kleine Kabine zog sich in den Schiffsrumpf zurück, um mehr Bodenfläche zu schaffen. Corrie-Lyns Kabine war noch belegt, ein einfacher, blasenartiger Umriss, der in den halbkugelförmigen Raum hineinragte. Sein gestriger Vorschlag, sich gemeinsam eine Schlafstelle zu teilen, hatte ihr nur einen eisigen Blick und ein augenblickliches »Gute Nacht«, entlockt.
    Wahrscheinlich würde sie nicht eher wieder herauskommen, bis sie gelandet waren.
    Die Kücheneinheit lieferte ihm ein ausgezeichnetes Frühstück, bestehend aus Benjiit-Spiegeleiern und luftgetrocknetem Wiltshire-Räucherschinken mit Toast und dicker englischer Marmelade. Aaron besaß einen ausgeprägten Sinn für Tradition. So zumindest hat es den Anschein , grübelte er.
    Während er die dritte Scheibe Toast in sich hineinstopfte, kam wider Erwarten Corrie-Lyn aus ihrer Kabine. Sie trug ein (für ihre Verhältnisse) sittsames türkis- und smaragdfarbenes knielanges Kaschmirstrickkleid, das der Schiffssynthetisator für sie generiert hatte. Ihre Kabine zog sich in die Wand zurück. Sie holte sich einen großen Becher Tee von der Kücheneinheit, bevor sie Aaron gegenüber Platz nahm.
    Den Gefühlszustand einer Person zu erkennen war ein wesentlicher Bestandteil von Aarons Assessmentroutine. Doch an diesem Morgen war Corrie-Lyn so unlesbar wie ein schweigender Solido.
    Eine Weile starrte sie ihn schweigend an und schlürfte ihren Tee, offensichtlich unbeeindruckt von der Peinlichkeit der Situation.
    »Haben Sie etwas auf dem Herzen?«, fragte er sanft, die Stille durchbrechend. Dass er derjenige war, der sie brach, sagte einiges aus. Es gab nicht viele

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