Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Bewegung und blieb dann abrupt stehen. Über zehn Banditen stürmten mit ihren Rennfüchsen die Straße hinauf auf sie zu. Dabei achteten sie weder auf die kopfscheuen Hühner noch auf die aufgeregt plappernden Ge-Schimpansen, die sich vor den wirbelnden Flammen, die die Gebäude verzehrten, in Sicherheit zu bringen versuchten. »Herrin!« Suchend blickte er sich um, nicht wagend, seinen Fernblick einzusetzen, für den Fall, dass der teuflische Bandit es bemerken würde.
»Ist mir egal, ob das Feuer die Verfolgung erschwert. Findet ihn!«
Die Stimme des Banditen klang wütend, was die erste gute Neuigkeit war, die Edeard in dieser Nacht zuteil wurde. Jetzt, da er seinen Blick umherschweifen ließ, sah er erst, wie verheerend das Feuer sich ausgebreitet hatte. Jedes Gebäude brannte lichterloh. Eine stinkende, gewaltige Rauchsäule türmte sich Hunderte von Metern über dem Dorf auf und versperrte die Sicht auf Sternbilder und Nebel. Unterhalb ihrer düsteren Okklusion stürzten Hausmauern ein, trieben Lawinen von brennenden Möbeln und zerstörten Balken hinaus auf die Gassen. Selbst die Banditen wurden vorsichtiger, wenn die schmaleren Durchgänge blockiert waren. Natürlich, wie konnte es anders sein, schnitt das lodernde Verderben Edeard sämtliche Fluchtwege ab. Was er brauchte, war eine Ablenkung, und zwar bald. Mit seiner dritten Hand stieß er einen Stapel Bierfässer an und brachte ihn zum Kippen. Etliche der Fässer zerbarsten. Schäumend ergoss sich eine gewaltige Bierwelle über das Pflaster und breitete sich weitflächig aus. Gleichzeitig griff er nach dem Geist so vieler Genistars, wie er nur habhaft werden konnte, und zog sie allesamt zum Marktplatz, indem er ihnen dort einen Zufluchtsort bot. Die Tiere flohen aus ihren Stallungen und jagten in wilder Flucht die engen Dorfschneisen hinab. Verwirrte Rennfüchse setzten ihnen hinterher, ließen alle Zurückhaltung fahren, um ihren ursprünglicheren Jagdinstinkten zu folgen.
»Fast schon clever«, meldete sich der Bandit. »Glaubst du, dass du damit deine Witterung erschwerst? Okay, warum ersparst du uns das nicht alles, du Held?«
Die Banditen auf dem Marktplatz formierten sich zu einer Linie und eröffneten das Feuer, nahmen mit ihren aufflammenden Waffenmündungen in weiten Bögen das Gelände unter Beschuss. Genistars jaulten auf und winselten, als Kugeln sich durch ihr Fleisch fraßen. Panisch sprangen und jagten sie schutzsuchend davon, während ihnen ein Geschosshagel nach dem nächsten folgte. Rennfüchse fauchten und knurrten vor Hass und vor Schmerz, wenn auch sie getroffen wurden. Dutzende von Tieren stürzten leblos aufs Pflaster. Blut vermischte sich mit Bier und strömte über die abschüssigen Wege.
Edeard und Salrana ließen sich zu Boden fallen, als die Kugeln um sie herum in die Stände einschlugen. Holz zerbarst, Splitter sausten durch die Luft. Sie begannen zu kriechen. Es dauerte nicht lange, bis das Feuer wieder eingestellt wurde. Edeard wartete auf die nächste höhnische Longtalkbemerkung, doch sie blieb aus. »Jetzt, schnell«, drängte er sie. Hand in Hand rannten sie zu der Gasse, die um das Grundstück der Zimmermanngilde herumführte. Draußen vor den Mauern patrouillierten Banditen mit ihren Rennfüchsen. Das Innere des Anwesens brannte lichterloh, da das Feuer nun auch auf die Holzvearbeitungshallen und -lager übergriff und riesige Flammen in den rauchverklumpten Nachthimmel spie. Das Schieferdach des Hauptgebäudes war bereits eingestürzt. Edeard fragte sich, ob drinnen wohl noch jemand lebte, sich vielleicht in einem der Keller versteckend. Bestimmt hatte Obron eine Möglichkeit gefunden, sich zu retten. Er konnte sich eine Welt ohne Obron nicht denken.
Sie kamen an eine Kreuzung, und Salrana machte Anstalten, nach rechts abzubiegen.
»Nein, nicht da lang«, zischte er.
»Aber da geht’s runter zum Wall«, flüsterte sie zurück.
»Genau damit werden sie rechnen. Die Rennfüchse werden uns in dem Moment gewittert haben, wo wir über die Befestigungsmauern zu klettern versuchen.«
»Wohin sollen wir dann?«
»Hoch zum Felsen.«
»Aber … werden sie die Höhlen nicht durchsuchen?«
»Wir verstecken uns nicht in den Höhlen«, versicherte er ihr. In der Nähe stieß er auf etwa ein Dutzend noch lebender Genistars, hauptsächlich Hunde, neben einigen Schimpansen und sogar einem Fohlen. Er befahl ihnen, kreuz und quer über ihre eigene Spur zu laufen, um falsche Fährten zu legen. Obwohl er annahm, dass nicht
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