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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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helfen.«
    »Nein. Hier ist alles verloren. Bring dich in Sicherheit. Überlebe, Edeard, bitte. Bleib heute Nacht einfach am Leben. Lass nicht zu, dass sie gewinnen.«
    Edeard begann die Straße hinaufzurennen, zuckte jedes Mal zusammen, wenn sein stiefelloser Fuß den Boden berührte. »Sie werden dieses Dorf nicht zerstören.«
    »Das haben sie bereits, Junge. Such irgendwo Deckung. Hau ab.«
    Er ließ seinen Fernblick ausströmen, schickte ihn voraus, um ihn vor weiteren Banditen zu warnen. Sah einen Rennfuchs, der eine Gasse entlangsprang. Als er auftauchte, war Edeard fast auf gleicher Höhe mit ihm. Er stieß der Kreatur seine dritte Hand in den Schädel und zerfetzte ihr das Gehirn. Sie stürzte in das dämonisch flackernde Feuer eines lodernden Strohdachs. Die Straße war eine Schlucht aus tanzenden Flammen, wie der leuchtende Morgen so hell. Schreie, Rufe und Schüsse zerrissen das misstönende, konstante Grollen der Gluten.
    »Du hast es raus, was?«, höhnte der Wachturm-Bandit.
    Edeard trieb seinen Fernblick hinaus in den Turm, aber der Mann war nicht mehr da. Rasch prüfte er die nähere Umgebung, doch außer dem zerstörten Haupttor und den toten Dorfwachen fand er nichts. »Wo ist er hin?«, fragte Edeard ärgerlich. »Akeem, hilf mir, ich kann die Hälfte von ihnen nicht wahrnehmen.« Im selben Moment hörte er leise einen Waffenmechanismus klicken, und er verhärtete sein Schild. Der nachfolgende Kugelhagel kam aus einem der Häuser, an denen er soeben vorbeigelaufen war. Er hatte Glück, wie ihm erst im Nachhinein klar wurde, dass nicht alle Geschosse ihn trafen, dass der Bandit sein Ziel bereits nicht mehr genau im Visier hatte. Es rettete ihm das Leben. Dies und die ruhige Longtalkstimme, die sein Geist in der nächsten Sekunde empfing: »Nein, nicht ihn.«
    Nichtsdestotrotz reichte die Wucht der auf ihn einprasselnden Geschosse aus, ihn rücklings und halb betäubt zu Boden zu werfen. Instinktiv schlug er mit seiner dritten Hand in Richtung der Schüsse. Ein Bandit kam torkelnd aus dem Haus, taumelte auf die Straße und schüttelte dabei wie wild den Kopf. Edeard griff nach dem lodernden Strohdach über ihm und zerrte daran. Flammenwogen lösten sich aus dem zusammenfallenden Gebälk, stürzten hinab auf den Banditen und zwangen ihn in die Knie. Glücklicherweise wurden seine Schreie gedämpft.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Akeem.
    Ächzend wälzte Edeard sich wieder auf die Beine. Überall waren Flammen. Das tosende Feuer jagte riesige, Funken sprühende Bälle aus Stroh in den Nachthimmel hinaus. Fenster und Türen spien züngelnde, orangefarbene Luftschlangen hervor. Die Hitze auf seinem nackten Oberkörper war kaum auszuhalten, er war sich sicher, seine Haut Blasen werfen und aufplatzen zu spüren. »Ich bin hier«, erwiderte er. »Aber ich kann sie nicht erfassen, ich hab keine Ahnung, wo sie sind.« Doch er wusste, dass der Wachturm-Bandit auf dem Weg zu ihm war, sich still und unbemerkt durch die tanzenden Flammen und ineinandersackenden Hausmauern stahl.
    »Versuch das hier«, sagte Akeem. Sein Longtalk dehnte sich aus wie aufsteigender Vogelgesang. Er schien jeden Winkel in Edeards Schädel auszufüllen. Ein Geschenk des Wissens – Gedanken und bisweilen Erinnerungen, die ihren Empfänger lehrten, wie eine bestimmte mentale Aufgabe zu bewerkstelligen war. Edeard hatte Hunderte von Anleitungen zur Kunst des Formens in sich aufgesaugt, aber diese war viel, viel komplexer. Als der Gesang endete, begann er, seinen Fernblick und seine dritte Hand zu einer symbiotischen Macht zu verbinden, die eine graue Dunkelheit um ihn herum wob. Es war, als würde er inmitten eines dichten Nebelflecks stehen.
    »Und jetzt, bitte«, flehte Akeem, »bring dich in Sicherheit. Vergeude nicht dein Leben, Edeard, jetzt ist nicht die Zeit für sinnlose Gesten. Bitte. Denk daran: der Blaue Turm in Makkathran. Gehe dorthin. Sei jemand.«
    »Ich kann euch nicht im Stich lassen«, schrie er in die schreckliche Nacht.
    »Das Dorf ist bereits verloren. Geh jetzt. Geh, Edeard. Lass nicht alles umsonst gewesen sein.«
    Edeard wollte aufbegehren, wollte hinausbrüllen, dass sein Meister sich irrte, dass seine tapferen Lehrlingsfreunde und starke Lehrer wie Melzar und Wedard den Gegenschlag anführen würden. Doch auf all die lodernde Verheerung ringsumher blickend, wusste er, dass das nicht stimmte. Immer noch erfüllten Schreie die Luft, zugleich mit dem Knurren der Rennfüchse und dem tödlichen Lärm der

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