Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
einmal Rennfüchse imstande sein würden, sie in all dem Rauch und der Asche, die in der Luft lagen, zu verfolgen.
    Es dauerte einige Minuten, bis sie an der Stelle ankamen, wo der neue Brunnen ausgehoben wurde. Bislang hatten Wedard und sein Trupp erst knapp fünf Meter ausgeschachtet und kaum das obere Drittel mit Stein eingefasst. »Los, da rein«, forderte Edeard sie auf. Eine schmale Leiter führte hinab zu dem hölzernen Gerüst am Boden des Lochs, auf dem Ge-Affen ihre Tage damit zugebracht hatten, sich immer tiefer in den Stein und Lehm hineinzugraben.
    »Sie werden bestimmt hier reingucken«, sagte Salrana verzweifelt.
    »Nur, wenn er offen ist«, erwiderte Edeard grimmig und deutete auf die große steinerne Abdeckung, die den Schacht nach Fertigstellung einmal verschließen sollte.
    »Du meinst, du kriegst den Brocken da bewegt?«, fragte sie skeptisch.
    »Das werden wir in einer Minute wissen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand mit seinem Fernblick durch ihn hindurchsehen kann.«
    Salrana begann die primitive Leiter herunterzuklettern. In ihrem Geist brodelte es vor Angst. Edeard folgte ihr, blieb jedoch auf einer Sprosse stehen, als sein Kopf sich auf gleicher Höhe mit der Brunnenkante befand. Das Ganze hier war ein äußerst riskantes Unternehmen, eines, von dem jetzt ihrer beider Leben abhing. Doch ihm fiel partout keine Möglichkeit ein, wie sie aus dem Dorf herauskommen sollten, wie sie unbemerkt vor den Rennfüchsen und den in Alarmbereitschaft versetzten Banditen flüchten könnten. Er feuerte eine Longtalkanfrage an das Anwesen der Eiformergilde ab. »Akeem?«, fragte er leise. Er erhielt keine Antwort. Er wagte immer noch nicht, seinen Fernblick zu benutzen. Einen letzten wilden Blick auf die tobende Feuersbrunst werfend, die sein Zuhause gewesen war, griff er mit seiner dritten Hand hinaus und hob die riesige Steinplatte an. Still hob sie sich empor, schwebte einen Moment lang wenige Zentimeter über dem Boden, bevor sie sich schließlich mit einem langsam mahlenden Geräusch auf den Brunnenschacht senkte. Das orangefarbene Flackern der Flammen, die Geräusche einstürzender Gemäuer, die Laute menschlicher Qual – alles verstummte von einem Moment auf den anderen.
     
    Edeard wartete etliche Stunden. Eng aneinandergeklammert kauerten er und Salrana auf den Planken am Boden des Schachts und zogen jeweils aus dem anderen so viel Trost, wie es angesichts ihrer Lage eben nur ging. Schließlich fiel sie in einen von Zucken und Stöhnen begleiteten unruhigen Schlaf. Er selbst wollte sich diesen Luxus nicht gönnen.
    Ist das alles meine Schuld? Wollten sie Rache für den Überfall damals im Wald? Aber sie haben doch angefangen. Die allerschlimmsten Schuldgefühle jedoch bereitete ihm die Frage, die fortwährend an seiner Seele nagte: Hätte ich mehr tun können? Nun, da er nüchtern und der schlimmste Kater vorbei war, dachte er ununterbrochen über dieses merkwürdige Gefühl nach, das ihn so jäh hatte erwachen lassen. Es war das gleiche gewesen wie die Unruhe, die er im Wald verspürt hatte; eine unbestimmte Vorahnung, dass irgendetwas nicht stimmte. Normalerweise behaupteten allein die ranghohen Priesterinnen der Empyreischen Herrin von sich, einen bescheidenen Zeitblick zu besitzen; selbstredend verliehen von der Herrin höchstselbst. So etwas war denkbar. Wenn ich nur nicht so dumm gewesen wäre. Hätte ich doch bloß auf die Warnung gehört …
    Er wollte den Steindeckel nicht öffnen. Das Bild, das sie, wie er wusste, erwarten würde, war schier zu entsetzlich, um überhaupt nur daran zu denken. Meine Schuld. Alles meine Schuld.
    Stunden nachdem sie sich hierher geflüchtet hatten, sickerten durch den Rand der Abdeckung, dort, wo die Steinkante nicht vollkommen abschloss, einige fahle Lichtstrahlen herein. Edeard wartete weiter. Der Sonnenaufgang würde die Banditen nicht automatisch vertreiben. Es gab hier im Umkreis von zig Meilen absolut nichts mehr, wovor sie sich fürchten mussten. Es würden die anderen Dörfer sein, die fortan jedem Einbruch der Nacht mit Grauen entgegensehen müssten.
    »Wir hätten nie für möglich gehalten, dass sie so gut organisiert sind«, sagte Edeard verbittert. »Gerade ich hätte es erkennen müssen.«
    »Sei nicht albern«, erwiderte Salrana. Erneut streckte sie in der Dunkelheit ihre zarten Arme nach ihm aus, legte sie um seine Hüften. »Wie hättest du das wissen sollen? Das ist etwas, das zu sehen sogar die Fähigkeiten der Mutter

Weitere Kostenlose Bücher