Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
breche.«
»Meine Biononics dienen dem Kampf. Ich bin kein Higher.«
»Aha. Glaube nicht, dass das heutzutage einen Unterschied macht, mein Sohn. Die Schlacht wurde schon vor langer Zeit geschlagen.«
»Haben Sie gewonnen?«
»Der Planet ist immer noch menschlich, also schätze ich, dass wir damals ganz gut gewesen sind.«
»Sie gehören also zum Protektorat?«
»Meine ehemaligen Partner baten mich, Sie landen zu lassen. Auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass sie von Leuten ganz weit oben in der Bewegung bearbeitet worden waren, Leuten, von denen wir schon seit Ewigkeiten nichts mehr gehört haben. Und dafür haben Sie gesorgt, mein Sohn, also wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir das ganze Drumherumgerede ersparen würden.«
»Selbstverständlich.«
»Was wollen Sie?«
»Informationen.«
»So viel hatte ich mir auch schon gedacht.« Er drehte sich um und stützte seine Ellbogen auf das Gatter. »Sehen Sie Georgia da hinten? Die mit der scheckigen Mähne?«
Aaron und Corrie-Lyn kamen zu dem Tor herüber. »Ja, Sir«, sagte Aaron.
»Ein munteres kleines Ding, nicht wahr? Ich kann ihren Stammbaum bis zu den Vollblutarabern auf der Erde um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zurückverfolgen. Sie ist ebenso rein und unvermischt, wie sie es gewesen sind. Nicht eine künstliche Sequenz in ihrem Genom; auf natürlichem Wege empfangen und geboren aus dem Leib ihrer Mutter, so wie es bei jedem einzelnen ihrer Vorfahren war. Sehen Sie, das ist für mich Schönheit. Erhabene Schönheit. Ich möchte nicht erleben, wie das zerstört wird. Wahrhaftig nicht, ich will nicht erleben, wie man ihre Fohlen veredelt . Dieses Pferd und seinesgleichen haben ein Recht darauf, in diesem Universum so zu leben, wie es von dem Planeten, der sie hervorgebracht hat, beabsichtigt gewesen ist.«
Aaron beobachtete das Tier, wie es, ungestüm die Mähne hin und her werfend, über die Koppel galoppierte. »Das kann ich verstehen.«
»So, können Sie das? Und mein Hut?«
»Sir?«
Paul nahm seinen Stetson ab und musterte ihn, bevor er ihn wieder aufsetzte. »Das hier ist ein echter McCoy, müssen Sie wissen. Einer der allerletzten, die noch aus Texas gekommen sind. Vor über zweihundertfünfzig Jahren. Aus einer Fabrik, die sie fast ein verdammtes Jahrtausend lang hergestellt hat, bevor ANA schließlich alles dichtgemacht hat, was ihr auch nur irgendwie bedeutungslos erschien. Die einstmaligen Menschen, die dieser Tage auf jener armen alten Welt leben, fertigen sie nicht mal mehr aus Liebhaberei an. Ich hab damals einen ganzen Schwung davon gekauft und sie in Stasebehältern gebunkert, damit ich, wenn einer verschlissen ist, immer gleich einen neuen zur Hand hab. Leider sind nur noch zwei von ihnen übrig. Eine Affenschande ist das. Aber andererseits rechne ich nicht damit, noch lange genug da zu sein, um auch den letzten zu benutzen. Ich sitze hier gewissermaßen direkt auf dem Deckel meines Sargs.«
»Tut mir leid, das zu hören, Sir.«
»Also sagen Sie mir, mein Sohn, kapieren Sie jetzt, was für einer ich bin?«
»Nicht ganz, nein.«
Paul fixierte Aaron mit einem beunruhigend intensiven Blick. »Wenn mir schon wegen der Echtheit eines Huts ganz heiß unterm Kragen wird, dann überlegen Sie mal, wie es mir wohl geht, wenn das Erbe der Menschheit vom Untergang bedroht ist.«
»Ah.«
»Ja. Ich gehöre zum Protektorat, und ich bin stolz darauf. Ich habe das Meinige dazu beigetragen, zu verhindern, dass diese obszönen Perversionen ihre scheinheilige schwachsinnige Überlegenheit über diese herrlichen Sterne verbreiten. Mit Higher ist es nicht so wie mit irgendeiner altmodischen Religion oder Ideologie. Bei denen können Kumpel, die unterschiedlicher Überzeugungen sind, die ganze Nacht über einer Flasche Whisky über ihre Ansichten lästern und streiten und dann am nächsten Morgen wie zwei Gentlemen herzlich darüber lachen. Nicht aber die Higher-Kultur. Für mich ist sie eine Art organischer Virus, der ausgemerzt werden muss. Er wird uns alle vergiften und uns jegliche Wahlmöglichkeit nehmen. Wenn du mit Biononics zur Welt gekommen bist, die deine Zellen infizieren, liegt die Entscheidung nicht mehr bei dir. Du wirst deine Gedanken in ANA downloaden. Schluss, Ende, aus. Keine andere Option, null Alternative. Dein Sein ist dir geraubt worden, noch ehe du geboren wurdest. Menschen, wirkliche Menschen, haben einen freien Willen. Higher nicht. Nein, wahrhaftig nicht.«
»Und das Leben, das sie zwischen Geburt und Download
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