Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Makkathran Lebewohl zu sagen, würde für ihn mindestens ebenso schwer werden wie sein Abschied von Franke.
»Los, komm«, sagte Salrana. Sie setzte ihr Ge-Pferd wieder in Bewegung. Nach einem kurzen Moment tat Edeard es ihr gleich.
»Ich hab nach dem Frühstück mit Magrith gesprochen«, sagte Salrana. »Sie hat mir erzählt, dass diese Straße die gleiche ist, die Rah befahren hat, als er seine Schiffskameraden aus dem Kampf herausführte, der ihrer Landung auf Querencia folgte. Wenn das stimmt, hätte er die Stadt von genau derselben Stelle aus zum ersten Mal gesehen.«
»Es grenzt an ein Wunder, was er aus der Iguru gemacht hat«, murmelte Edeard.
»Weißt du, manchmal verstehe ich dich nicht, Edeard. Wir haben es bis Makkathran geschafft, woran ich, ehrlich gesagt, nie so wirklich hundertprozentig geglaubt hab. Wir beide, Kinder des kleinen Dorfes Ashwell, stehen hier am Mittelpunkt unserer ganzen Welt. Und alles, was du tust, ist dich über das blöde Ackerland draußen auszulassen.«
»Tut mir leid. Es ist nur … Dieser Ort ist so eigenartig, das ist alles. Schau dich doch um, die Berge hören einfach so auf, als ob sie jemand abgeschnitten hätte.«
»Ich bin sicher, es gibt in Makkathran eine Geographengilde, die dir erklären kann, warum«, schnaubte sie.
»Das ist ’ne Idee«, entgegnete er mit scheinbarem Interesse. »Meinst du, es wäre schwierig, da hineinzukommen?«
»Oh!«, schrie sie wütend auf. Ihre dritte Hand schubste und versuchte ihn aus dem Sattel zu stoßen. Sofort schubste er zurück, woraufhin sie sich duckte und die Zügel fester ergriff. »Edeard! Pass auf!«
»’tschuldigung.« Es war in der Karawane fast schon zum Dauerwitz geworden, dass er seine eigene Stärke nicht kannte. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die Phalanx von Genistars, die neben der Karawane herlief. Er vergewisserte sich, dass die Ge-Pferde die Wagen in einer geraden Linie zogen, die Ge-Wölfe dicht zusammen blieben und dass die Ge-Adler sich in weiten Kreisen bewegten. Der Weg war in ausgezeichnetem Zustand, mit großen, flachen Steinen gepflastert und gut in Ordnung gehalten – fast wie eine Straße in einer Stadt. Aber schließlich war dies auch die Hauptroute durch die Berge, über die man direkt zur Metropole von Querencia kam. Sowohl mit den Augen als auch mit Fernblick erfasste er einige Wagen und kleine Konvois, die sich die breiten Serpentinen vor ihnen hinauf- und hinabschlängelten. Außerdem konnte er eine Gruppe von Männern auf Pferderücken erkennen, die, von Ge-Wölfen begleitet, gemächlich ihres Weges ritten. Er schätzte, dass sie das vordere Ende der Karawane gegen Nachmittag erreicht haben würden.
Mit weit geöffneten Sinnen wurde er mehr und mehr der Emanationen der Stadt gewahr. Ein stilles Hintergrundgemurmel, ganz ähnlich dem einer jeden menschlichen Siedlung. Nur dass er diesmal noch zu weit entfernt war, um Makkathrans Einwohner wahrzunehmen, egal, wie talentiert und empfänglich er war. Außerdem hatte dieses Murmeln ein anderes Tempo; behäbiger und um so vieles zufriedener. Es war die Essenz eines trägen Sommernachmittags, destilliert in einer einzigen, langen harmonischen Schwingung. Angenehm und entspannend. Er gähnte.
»Edeard!«, rief Salrana.
Er blinzelte. In der nächsten Sekunde versetzte die Angst in ihrem Bewusstsein ihn in jähe Alarmbereitschaft. Sein Ge-Pferd schlenderte bedenklich nah an die Straßenkante heran. Nicht, dass es gefährlich gewesen wäre, die senkrechten Abhänge kamen erst dort, wo die Serpentinen begannen; hier oben gab es nur den gewölbten Höhenrücken und unebenes Terrain. Ein paar rasche mentale Instruktionen an das Ge-Pferd korrigierten den Kurs.
»Lass uns bitte versuchen, unverletzt dort anzukommen«, sagte sie spöttisch. »Herrin, aber deine Reitkünste sind immer noch furchtbar.«
Er war viel zu aufgeregt, um ihren üblichen Neckereien etwas entgegenzusetzen. Er konnte die schwerfälligen Gedanken der Stadt nicht mehr spüren – zu viel Adrenalin wurde durch seine Adern gepumpt. Jetzt, da Makkathran sichtbar vor ihm lag, wurde er er von einer wahren Welle aus Begeisterung erfasst. Endlich lag die schreckliche Vergangenheit ganz und gar hinter ihnen.
Es war Mittag, als die Karawane unter dem Ächzen hölzerner und metallener Bremsen, dem Schnauben von Tieren und dem unwilligen Murren von Menschen zum Stillstand kam. Der Tross spannte sich über eine halbe Meile, führte um eine der längeren Serpentinen herum
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