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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Schafherden grasten. Als sie den Schutz der Bäume verließen, wurde Edeard der erste Blick auf die Stadt zuteil, seit sie die Gebirgsausläufer herabgekommen waren. Die kristallene Mauer ragte vor ihnen auf, wuchs senkrecht aus dem Gras zu einer Höhe von fast dreißig Metern. Obwohl sie durchscheinend war, besaß sie eine goldene Schattierung, die die Silhouetten der Gebäude dahinter verzerrte und es unmöglich machte, einen genauen Eindruck von dem zu erhalten, was sich jenseits befand. Die Mauer bildete einen perfekten kreisförmigen Wall um die Stadt, der durchgängig die gleiche Höhe aufwies, unterbrochen nur von dem auf der Ostseite gelegenen Hafen, wo sie abfiel und den Wellen erlaubte, gegen die Kaimauern zu spülen. Querencias Gezeiten hatten auf die Mauer keinen erkennbaren Einfluss; das unbeugsame Kristall war gegen Erosionskräfte ebenso gefeit wie gegen alle anderen Arten von Bestürmung. Weder Kugel noch Spitzhacke konnte es brechen, nichts gab es, das an ihm haften blieb. Als Verteidigungswall war die Mauer nahezu perfekt.
    Ihre einzige bekannte Anfälligkeit war die gegen Telekinese, die ihre Festigkeit nach und nach mürbe zu machen vermochte. Auf genau diese Weise hatte Rah seinen Leuten die Stadt geöffnet. Selbst ein mächtiger Telekinet, hatte er sich systematisch durch das Kristall geschnitten und so drei Durchgänge geformt. Der Legende nach hatte er für jeden von ihnen zwei Jahre gebraucht. Seine Nachfolger hatten die gewaltigen herausgelösten Segmente an gigantischen Scharnieren befestigt und sie so in genau eingepasste Tore verwandelt. In den darauffolgenden zwei Jahrtausenden waren sie nur acht Mal geschlossen worden und in den letzten sieben Jahrhunderten waren sie geöffnet geblieben.
    Die Karawane zog durch das Nordtor in die Stadt ein. An seiner Basis hatte es eine Breite von sechseinhalb Metern und erhob sich annähernd zehn Meter über Edeards Kopf. Das Tor selbst war ganz an die Innenseite der Mauer geschwenkt. Er fand es schwer zu glauben, dass das riesige Ding sich tatsächlich noch bewegen ließ; die Scharniere schienen ihm wundersam primitive Vorrichtungen zu sein, gefertigt komplett aus dicken Eisengelenken und Tragbalken, gespickt mit Nieten. Bis jetzt waren sie noch nicht korrodiert, die Angeln wurden anscheinend regelmäßig geölt.
    Direkt hinter dem Tor, zur linken Seite der Straße, befand sich ein breiter Streifen Weideland, High Moat genannt, welcher der Krümmung des Walls zum Upper-Tail-Distrikt folgte, der gleich neben dem Hafen lag. Da Pferde in den Hauptdistrikten verboten waren, hielten sich viele Familien hier Ställe, schlichte Holzbauten, die über die Jahrhunderte hinzugekommen waren. Es gab hier auch Viehkoppeln und Verschläge für die Tiere von Durchreisenden und sogar ein paar billige Märkte. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße erstreckte sich in ähnlich sichelförmiger Weise der Bezirk Low Moat bis zum Haupttor. Entlang des inneren Saums der Moats verlief der North Curve Canal, befestigt mit dem gleichen weißlichen Material, aus dem der größte Teil der Stadt erbaut war. Es erinnerte an vereisten Marmor, doch es war widerstandsfähiger als jedes Metall, das Menschen in Querencia zu schmieden imstande waren.
    Verzaubert starrte Edeard auf die Gondeln, die auf dem Kanal entlangglitten. Er hatte früher schon Boote gesehen, Thorpe-By-Water besaß sie in Hülle und Fülle, so wie viele andere Städte auch. Doch das waren bloß ungeschlachte Verwandte verglichen mit diesen eleganten, schwarzen Barken. Sie besaßen flache Kiele, mit schlanken, sich aus dem Wasser erhebenden Bugen, die zu grazilen Figuren geschnitzt waren. Die gepolsterten Sitzbänke im Mittelbereich waren durch helle Markisen vor der Sonne geschützt, während der Gondoliere auf einer Plattform am Heck des Boots stand und das Boot mit leichter Grazie sowie einem langen Holzriemen vorwärts bewegte. Jede Gondel hatte mindestens ein Paar Ge-Katzen an Bord. Edeard lächelte glücklich beim Anblick der althergebrachten Genistar-Arten, die überall im salzigen Wasser umherwuselten. Anders als die gedrungenen Exemplare, die er daheim in Ashwell geformt hatte, waren diese hier stromlinienförmige Wassertiere, mit schwimmhautversehenen Füßen und einem langen, geschmeidigen Schwanz. Die Oberfläche des Kanals wimmelte von leichtem Gekräusel, während die Tiere unermüdlich flinken Filratten nachjagten und auf Strängen von Trilan-Seegras herumkauten, um den Kanal sauber zu

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