Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
amüsier dich. Und, Edeard, wenn die Zeit gekommen ist, wegen einer Beförderung in den Offiziersrang anzufragen, komm mich wieder besuchen. Ich werde mit Freuden den Brief unterschreiben.«
»Sir?«, fragte Edeard ungläubig.
»Du hast mich verstanden. Und nun schert euch davon, ihr beiden. Die Stadt da draußen ist ein hübscher Sündenpfuhl. Viel Spaß!«
Das ließ sich Edeard nicht zweimal sagen. Gemeinsam hielten er und Salrana auf den großen Torbogen der Halle zu, der hinaus in die Vorzimmer führte.
»Hey, Edeard«, rief Macsen. Schon kam er angerannt. »Wo wollt ihr hin?«
»Einfach bloß raus«, sagte Edeard. Er wollte nicht mal mehr einen Blick über die Schulter werfen, für den Fall, dass Mistress Florell in seine Richtung sah.
Macsen erreichte sie und kam schlitternd vor ihnen zum Stehen. »Mutter und Dybal gehen mit mir ins Restaurant Rakas, um noch zu feiern. Die Einladung gilt auch für alle meine Streifenkollegen.« Macsen hielt inne und lächelte Salrana an. »Novizin, ich hatte ja keine Ahnung, dass Edeard sich in so reizender Gesellschaft befindet.« Sprach’s und schaute Edeard sodann halb erwartungsvoll, halb vorwurfsvoll an.
»Das ist Novizin Salrana, aus meinem Heimatdorf«, erwiderte Edeard genervt.
»Ein Dorf, das ich definitiv mal besuchen muss.« Macsen machte eine tiefe Verbeugung.
»Und warum, Konstabler?«, fragte sie.
»Um zu sehen, ob dort alle Mädchen so schön sind wie Ihr.«
Sie lachte. Edeard ächzte und warf Macsen einen warnenden Blick zu.
»Die Einladung ins Rakas schließt natürlich auch die Freunde meiner Streifenkollegen mit ein, Novizin.«
»Die Freunde nehmen dankend an«, entgegnete sie förmlich. »Aber nur, wenn du endlich aufhörst, mich Novizin zu nennen.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein, Salrana. Und ich würde auch gern die Bitte äußern, dass du uns etwas über Edeards früheres Leben erzählst. Es scheint ganz so, als hätte er da ein paar Geheimnisse vor uns. Vor uns, die wir ihm nichts Geringeres als unser Leben anvertrauen.«
»Unerhört«, pflichtete sie ihm bei. »Ich werde die Erfüllung einer solchen Bitte, so sie denn wohlanständig vorgetragen ist, in Erwägung ziehen.«
»Salrana!«, rief Edeard entsetzt aus.
»Ausgezeichnet«, sagte Macsen. »Ich organisiere noch eine weitere Gondel. Hey, Edeard, wo ist Kanseen?«
Edeard starrte seine sogenannte Freundin mit finsterem Blick an.
»Edeard?«, riss Salrana ihn mit einem Knuff in die Rippen aus seinen Gedanken.
»Da drüben«, sagte Edeard, ohne sich groß konzentrieren zu müssen; über seine Fernsicht war er sich automatisch all seiner Truppkameraden gewärtig – eine Eigenschaft, die Chae stets besonders hervorzuheben suchte. Er deutete in die Richtung, wo sich Kanseen mit einer hochschwangeren Frau und einem Mann in einer adretten Jacke mit dem Wappen der Schiffsbauergilde unterhielt. »Ihre Schwester ist zur Feier gekommen. Sie haben sich wohl viel zu erzählen.«
»Also nirgendwo eine Spur von ihrer Mutter, armes Ding«, sagte Macsen traurig. »Naja, was soll’s, ich geh mal rüber und frag sie.«
»Boyds Familie ist komplett da«, bemerkte Edeard.
»Und unter dem Gewicht von Dinlays versammelter Verwandtschaft werden wir sogar buchstäblich absaufen«, konstatierte Macsen. »Damit blieben also nur wir Hübschen. Seht zu, dass ihr in zehn Minuten an der Anlegestelle am Outer Circle Canal seid.«
»Warum hast du das gesagt?«, fragte Edeard, nachdem Macsen in Richtung Kanseen davongestürmt war.
Salrana neigte den Kopf und sah ihn ausnehmend hochnäsig an. »Es war eine Geste aufrichtiger Freundschaft. Warum hätte ich nicht annehmen sollen?«
»Er hat mit dir geflirtet.«
Sie grinste. »Was du nicht sagst.«
»Du bist Novizin!«
»Wir sind keine berufsmäßigen Jungfrauen, Edeard. Mich deucht, ich erinnere mich, wie wir uns mal geküsst haben. Und mehr noch, gab’s da nicht mal eine Diskussion über mein Alter und darüber, wann du bereit sein würdest, es mit mir zu treiben?«
Edeard wurde knallrot. Seine Fernsicht versuchte irgendein aufflammendes Interesse bei den Umstehenden zu erspüren – entweder sie verstanden sich zu gut abzuschirmen, oder sie hatten nichts mitbekommen. Doch wie auch immer, eins stand jedenfalls fest: Sie würde nicht klein beigeben. Das tat sie nie. Ihre Stimme würde nur noch lauter und lauter werden, wenn er auf seinem Standpunkt beharrte. »Ich möchte mich lieber nicht zu genau an diesen Tag erinnern, wenn es dir nichts ausmacht.
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