Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
war grauenhaft. Ich hab mich schon für alle Ewigkeiten in dieser Lounge rumhängen sehen – angestöpselt an die Senso-Dramen-Programmbibliothek, künstlich ernährt von der Kücheneinheit und alle fünfzig Jahre von der Medi-Kammer rejuveniert. Das entspricht nicht gerade meiner Vorstellung von einer strahlenden Zukunft, vielen Dank.«
Grinsend über ihre melodramatische Empörung, streifte er rasch den Morgenmantel über. »Wenn die Kammer Sie rejuvenieren könnte, könnte sie mich bestimmt auch relifen.«
»Oh.«
»In jedem Fall gewährt Ihnen der Smartcore, falls ich hopsgehe, völlige Kontrolle.«
»Stimmt.«
»Aber!« Er bekam ihre Hand zu fassen. Sie fuhr herum, plötzlich von Angst ergriffen. »Das Ganze hier wäre niemals passiert, wenn Sie sich bereitgehalten hätten, mich abzuholen, als ich es Ihnen gesagt habe.«
»Ich hatte schon seit Wochen keine anständigen Klamotten mehr zu Gesicht bekommen«, protestierte sie. »Ich hatte einfach jedes Zeitgefühl verloren. Ich hatte nicht vor, zu spät zu kommen. Abgesehen davon dachte ich, Sie wären schon vor dem geplanten Rendezvous verwundet worden.«
Verzweifelnd schloss er seine Augen. »Corrie-Lyn, wenn man in einem Kampfeinsatz ist, nimmt man sich keine verdammte Auszeit, um shoppen zu gehen. Verstanden?«
»Von einem Kampf ist niemals die Rede gewesen. Ein kleiner, diskreter Einbruch in ihren Tresor, haben Sie gesagt.«
»Nur für die Zukunft: Eine verdeckte Mission, bei der alle Seiten bewaffnet sind, ist eine Kampfsituation.«
Sie zog ein Gesicht. »Nichts von dem, was die aufzubieten haben, stellt für meine Biononics eine Herausforderung dar.«
»Das hab ich nie behauptet.«
»Doch, haben Sie.«
»Ich …« Er stieß die Luft aus und versuchte, ruhig zu bleiben. Yoga. Sie hat uns immer Yoga machen lassen. Verflucht idiotisch.
Corrie-Lyn sah ihn stirnrunzelnd an. »Alles okay mit Ihnen? Müssen Sie noch mal in die Kammer?«
»Es geht mir gut. Hören Sie, vielen Dank, dass Sie mich aufgesammelt haben. Mir ist klar, dass Sie normalerweise mit so etwas nichts zu tun haben.«
»Keine Ursache«, entgegnete sie barsch.
»Bitte sagen Sie mir, dass wir die Memorycell noch haben.«
Corrie-Lyn setzte ein durchtriebenes Lächeln auf und hielt den kleinen Kunststoffkubus in die Höhe. »Wir haben die Memorycell noch.«
»Ozzie sei Dank.« Sein U-Shadow befahl dem Smartcore, ihm das Schiffslog zu zeigen; er wollte überprüfen, wie viel Anstrengungen gemacht worden waren, sie aufzuspüren und zu verfolgen. Er erfuhr, dass, seit sie Anagaska so Hals über Kopf verlassen hatten, etliche Raumschiffe über einen Radius von mehreren Lichtjahren hinweg diverse Hysradar-Scans durchgeführt hatten – doch niemand war in der Lage, ein Ultra-Antriebsschiff in transdimensionaler Warteposition ausfindig zu machen. Außerdem ging aus dem Log hervor, dass es Corrie-Lyn gelungen war, die Sperre für alkoholische Getränke, mit der er die Kücheneinheit versehen hatte, auszutricksen. Doch jetzt war wirklich nicht die Zeit dafür, das an die große Glocke zu hängen.
»Okay«, sagte er zu ihr. »Ich glaube nicht, dass uns jemand entdeckt hat. Obwohl es gleich nach unserem Überfall ein äußerst interessantes Kommen und Gehen gegeben hat. Mehrere Schiffe mit ungewöhnlichen Quantensignaturen sind über Anagaska aus dem Hyperraum aufgetaucht; der Smartcore glaubt, dass es sich um getarnte Ultraantriebe handelt.«
»Wieso sollten sie hier sein?«
»Ich habe keine Ahnung. Und keinesfalls die Absicht, lange genug hier herumzuhängen, um es herauszufinden. Sehen wir zu, dass wir von hier wegkommen.«
»Endlich.«
Mit betont gleichgültiger Miene streckte er die Hand aus.
Einen Moment lang sah Corrie-Lyn den Kubus mit fast zärtlichem Blick an und ließ ihn schließlich in seine Handfläche fallen. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Vorstellung, dass Sie Inigos Gedanken lesen, gefällt.«
»Das werde ich nicht. Die Assimilierung von Erinnerungen ist nicht mit dem Aufrufen eines Senso-Dramas aus der Unisphäre vergleichbar, auch nicht mit dem Aufschnappen von Erlebnissen und Erfahrungen, wie es im Gaiafield geschieht. Eine echte Erinnerung braucht lange, um aufgenommen zu werden. Sie können sie zwar von Echtzeit herunterkomprimieren, dennoch enthält dieser Kubus immerhin fast vierzig Jahre seines Lebens. Es würde Monate dauern, dies alles in ein menschliches Gehirn zu verschieben; das ist bei der Erschaffung von Relife-Klonen einer der entscheidendsten
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