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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem weiblichen Problemfall aus dem Kreise ihrer Freundinnen zu verkuppeln suchten.
    Apropos … Edeard gab sich redlich Mühe, nicht zu Boyd hinüberzusehen, der mit verzauberter Miene auf der anderen Seite des Tisches saß. Neben ihm saß Clemensa und plapperte in einem fort auf ihn ein. Gerade erzählte sie ihm von ihrem Tag. Sie war gut und gern so groß wie Boyd und musste auch annähernd so viel wiegen. Edeard konnte nicht anders, jedes Mal, wenn sie sich nach vorne beugte – was verdächtig oft geschah –, ruckte sein Blick unwillkürlich zum Dekolletée ihres tief ausgeschnittenen Kleides hinab.
    Die Kellnerin brachte das Tablett mit Bier, das Macsen bestellt hatte. Sofort griff sich Dinlay einen frischen Krug. Edeard nestelte am Geldbeutel in seiner Tasche.
    »Nein, nein, lass stecken, die Runde geht auf mich«, sagte Macsen. Seine dritte Hand ließ ein paar Münzen auf das leere Tablett klimpern. »Danke schön«, sagte er freundlich. Die Kellnerin lächelte. Evala und Nicolar schmiegten sich noch enger an ihn.
    Edeard seufzte. Und außerdem ist er immer so ausgesucht höflich. Ob das wohl das Geheimnis seines Erfolgs ist?
    »Boyd«, rief Macsen laut aus. »Mach den Mund zu, Mann, du sabberst ja schon.«
    Boyd klappte die Kinnlade wieder zu und starrte Macsen wortlos an. Eine leuchtende Röte kroch über sein Gesicht.
    »Schenk ihm einfach keine Beachtung«, sagte Clemensa. Sie legte Boyd eine Hand an die Wange, drehte seinen Kopf herum und küsste ihn. »Mädchen mögen es, wenn ein Mann ihnen aufmerksam zuhört.«
    Einen Augenblick lang befürchtete Edeard, dass Boyd vor lauter Glück in Ohnmacht fallen würde.
    »Ich muss mal kurz weg«, brummelte Dinlay. »Bin gleich wieder da.« Er erhob sich, schwankte unsicher, dann steuerte er auf den Durchgang im hinteren Bereich der Schankstube zu, wo sich die Toiletten befanden.
    Der Umstand, dass Toiletten in einem Obergeschoss untergebracht waren, zählte zu den zahlreichen Herausforderungen in dieser Stadt, an die Edeard sich erst noch gewöhnen musste. Andererseits war ein Wirtshaus, das sich über mehrere Etagen erstreckte, für ihn an sich schon ein Novum. Ebenso wie die blass orangefarbene Beleuchtung an der Decke, die fast so hell war wie Tageslicht. An seinem ersten Abend im Olovan’s Eagle hatte er sich sogar noch darüber gewundert, dass der Boden nicht mit Stroh bedeckt war. Ja, das Leben hier war zivilisiert . Und wie er so dasaß, gemütlich im Warmen, an einem Fenster, durch das er Makkathrans Lichter sehen konnte, die sich bis zur Lyot-See hinzogen, mit einem guten Bier und im Kreise guter Freunde, da fiel es ihm schwer, diese Herrlichkeit mit all den Verbrecherbanden in Verbindung zu bringen, die solch einen Schatten auf diese Stadt warfen.
    »Was tust du da?«, zischte Kanseen zu Macsen hinüber. »Dinlay hat doch jetzt schon genug intus.«
    »Ist nur zu seinem Besten. Er ist kein Kampftrinker. Noch ein paar Halbe und er schläft ein. Das Nächste, was er dann mitkriegt, ist der morgige Tag, und da werden wir so beschäftigt sein, dass er gar keine Zeit mehr zum Grübeln hat. Doch jetzt geht’s erst mal darum, den Burschen durch den Abend zu bringen.«
    Kanseen sah aus, als ob sie protestieren wollte, aber ihr fiel offensichtlich nichts ein. Stattdessen richtete sie ihren Blick auf Edeard.
    »Klingt einleuchtend«, meinte der nickend.
    Macsen gab eine weitere Bestellung bei der Kellnerin auf.
    »Dass wir Dinlay durch die Prüfung kriegen, wird meine Leber teuer zu stehen kommen«, beschwerte sich Kanseen.
    »Wir Konstabler müssen zusammenhalten«, sagte Edeard und erhob seinen Krug. »Auf die Leber! Wer braucht so was schon?«
    Darauf tranken sie.
    »Keine Angst«, sagte Macsen. »Ich hab Vorkehrungen getroffen. Unser Bier ist mit Wasser verdünnt. Und Dinlay hat zwei Schuss Wodka in jedem Halben.«
    Darüber musste sogar Kanseen lachen. Sie prostete Macsen mit ihrem Krug zu. »Du bist so …«
    »Wunderbar böse?«, schlug Edeard vor und starrte verdrießlich in sein Bier. Mit Wasser verdünnt? Und ich hab’s nicht mal gemerkt …
    »Ganz genau«, sagte sie.
    »Besten Dank.« Macsen legte seinen beiden Mädchen die Arme um die Schultern und zog sie an sich; küsste zuerst Evala, dann Nicolar.
    »Es ist nicht nur der heutige Abend, um den wir uns Sorgen machen müssen«, sagte Boyd.
    »Muss sich denn unser Boyd heute Abend überhaupt Sorgen machen?«, fragte Macsen mit Blick auf Clemensa.
    Das Mädchen sah Boyd mit schmachtendem Blick an.

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