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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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lief hinaus und kehrte einen Moment später mit einer versiegelten Schachtel zurück. Behutsam öffnete ich sie. Die Klinge war aus Obsidian, der Griff aus Knochen. Zögernd berührte ich das Messer. Als ich es zum ersten Mal getan hatte, hatte es sofort versucht, von mir Besitz zu ergreifen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt, da ich von meinem Erbe als Mysts Tochter wusste, in der Lage sein würde, es unter meine Kontrolle zu bringen.
    Als meine Finger den Griff umfassten, spürte ich, wie ein freudiger Schauder durch meinen Körper lief, Freude über die Schärfe der Klinge, die durch Knochen und Stahl dringen würde. Dieses Messer war magisch, und es besaß eine Essenz, eine eigene Kraft. Ich packte den Griff fest, und wieder blubberte Euphorie durch mein Inneres und prickelte in meinen Brüsten … es war besser als Sex.
    »Damit kann ich sie alle niedermähen«, sagte ich und blickte mit einem verstohlenen Grinsen zu Kaylin auf.
    Und tatsächlich sah ich vor meinem inneren Auge einen Teppich aus Blut und Vernichtung, der sich vor mir ausbreitete, und ich begriff, dass die Klinge Glieder abtrennen, Kehlen durchschneiden und Herzen durchstechen würde, dass es alles täte, was ich von ihm wollte, dass es den Schmerz und das Leid wie Nahrung in sich einsaugen würde und dass es mit jedem Mord stärker werden würde, und ich genauso.
    »Ich fürchte mich.« Ein Hauch Bedauern wehte mich an, und ich blickte zu Kaylin auf. »Ich fürchte, dass das Messer mich verändern kann.«
    »Nur, wenn du es zulässt. Du musst die Kontrolle übernehmen. Du bist die, die handelt. Es ist wie mit einem Pferd, das du einreitest. Du darfst ihm nicht seinen Willen lassen.« Er kam näher und beugte sich über mich. »Wir können jeden Vorteil gebrauchen, wenn wir sie aufhalten wollen. Du musst stark sein, Cicely. Du wirst ein bisschen von dir hergeben müssen – nicht alles, nicht, was Geoffrey und Lainule verlangt haben, aber ein wenig wird es sein, wenn wir den Krieg gewinnen wollen. Du kannst nicht die bleiben, die du jetzt bist, und diese Schlacht unbeschadet überstehen. Das kann keiner von uns.«
    Ich atmete kontrolliert ein, wog das Leichtgewicht von Messer in meiner Hand und spürte wieder die Wogen der Freude an der Vernichtung durch mich hindurchbranden. »Ich weiß. Ich weiß, dass wir hier nicht mehr rauskommen, ohne einzustecken.« Und als ich das Messer anblickte, begriff ich plötzlich, dass es mich wieder mit dem in Berührung bringen würde, was ich einst, wer ich im letzten Leben gewesen war: Mysts Tochter. Es würde mich an denselben Ort zurückführen, an den Geoffrey mich hatte schicken wollen, doch ohne dass ich all das verlor, was ich in diesem Leben geworden war.
    »Ich werde es tun. Ich werde das Messer nehmen.«
    Ein leises Klopfen erklang an der Tür, und mein Wolf winselte aufgeregt. »Bitte geh. Gib uns einen Augenblick, dann kommen wir runter.«
    Grieve trat ein, und in seinen Augen glommen die Sterne vor dem schwarzen Hintergrund. »Wir haben nur wenig Zeit. Sie kommen näher. Cicely, ich weiß nicht, wie du es getan hast, aber ich weiß, dass du dafür verantwortlich bist, dass Wrath mich befreit hat. Ich hasse Lannan leidenschaftlich, aber ich werde an seiner Seite kämpfen und alles tun, um mich unter Kontrolle zu halten.«
    Er zog mich in seine Arme, und ich schmiegte mich an ihn, legte meinen Kopf an sein Herz und schauderte vor Wonne in der Wärme seiner Umarmung. Ich begehrte ihn, wollte ihn – jetzt und sofort und ohne Hemmungen. Wollte für immer mit ihm zusammen sein, nur ihm gehören, vor dem Krieg davonlaufen und irgendwo in Frieden leben.
    »Der Feind stürmt unsere Tore, Geliebter«, flüsterte ich. »Myst ist hier, und sie sucht dich.«
    »Aber ich lasse nicht zu, dass sie mich zurückholt.« Er berührte meine Lippen mit seinen und küsste mich. Ich hätte diesen Kuss ewig auskosten wollen, doch es war keine Zeit.
    »Lass uns gehen. Wir dürfen die anderen nicht im Stich lassen.«
    Ich nahm seine Hand, dann hielt ich wieder inne und wandte mich ihm zu. »Es tut mir leid – es tut mir so leid, dass ich noch nicht bereit war, als du mich vor vielen Jahren zu bleiben batest. Es tut mir leid, dass ich noch Zeit brauchte, um mir darüber klarzuwerden, was ich empfand.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dich zu früh gefragt. Du warst noch so jung. Ich hätte es besser wissen müssen, aber ich hoffte, du würdest dich erinnern. Nun, es spielt keine Rolle. Wir werden auch das

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