Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
mir nicht als Gegner auf dem Schlachtfeld entgegentreten müsst. Lainule, begleite mich!«
Und damit stürmte er hinaus.
Lannan seufzte. »Geoffrey ist immer schon ein Kriegsherr gewesen, und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Ihm fehlt die Schlacht, die Eroberung. Man kann nur hoffen, dass die Karmesin-Königin bald begreift, wie fest verwurzelt sein Ehrgeiz ist, und seinem Streben nach Macht einen Riegel vorschiebt. Denn wenn sich ihm die Chance bietet, wird er sie ohne Skrupel vom Thron stoßen und die Herrschaft an sich reißen. Und meine Schwester wird die nächste auf seiner Liste der zu beseitigenden Personen sein.«
Lainule wandte sich an der Tür noch einmal zu uns um, den Blick fest auf Wrath gerichtet. »Seid wachsam, ihr habt keine Verbündeten. Kehr lieber zur Herde zurück; nur durch Solidarität werden wir den Winter zurückschlagen können.«
»Nicht, wenn ich meine Tochter opfern muss«, gab Wrath zurück.
»Dann sei bereit, deinem Untergang entgegenzublicken. Sei jedoch versichert, dass ich nie die Hand gegen dich erheben werde.« Sie winkte Anadey, und nacheinander verließen sie den Raum.
Ich betrachtete die drei Männer an meiner Seite. »Und was zum Geier machen wir jetzt? Ich konnte es einfach nicht tun … ich kann doch nicht zulassen, dass Geoffrey mich verwandelt.«
Wrath schüttelte den Kopf. »Ich bin seit Äonen der König des Sommers, aber meine Lady teilt mir nicht immer mit, was sie plant. Und sie hat Angst; ihr Herzstein liegt immer noch innerhalb der Grenzen des Goldenen Waldes. Falls Myst ihn finden sollte …«
»Wird sie Lainule vernichten.« Ja, natürlich! Die Furcht, die Lainule handeln ließ, war aus dem Bedürfnis nach Selbsterhalt entstanden.
»Und wenn wir ihn holen würden?« Grieve wandte sich zu mir um. »Cicely, Geliebte, man hat mich von der Lichtunverträglichkeit geheilt, aber ich gehöre noch immer zum Indigo-Hof. Ich werde alles geben, um meine Impulse unter Kontrolle zu bringen, aber falls ich das nicht kann …«
»Dann müssen wir auch dich töten«, sagte Lannan. »Ich muss einen Weg finden, meine Schwester zu warnen, damit sie von hier verschwinden kann, bevor Geoffrey ihr etwas antut, aber wir können nicht länger hierbleiben. Geoffrey kommt bestimmt bald zurück, und wenn er uns dann noch hier antrifft, bringt er uns um, das kann ich euch garantieren.«
Grieve wandte sich langsam ihm zu. »Du! Du bist derjenige, dessen Geruch ihr angehaftet hat, du mieser Blutsauger. Sie gehört zu mir! Was hast du ihr angetan?« Er stieß Lannan zurück und trat drohend auf ihn zu.
Lannan lachte nur. »Nicht so viel, wie ich es mir gewünscht hätte.« Er machte eine obszöne Geste mit den Händen.
»Hört auf, beide. « Wrath fuhr zwischen die Männer und trennte sie im Bruchteil einer Sekunde. »Wir können es uns nicht leisten, uns zu entzweien. Lasst das Thema fürs Erste ruhen, wir reden über alles, wenn wir von hier fort sind. Kommt, lasst uns verschwinden.«
»Aber was wird mit Lainule? Willst du sie einfach hierlassen?«
»Ich fürchte, wir haben keine große Wahl. Uns läuft die Zeit davon, und nun ist nicht nur Myst darauf aus, uns zu vernichten, sondern auch Geoffrey.« Wrath führte uns hinaus. Im Foyer sah uns der Butler an, ohne eine Miene zu verziehen, tat aber nichts, um uns daran zu hindern, das Haus zu verlassen.
»Ich bin nicht mit dem eigenen Auto gekommen«, sagte ich und blieb stehen. »Geoffrey hatte mir einen Fahrer geschickt.«
»Da drüben steht mein BMW.« Lannan zeigte auf sein Auto, und während wir darauf zugingen, klappte er sein Handy auf. Offenbar versuchte er, Regina zu erreichen, aber vergeblich. »Sie geht nicht ran. Das gefällt mir nicht.«
Grieve ließ sich ein paar Schritte zurückfallen. »Ich steige nicht zu ihm ins Auto. Cicely, wie kannst du nur?«
Wütend, frustriert und den Tränen nahe, wirbelte ich zu ihm herum. »Du wirst in diesen verfickten Wagen steigen! Weißt du eigentlich, was wir alles riskiert haben, um dich zu retten? Und jetzt sind wir auf uns allein gestellt! Wir haben die Rückendeckung der Vampire verloren, und, glaub mir, um gegen Myst etwas ausrichten zu können, brauchen wir jeden Verbündeten, den wir kriegen können. Also halt den Mund – und du auch, Lannan – und steig in diese blöde Karre. Lannan, wir versuchen während der Fahrt weiterhin, Regina anzurufen und zu warnen.«
Lannan verdrehte die Augen, sagte aber nichts. Grieve starrte mich an, und ich sah seine
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