Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
versucht, Heather zu verbrennen. Ihre Mutter ist nun eine Vampirin, Sklavin einer grausamen Königin. Heathers Zauberkunst ist zur Waffe eures Hofs geworden. Also hat Rhiannon versucht, sie zu töten!«
Grieve ließ seinen Kopf in die Hände sinken, und seine Schultern begannen zu beben, und das schockierte mich derart, dass ich ihn nur stumm ansehen konnte. Er weinte, und es waren keine Krokodilstränen. Ich kniete mich neben ihn, hob sein Kinn mit einem Finger an und sah ihm direkt in die Augen.
»Ich bin heute gekommen, um dir das von Heather zu sagen. Ich hatte solche Angst, dass du mich rauswirfst … dass du mich niemals wiedersehen wolltest.«
Tränen strömten ihm über das Gesicht und flossen jetzt in Bächen seine Wangen herab. Er war so fremd, und mir doch so vertraut. Ich kannte ihn, kannte ihn durch und durch. Ich überlegte, wann und wie ich ihm sagen sollte, was ich über meine Abstammung herausgefunden hatte, als plötzlich eine Erinnerung aufblitzte …
Wir saßen zusammen auf der Kuppe eines Hügels, und er hielt meine Hand. Nur war er nicht Grieve und ich nicht Cicely, und doch waren wir dort, zusammen, und blickten auf die blutigen Leichen, die uns umgaben.
»Geliebte, wir sind verloren, das weißt du, nicht wahr?«
Und ich – auch wenn es nicht ich war – nickte. »Sie werden jeden Moment hier eintreffen. Und dieses Mal lassen sie uns nicht mehr gehen. Was sollen wir tun?«
Er hielt eine Flasche hoch. »Wir können hiermit in die Zukunft reisen. Wenn wir dies gemeinsam trinken, dann werden wir uns in einer anderen Zeit wiedersehen. Und wenn uns die Götter gnädig sind, werden wir nicht wieder durch unsere Familien, unsere Kulturen auseinandergerissen.«
Er strich mir mein langes Haar zurück und schüttelte den Kopf. »Ich liebe dich mehr als das Leben selbst«, flüsterte er. »Sie werden uns töten, das weißt du. Sie werden uns foltern und in Stücke reißen.«
Ich nickte. Sie wollten unsere Köpfe, und es gab keinen Ausweg mehr für uns. Ich nahm die Flasche und erkannte die Flüssigkeit darin. Daran würden wir sterben, ja, aber sie würde uns die Möglichkeit lassen, in einer Zukunft wieder zurückzukehren, uns wiederzufinden, zu beenden, was wir in diesem Leben begonnen hatten.
»Fest steht jedenfalls, dass wir ein ziemliches Gemetzel hinterlassen. Deine Familie kann meinen Schatten nicht ertragen«, sagte ich.
»Und deine mein Licht nicht. Süße Cherish. Bitte, sie dürfen uns nicht trennen. Wer weiß, ob wir einander im Land der Silbernen Wasserfälle wiederfinden? Das hier bindet uns an das Rad, und wir werden gemeinsam zurückkehren.«
Ich ließ den Verschluss der Flasche aufspringen. »Vergiss mich nicht, Shy. Erinnere dich an mich und suche mich. Wenn ich in diese Welt zurückkehren soll, dann musst du mir versprechen, dass du nach mir suchst.«
Er legte die Hand über meine, als ich die Flasche an die Lippen setzte. »Ich verspreche es, Cherish, bei meinem Blut, bei meinem Herzen. Ich werde dich noch mit meinem letzten Atemzug suchen.«
Ich neigte die Flasche, trank die Hälfte des Gifts und reichte sie ihm weiter. Er trank den Rest, und wir schmiegten uns aneinander, hielten uns fest und lauschten den fernen Rufen derer, die uns jagten. Sie würden uns finden, ja, aber sie konnten uns nicht mehr fangen. Wir waren in die Zukunft entkommen.
Und wir würden uns wiedersehen.
Bebend setzte ich mich zurück und starrte ihn an. »Wir waren … früher schon zusammen. Irgendwie habe ich mir das schon gedacht.«
»Cicely …« Grieve zog mich in seine Arme, und seine Tränen flossen nun ungehindert. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich auf dich gewartet habe. Und nun, da du dich erinnert hast, können wir wirklich zusammen sein. Ich liebe dich. Ich liebe dich seit vielen Leben. Jetzt sind wir wieder zusammen, und ich werde dich nicht wieder gehen lassen.«
Zusammen, ja, aber erneut auf verschiedenen Seiten. Im Dienst erbitterter Feinde, gnadenlosen Völkern verpflichtet, die das Blut der anderen vergießen wollten. Doch alles wurde davongespült, als er meine Lippen fand und mich innig küsste. Grieve ließ seinen Mund über meine Kehle wandern, leckte die Wunden, die Lannan mir zugefügt hatte, und hinterließ seinen eigenen Geruch, seine Duftmarke, um mich für sich zu beanspruchen. Ich zog an seinem Hemd, und im Handumdrehen war er genauso nackt wie ich.
Ich begehrte ihn, brauchte ihn, wollte mich von der Erinnerung an Lannans Berührung reinigen. Ich
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