Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
sich Mutter gebeugt, wie es sich gehörte, aber es gab immer Streit vorher. Mutter sagte, dass sie mit ihrem Zank mehr Zeit vergeudet hätten, als sie tatsächlich nachher für die Arbeit brauchten.«
Mir drängte sich der Gedanke auf, dass er vielleicht etwas mit Heathers Verschwinden zu tun haben könnte, denn wenn er keine Frauen in der Gesellschaft wollte, dann konnte es durchaus sein, dass er Martas Tod als Chance für seinen Aufstieg betrachtete, aber diese Überlegung behielt ich lieber erst einmal für mich. Ich würde später mit Rhiannon darüber reden.
»Ich habe Jim gebeten, sich hier mit euch zu treffen, weil ich dir damit versichern wollte, dass es für mich in Ordnung ist, wenn du Mutters Geschäft übernimmst.« Anadey hielt ihre Hand hoch. »Einen Moment bitte.« Sie rief die andere Kellnerin. »Jenny, übernimm du bitte für mich, und stell Rob an den Grill. Peyton und ich machen ein paar Stündchen frei.«
Ich starrte Anadey an. Sie klang so aufrichtig, dass ich ihr glauben musste. »Bist du wirklich sicher? Ich will dir nichts von deiner Mutter nehmen. Herrgott, ich kannte sie ja noch nicht einmal richtig, wir haben uns höchstens im Vorbeigehen gegrüßt, wenn ich zu Besuch in New Forest war.«
Anadey lachte. »Mach dir keine Sorgen. Ich kriege das Haus, und die Göttin weiß, dass Peyton und ich es brauchen, aber ich habe wirklich keinerlei Interesse an dem Geschäft. Du kannst kommen und die Sachen abholen, wann immer du willst. Im Übrigen beharrte Mutter darauf, dass du ihre Arbeit übernimmst. Ich vertraue ihrem Urteil. Das habe ich stets getan, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Und daher vertraue ich auch darauf, dass du die Richtige bist. Du weißt ja sicher, dass du jetzt automatisch Mitglied der Gesellschaft bist, nicht wahr? Obwohl von der Ortsmitgliedschaft nicht mehr viel übrig geblieben ist. Ich würde vorschlagen, dass du wieder ganz von vorn anfängst, und ich fürchte, dass du dazu jedes bisschen von dem, was sie dir hinterlassen hat, brauchen wirst. So, wie die Dinge in dieser Stadt im Augenblick stehen.« Ihr Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass sie mehr sagen wollte.
»Was weißt du?«
»Ich weiß, dass deine Tante verschwunden ist. Ich weiß, dass die Gesellschaft systematisch dezimiert wird. Die Energie dieser Stadt hat sich verändert, Leute verschwinden, und mir behagt ganz und gar nicht, was der Wind in unsere Richtung bläst. Aber wenn ihr mich einen Moment entschuldigen wollt: Ich muss noch kurz ein paar Dinge mit meinem Personal klären, dann sind Peyton und ich sofort zurück.«
Sie ging, und sobald sie außer Hörweite war, sagte ich: »Das verstehe ich nicht. Warum hat Marta ihr Geschäft nicht ihrer Tochter hinterlassen? Oder ihrem Enkel? Sie sind beide magiegeboren. Das ergibt doch keinen Sinn.«
Jim antwortete mir. »O doch, Cicely. Marta wusste etwas. Wir sind uns nicht sicher, um was es sich handelt, aber sie hat ihr Testament vor ungefähr zwei Monaten geändert. Anadey war bei ihr und hat allen Änderungen zugestimmt. Tyne war ziemlich angefressen deswegen, aber da er nicht ihr direkter Angehöriger ist, konnte er schlecht in Frage stellen, was Martas Tochter bereits akzeptiert hatte.« Er zog einige Papiere aus der Aktentasche. »Hier sind die Unterlagen. Marta hat mir genug Geld überwiesen, damit ich für Sie eine neue Akte anlegen und Sie als Besitzerin eintragen lassen kann. Sie müssen nur abholen, was da ist. Ich kann einen Gewerbeschein ausstellen, sobald ich Ihre Daten habe.« Nun holte er ein Scheckbuch hervor und reichte es mir. »Das ist das Geschäftsbuch. Ich habe die Änderungen bereits eingetragen. Ich brauche Ihre Unterschrift auf diesem Formular als Bestätigung und als Signaturbeleg, dann reiche ich alles der Bank wieder ein, und Sie verfügen über ein Geschäftskonto.« Er legte mir die Papiere hin und gab mir einen Stift.
Als Anadey mit unserem Essen zurückkehrte, warf ich einen Blick auf die Dokumente und entdeckte schockiert ein Plus von viertausend Dollar. Verdammt, als Ortshexe hatte Marta offensichtlich recht gut verdient. Es kam mir noch immer seltsam vor, dieses Geschenk anzunehmen, aber alles schien seine Ordnung zu haben. Zumindest soweit ich das beurteilen konnte.
»Und jetzt?«
»Sie unterschreiben, geben mir die Papiere wieder mit, dann holen Sie die Sachen bei Marta ab. Ich mache dann die entsprechenden Dokumente fertig.«
Anadey meldete sich zu Wort. »Am besten fahre ich jetzt mit ihnen zum Haus,
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