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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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»Und ich denke, was immer die Mitglieder unserer Gesellschaft tötet und Leute aus New Forest entführt, ist nicht menschlich. Und ich glaube auch nicht, dass es das je war.«
    »Dann müssen wir wohl als Nächstes den Wald durchsuchen. Außerdem nehme ich mit Grieve Kontakt auf. Kennst du jemanden, der uns helfen kann? Dein Freund vielleicht?«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und nickte dann. »Ich habe ihm bisher noch nichts von Heathers Verschwinden erzählt, da seine Schwester auch verschwunden ist – sie war ebenfalls ein Mitglied der Gesellschaft. Außerdem hat er bei Heather Kräuterkunde gelernt. Sie mag ihn sehr, und seit Elise verschwunden ist, hat Heather versucht, eine Art Ersatz zu sein, so etwas wie eine Tante. Ich wollte einfach nicht, dass er erneut über einen Verlust trauern muss, solange ich nicht sicher war. Aber jetzt denke ich … Glaubst du, sie ist wirklich fort? Kann ich mich denn nicht täuschen?«
    Ich hasste es, ihr das wenige an Hoffnung zu nehmen, das in ihrer Stimme mitklang, aber wir mussten gerade jetzt den Tatsachen ins Gesicht sehen. »Ja, ich glaube, sie ist wirklich weg. Wenn wir sie nicht bald finden, dann haben wir vielleicht keine Chance mehr. Du rufst Leo an, während ich meine Sachen aus dem Auto hole und dusche. Anschließend besprechen wir, was wir machen, und gehen raus in den Wald, um uns umzusehen.«
    Und einfach so, ohne lange Begrüßungszeremonie und Eingewöhnungszeit, war ich wieder zu Hause.

3. Kapitel
    W ährend Rhiannon Leo anrief, ging ich nach oben in das Zimmer, in dem meine Mutter früher gewohnt hatte, um auszupacken und mich unter die Dusche zu stellen. Der Vorfall im Motel hatte mir so zugesetzt, dass ich in meinen Kleidern geschlafen hatte, damit ich nicht überrascht werden konnte. Nach zwei Tagen Fahrt im Auto war ich allerdings überreif für eine Dusche.
    Der Gedanke daran, nach Grieve zu suchen, lastete mir schwer auf der Seele, aber irgendwann musste ich ihm gegenübertreten. Die Erinnerung seiner Haut an meiner, seiner Lippen auf meinen blitzte in meinem Bewusstsein auf, und ich drängte den Schmerz zurück.
    Ich liebte ihn. Ich hatte ihn immer geliebt, aber als er mich zu bleiben gebeten hatte, war ich zu jung gewesen, um mich festzulegen … und hatte zu viel Angst gehabt, mich an jemanden zu binden, der so stark war und so anders. Nun, mit sechsundzwanzig und neun Jahre später, hatte ich einige Erfahrungen gesammelt und das Übelste vom Üblen gesehen. Ich war bereit, aus der Kälte hereinzukommen und ein Feuer im Herd zu machen. Die Frage war nur, ob ich mit ihm noch eine Chance hatte. Und ob er überhaupt noch irgendwo in der Nähe war.
    Das Zimmer war noch genauso, wie ich es in Erinnerung hatte – veilchenblau und elfenbeinfarben –, was für meine Junkiemutter nicht unpassender hätte sein können. Allerdings hatte sie diesen Weg, als sie hier ausgezogen war, ja gerade erst eingeschlagen.
    Ich beschloss, später auszupacken, und zog mir mein Top über den Kopf. Im Zimmer war es kühl, und ich schauderte, als ich mich der kalten Luft aussetzte.
    Um meinen linken Oberarm zog sich eine Tätowierung in Gestalt zweier Eulen. Sie flogen über einen Silbermond, in dessen Mitte ein Dolch steckte. Ein dazu passendes Tattoo schmückte meinen anderen Arm. Die Eule war mein Schutzgeist, obwohl ich kein lebendes Exemplar besaß und auch nie eins besessen hatte. Dennoch reagierten Eulen auf mich, und ich fühlte mich von ihnen angezogen. Ich betrachtete sie eine Weile. Die Tätowierungen waren aus einem bestimmten Grund dort, wenn ich auch nicht wusste, aus welchem.
    Jedes meiner Tattoos hatte eine Bedeutung. Meine Finger glitten zu meiner linken Brust und strichen sacht über die leicht erhabene Haut, auf der eine giftige Nachtschattenpflanze blühte. Durch glänzende Blätter und herabhängende violette Blüten spähte ein verwildertes Feenmädchen, dessen Schatten ihm hinterherzukriechen schien. Auch seine Bedeutung kannte ich nicht, doch dass es eine hatte, stand fest.
    Als ich meine Jeans abstreifte, zeichnete ich die Ranke mit den silbernen Rosen nach, die sich meinen linken Oberschenkel hinaufwand, über den unteren Bauch zog und an meinen Rippen unter meinem rechten Arm endete. Durch die Blüten wand sich eine Spur violetter Schädel, und direkt über meinem Nabel starrte ein Wolf aus smaragdgrünen Augen in die Welt hinaus.
    Grieve … Der Wolf war für Grieve. Man hatte mir das Kunstwerk eingestochen, als ich vierzehn war.

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