Das Echo aller Furcht
fruchtloser Arbeit frustriert wieder der Platte zu.
Ghosn setzte sich zurück und steckte sich eine Zigarette an. »Was bist du?« fragte er das Objekt.
Es sah einer Bombe wirklich ähnlich, soviel war ihm klar. Es hatte eine dicke Hülle – warum ist mir nicht aufgefallen, daß das Ding für einen Radarsender viel zu schwer ist? fragte er sich. Aber eine richtige Bombe konnte es auch wieder nicht sein. Nach allem, was er an Kabeln und elektrischen Verbindungen im Innern gesehen hatte, fehlten Zünder und Übertragungsladung. Es konnte also nichts anderes als eine elektronische Einrichtung sein. Er drückte die Zigarette auf dem Boden aus und ging an seine Werkbank.
Ghosn verfügte über ein großes Werkzeugsortiment, darunter ein zweitaktgetriebenes Schleifgerät mit Trennscheibe. Die Maschine war eigentlich für den Zweimannbetrieb bestimmt, doch er beschloß, sie allein und an der Abdeckplatte anzusetzen, die ihm dünner vorkam als der Rest der Hülle. Er stellte die Schneidtiefe auf neun Millimeter, warf den Motor an und wuchtete das Werkzeug über die Platte. Der Lärm war gräßlich, als der diamantbestückte Rand der Scheibe sich in den Stahl fraß, aber die Maschine war schwer genug, um nicht von dem Werkstück abzugleiten. Er führte sie langsam am Rand der Abdeckplatte entlang. Für den ersten Schnitt brauchte er zwanzig Minuten. Nun stellte er die Maschine ab, legte sie auf den Boden und schob einen dünnen Draht durch den entstandenen Spalt.
Na endlich! Ich bin durch! dachte er. Richtig getippt. Der Rest der Hülle schien rund vier Zentimeter stark zu sein, die Platte aber nur einen knappen Zentimeter. Ghosn freute sich so über den Erfolg, daß er vergaß, sich zu fragen, wozu eine Radarkapsel einen so dicken Mantel aus gehärtetem Stahl brauchte. Ehe er weitermachte, setzte er Ohrenschützer auf, denn der Krach des ersten Schnitts hing ihm noch in den Ohren. Die Arbeit war schon unangenehm genug; Kopfschmerzen konnte er jetzt nicht gebrauchen.
Im Sekundenabstand blendeten die TV-Netze den Hinweis »Sondermeldung« auf die Bildschirme ein. Die Koordinatoren, die für römische Verhältnisse früh aufgestanden waren, um an Dr. Elliots Pressekonferenz teilzunehmen, hasteten atemlos in ihre Kabinen und übergaben den Produzenten und Rechercheuren ihre Notizen.
»Na bitte!« triumphierte Angela Miriles. »Hab’ ich’s nicht gesagt, Rick?«
»Angic, ich schulde Ihnen ein Mittag- und ein Abendessen und vielleicht sogar das Frühstück in einem Restaurant Ihrer Wahl.«
»Topp!« erwiderte die Rechercheurin lachend und dachte: Der Arsch kann sich das leisten.
»Wie bringen wir das?« fragte der Produzent.
»Ich improvisiere. Geben Sie mir zwei Minuten, und dann gehen wir auf Sendung.«
»Scheiße«, bemerkte Angie leise. Rick improvisierte nur ungern. Andererseits genoß er es, den Printmedien zuvorzukommen, was in diesem Fall angesichts des Zeitvorteils ein Kinderspiel war. Ätsch, New York Times! Er saß still, bis er geschminkt war, und ging dann mit dem Nahostexperten der Fernsehanstalt, den Angie für einen eitlen Schwachkopf hielt, vor die Kamera.
»Fünf!« rief der Regieassistent. »Vier, drei, zwei, eins!« Er gab dem Koordinator ein Zeichen.
»Der Traum wird wahr«, verkündete Rick. »In vier Stunden werden der Präsident der Vereinigten Staaten, der sowjetische Präsident, der König von Saudi-Arabien, die Ministerpräsidenten von Israel und der Schweiz und die Oberhäupter zweier großer Religionsgruppen ein Abkommen unterzeichnen, das auf eine völlige Beilegung des Nahostkonflikts hoffen läßt. Die Einzelheiten sind sensationell.« Drei Minuten lang redete er ununterbrochen und hastig weiter, als wollte er seine Kollegen von den anderen Sendern schlagen.
»Seit Menschengedenken hat es nichts Vergleichbares gegeben. Wieder ein Wunder – nein, ein Meilenstein auf dem Weg zum Weltfrieden. Dick?« Der Koordinator wandte sich an seinen Experten, der früher einmal US-Botschafter in Israel gewesen war.
»Rick, ich habe mir das Dokument nun eine halbe Stunde lang angeschaut und kann es immer noch nicht glauben. Vielleicht erleben wir in der Tat ein Wunder. Den richtigen Ort dafür haben wir uns jedenfalls ausgesucht. Israels Konzessionen sind ebenso verblüffend wie Amerikas Bereitschaft, den Frieden zu garantieren. Beeindruckt bin ich auch von der absoluten Geheimhaltung, unter der das Vertragswerk ausgehandelt wurde. Wären diese Details vor zwei Tagen an die Öffentlichkeit
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