Das Echo aller Furcht
dem Konzept bringen.
»Elizabeth, es mag sein, daß ich der einzige Ex-Staatsanwalt in Amerika bin, der gegen die Todesstrafe eintritt, aber... wir leben in einer Demokratie, und die Mehrheit der Bevölkerung ist dafür.« Er sah auf. »Diese Leute waren Terroristen. Ich kann zwar nicht behaupten, über ihre Hinrichtung glücklich gewesen zu sein, aber wenn überhaupt jemand den Tod verdiente, dann sie. Es war nicht der Zeitpunkt, Position zu beziehen. Vielleicht geht das in meiner zweiten Amtsperiode. Wir müssen einen passenden Fall abwarten. Politik ist die Kunst des Machbaren. Und das heißt eines nach dem anderen, Elizabeth. Das weißt du so gut wie ich.«
»Wenn du nichts unternimmst, wachst du eines Tages auf und mußt feststellen, daß Ryan in der CIA das Sagen hat. Gewiß, er ist ein fähiger Mann, aber er gehört der Vergangenheit an. Er paßt nicht mehr in unsere Zeit.«
Was bist du doch für ein Neidhammel, dachte Fowler. Na ja, wir haben alle unsere Schwächen. Zeit, das Spiel abzubrechen. Er wollte sie nicht zu tief verletzen.
»Was hast du denn mit ihm vor?«
»Drängen wir ihn doch peu à peu aus dem Amt.«
»Gut, ich lasse mir das durch den Kopf gehen – verderben wir uns nicht den Tag mit so einer Diskussion. Wie willst du die Einzelheiten des Abkommens bekanntgeben?«
Elliot lehnte sich zurück und trank einen Schluck Kaffee. Bist zu früh und mit zu viel Druck vorgeprescht, dachte sie. Sie hatte eine tiefe Abneigung gegen Ryan, sah aber ein, daß Bob recht hatte. Falsche Zeit, falscher Ort. Sie hatte mehr als genug Zeit für ihr Spiel und wußte, daß sie geschickt vorgehen mußte.
»Ich lege einfach den Vertragstext vor.«
»Können die denn so schnell lesen?« Fowler lachte. Bei den Medien tummelten sich genug Analphabeten.
»Es wird wie wild spekuliert. Der Leitartikel der New York Times kam heute übers Fax. Warte nur, die verschlingen das nur so. Ich habe ihnen außerdem ein paar saftige Details aus den Verhandlungen zusammengestellt.«
»Wie du meinst«, sagte der Präsident und schob sich das letzte Stück Bratwurst in den Mund. Dann schaute er auf die Uhr. Es kam auf den richtigen Moment an. Da der Zeitunterschied zwischen Rom und Washington sechs Stunden betrug, konnte das Abkommen frühestens um zwei Uhr nachmittags unterzeichnet werden, denn es sollte ins Frühstücksfernsehen kommen. Und da Amerikas Bürger erst auf die Sensation vorbereitet werden mußten, hatten den TV-Crews die Vertragsdetails bis drei Uhr Ostküsten-Sommerzeit vorzuliegen. Liz würde den Knüller also um neun bekanntgeben, in zwanzig Minuten. »Und wirst du auch Charlies Rolle betonen?«
»Sicher. Es ist nur gerecht, wenn wir ihn als den Haupturheber darstellen.«
Damit ist Ryans Part gestorben, dachte Fowler. Nun, schließlich hat Charlie die Sache in Bewegung gesetzt. Ryan tat Fowler ein bißchen leid. Er hielt den DDCI zwar ebenfalls für ein Relikt aus der Vergangenheit, wußte aber auch, was er geleistet hatte, und war davon beeindruckt. Auch Arnie van Damm, der beste Menschenkenner in der Administration, hielt große Stücke auf Ryan. Aber Elizabeth war seine Sicherheitsberaterin, und er konnte nicht zulassen, daß sie und der DDCI sich gegenseitig an die Kehle gingen. Nein, das kam nicht in Frage.
»Leg eine glänzende Vorstellung hin, Elizabeth.«
« Kleinigkeit.« Sie lächelte ihn an und ging.
Die Sache war schwieriger, als er erwartet hatte. Ghosn erwog, Hilfe zu holen, verzichtete dann aber. Es gehörte zu seinem Ruf in der Organisation, daß er allein an diesem Teufelszeug werkelte und nur für die Knochenarbeit gelegentlich ein paar kräftige Männer hinzuzog.
Die Bombe, oder was das Objekt sonst sein mochte, war erstaunlich stabil gebaut. Im Schein seiner grellen Arbeitslampen reinigte er sie zunächst grünlich mit Wasser und fand eine Reihe von Einrichtungen, die er nicht identifizieren konnte. Es gab zum Beispiel mit Schraubdeckeln verschlossene Gewindelöcher. Er drehte eine Schutzkappe los und fand darunter ein Kabel. Erstaunlicher noch war die Stärke der Bombenhülle. Er hatte schon einmal einen israelischen Radar-Störsender zerlegt und an dieser aus Aluminium konstruierten Gondel für Radiofrequenzen durchlässige »Fenster« aus Kunststoff oder Fiberglas gefunden.
Da sich die größte Abdeckplatte auch mit aller Gewalt nicht loshebeln ließ, versuchte er, die Hülle an einer anderen Stelle zu öffnen – erfolglos. Nun wandte er sich nach mehreren Stunden
Weitere Kostenlose Bücher