Das Echo aller Furcht
gekommen, hätte die Sache noch vor unseren Augen scheitern können, aber hier und jetzt, Rick, hier und jetzt ist sie Wirklichkeit geworden. Ich glaube es nun. Sie haben recht: Es ist ein Wunder geschehen. Der Friede ist greifbar. Und in wenigen Stunden wird sich die Welt aufs neue verändert haben.
Ohne die bisher noch nie dagewesene Unterstützung der Sowjetttnion wäre das nicht möglich gewesen; zweifellos stehen wir tief in der Schuld des bedrängten sowjetischen Präsidenten Andrej Narmonow.«
»Wie schätzen Sie die Konzessionen ein, die alle religiösen Gruppen gemacht haben?«
»Einfach unglaublich, Rick, in dieser Region haben seit Anbeginn der Geschichte Religionskriege gewütet. An dieser Stelle sollten wir allerdings einfügen, daß, wie ein hohes Regierungsmitglied heute großzügig unterstrich, der Architekt dieses Abkommens Dr. Charles Alden war, der erst vor wenigen Wochen skandalumwittert starb. Welch grausame Ironie des Schicksals, daß dieser Mann, der die künstlich aufgebauten religiösen Gegensätze als das Grundproblem dieser krisengeschüttelten Region identifizierte, diesen Tag nicht erleben darf. Alden war offenbar die treibende Kraft bei der Friedensinitiative, und man kann nur hoffen, daß die Geschichte den Yale-Absolventen Dr. Charles Alden trotz des Zeitpunkts und der Begleitumstände seines Todes als denjenigen würdigen wird, der zu diesem Wunder beitrug.« Der ehemalige Botschafter war ebenfalls ein Yalie und Aldens Jahrgang.
»Ihre Meinung zur Haltung der anderen Parteien?«
»Rick, bei einem Ereignis von solcher Tragweite- so etwas ist wirklich seltenspielen immer viele Leute ihren Part, leisten einen wichtigen Beitrag. An dem Vatikan-Abkommen hat auch Außenminister Talbot mitgearbeitet, hervorragend unterstützt von Staatssekretär Scott Adler, einem brillanten Diplomaten, der übrigens Talbots rechte Hand ist. Gleichzeitig war es Präsident Fowler, der die Initiative billigte und, wo erforderlich, politischen Druck ausübte. Noch nie hatte ein Präsident den Mut und Weitblick, seinen Ruf als Politiker bei einem so kühnen Unterfangen aufs Spiel zu setzen. Die Auswirkungen eines Fehlschlags wären unvorstellbar gewesen. Aber Fowler hat es geschafft. Dies ist ein großer Tag für die amerikanische Diplomatie, die Verständigung zwischen Ost und West und vielleicht die größte Chance für den Weltfrieden in der Geschichte der Menschheit.«
»Das hätte ich selbst nicht besser sagen können, Dick. Nun müssen das Abkommen und der amerikanisch-israelische Verteidigungspakt aber noch vom Senat ratifiziert werden. Wie sieht es damit aus?«
Der Kommentator grinste und schüttelte in gespielter Erheiterung den Kopf. »Das geht so schnell durch den Senat, daß die Druckerschwärze noch feucht ist, wenn der Präsident das Gesetz in die Hand bekommt. Verzögern können diese Sache nur die verbalen Spiegelfechtereien, die man in den Ausschüssen und Fraktionen hört.«
»Aber die Kosten, die durch die Stationierung amerikanischer Truppen entstehen ...«
»Rick, der Auftrag unserer Streitkräfte ist die Wahrung des Friedens. Und dafür wird Amerika jeden Preis zahlen. Das ist für den amerikanischen Steuerzahler kein Opfer, sondern ein Privileg, eine historische Ehrenpflicht: dem Weltfrieden das Siegel amerikanischer Stärke aufzudrücken. Keine Frage: Wir zahlen.«
»Und hiermit verabschieden wir uns«, sagte Rick und drehte sich wieder zu Kamera 1 um. »In zweieinhalb Stunden berichten wir live über die Unterzeichnung des Vatikan-Abkommens. Wir schalten zurück nach New York. Rick Cousins, Vatikan.«
»Donnerwetter!« hauchte Ryan. Leider hatte der Fernseher diesmal seine Frau aufgeweckt, die den Kommentar mit Interesse verfolgt hatte.
»Jack, was war dein Beitrag!« Cathy stand auf, um Kaffee zu machen. »Schließlich warst du in Italien und in ...«
»Schatz, ich hatte mit der Sache zu tun. Wie intensiv, kann ich nicht sagen.« Es hätte Jack ärgern sollen, daß Charlie Alden nun als Erfinder der Friedensinitiative hingestellt wurde, aber Charlie war trotz seiner menschlichen Schwächen ein anständiger Kerl gewesen und hatte sich in der Tat hinter die Sache geklemmt und Druck ausgeübt, als das nötig war. Außerdem, sagte er sich, würden die Historiker wie üblich früher oder später auf die Wahrheit stoßen. Die echten Akteure wußten Bescheid. Er wußte Bescheid. Er war gewohnt, im Hintergrund zu agieren, Dinge zu tun, von denen andere nichts wissen durften.
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