Das Echo aller Furcht
um. »Tun Sie das, Brent.«
Hinter ihnen hatten Pete Connor und Helen D’Agustino es sich auf einer Couch bequem gemacht. Fowler wußte, daß sie Footballfans waren, und im Fernsehzimmer des Präsidenten war genug Platz.
»Mag jemand ein Bier?« fragte Fowler, der sich ohne Bier kein Spiel ansehen konnte.
»Ich geh’s holen«, sagte D’Agustino und ging ins Nebenzimmer, wo der Kühlschrank stand. Seltsam, dachte »Daga«, daß dieser komplexe Mann, der in Aussehen, Kleidung, Gang und Manieren wie ein Patrizier war und ein arroganter Intellektueller obendrein, sich vor dem Fernseher beim Football – Baseball sah er nur, wenn seine Amtspflichten es verlangten – in ein FFF-Mannsbild verwandelt, das ein paar Bier trank und Popcorn mampfte. Seine Frage: »Mag jemand ein Bier?« war sogar in diesem Kontext ein Befehl. Seine Leibwächter durften im Dienst nicht trinken, und Talbot rührte keinen Alkohol an. Daga holte sich ein Coke.
»Vielen Dank«, sagte Fowler, als sie ihrem Präsidenten das Glas reichte. Bei Footballspielen war er noch höflicher als gewöhnlich. Vielleicht hat er das früher mit seiner Frau so gehalten, dachte D’Agustino und fügte hinzu: Hoffentlich stimmt das, denn es verleiht ihm den menschlichen Zug, den er vor allem braucht.
»Donnerwetter! Bradley hat Wills so hart getackelt, daß wir es bis hier oben hören konnten.« Auf dem Bildschirm standen die Männer auf, und es sah so aus, als würden sie sich gegenseitig beschimpfen. Vermutlich lachten sie aber nur miteinander.
»Die sollen sich ruhig miteinander bekannt machen, Tim, denn sie werden noch oft genug aufeinandertreffen. Bradley ist ein gewitzter Linebacker. Er spielte aus der Mitte und stopfte die Lücke, als hätte er den Angriffszug geahnt.«
»Für einen Neuling hat er ein gutes Gespür, und dieser Center der Vikings spielte letztes Jahr im Pro-Turnier«, erklärte der zweite Kommentator.
»Der kleine Bradley hat ’nen knackigen Arsch«, bemerkte Daga leise.
»Da geht mir die Emanzipation aber zu weit, Helen«, gab Pete zurück und änderte seine Sitzposition auf der Couch, weil sein Dienstrevolver ihm in die Niere drückte.
Günther Bock und Marvin Russell standen unter Hunderten von Touristen, die fast alle das Weiße Haus fotografierten, auf dem Gehsteig. Sie waren am Abend zuvor in Washington angekommen und wollten morgen das Kapitol besichtigen. Beide trugen Baseballmützen zum Schutz gegen die Sonne. Bock hatte eine Kamera um den Hals, die an einem mit Mickymäusen verzierten Gurt hing. Aufnahmen machte er vorwiegend, um so zu wirken wie alle anderen Touristen auch. In Wirklichkeit observierte sein geübtes Auge. Das Weiße Haus war besser gesichert, als sich die meisten Leute vorstellen. Die Gebäude der Umgebung waren hoch und boten Scharfschützen hinter ihren Steinbrüstungen gute Verstecke. Er vermutete, daß er im Augenblick beobachtet wurde, aber den Amerikanern fehlte bestimmt die Zeit und das Geld, um sein Gesicht mit jedem Bild in den Fahndungsbüchern abzugleichen. Außerdem hatte er sein Äußeres so stark verändert, daß er sich keine Sorgen zu machen brauchte.
Der Hubschrauber des Präsidenten schwebte ein und landete nur hundert Meter von Bocks Position entfernt. Ein Mann mit einer tragbaren Luftabwehrrakete hätte eine gute Chance gehabt – wenn es da nicht praktische Erwägungen gäbe. Die Wahl des richtigen Zeitpunktes war schwieriger, als es den Anschein hatte. Am günstigsten wäre ein kleiner Lieferwagen mit einem Loch im Dach, durch das der Schütze seine Rakete abfeuern und dann die Flucht versuchen konnte. Leider aber war auf den Dächern der umstehenden Häuser mit Scharfschützen zu rechnen, über deren Treffsicherheit sich Bock keine Illusionen machte. Es stand zu erwarten, daß der Präsident von den besten Leuten beschützt wurde. Zweifellos hatten sich auch Agenten des Secret Service unter die Touristen gemischt, und es war unwahrscheinlich, daß er diese identifizieren konnte.
Die Bombe konnte man in einem Kastenwagen hierherbringen und detonieren lassen ... das hing von den Schutzmaßnahmen ab, vor denen Ghosn ihn gewarnt hatte. Oder er konnte die Bombe in die unmittelbare Nähe des Kapitols bringen, wenn der Präsident dort seine Ansprache zur Lage der Nation hielt... vorausgesetzt, die Waffe wurde rechtzeitig fertig. Das stand noch nicht fest, und es ging auch noch um die Frage der Verschiffung in die USA, die drei Wochen dauern sollte. Von Latakia nach Rotterdam, von
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