Das Echo aller Furcht
hatten zahlreiche Bagatelldelikte im Strafregister, ein paar Freiheitsstrafen auf Bewährung und ein paar Sitzungen bei der Beratungsstelle hinter sich. Die Polizei war mit dem Ausgang der Geschichte sehr zufrieden. »Meinetwegen hätte er den kleinen Drecksack auch abknallen können«, hatte ein Sergeant gesagt und gelacht, wie die Bandaufzeichnung des Ermittlers bewies. »Mit diesem Clark ist offenbar nicht zu spaßen, und sein Partner ist auch nicht viel anders. Wenn diese Kerle blöde genug waren, sich mit denen einzulassen, war das ihre eigene Schuld. Zwei andere Bandenmitglieder bestätigten die Aussagen von Clark und Chavez, und damit war der Fall für uns abgeschlossen.«
Aber warum hatte Ryan seine Leibwächter auf die Jugendlichen losgelassen?
Hatte er nicht getötet, um seine Familie zu schützen? Er ist kein Mann, der eine Bedrohung seiner Freunde oder seiner Familie hinnimmt ... seiner Geliebten?
Nicht ausgeschlossen.
»Hmmm ...«, brummte Wellington. Der DDCI ging also fremd. Das war nicht illegal, aber fragwürdig. Und ganz atypisch für den Doktor John Patrick Ryan mit dem Heiligenschein. Wenn eine Jugendbande seine Freundin belästigte, setzte er einfach seine Leibwächter auf sie an, wie ein capo der Mafia – und erweist der Gesellschaft einen Dienst, mit dem sich die Polizei schon lange nicht mehr abgibt.
Reichte das?
Nein.
Er brauchte etwas mehr, er brauchte irgendeinen Beweis. Der mußte nicht stichhaltig genug für ein Schwurgericht sein ... aber doch gut genug – wofür? Für ein Disziplinarverfahren, und solche Ermittlungen blieben nie ganz geheim. Man brauchte nur zu flüstern, ein paar Gerüchte zu streuen. Ganz einfach. Aber erst brauchte Wellington einen Ansatzpunkt.
»Manche sagen, dies könnte sich zu einer Vorschau auf die Superbowl entwikkein: In den ersten drei Wochen der Saison haben beide Mannschaften ein Spielverhältnis von 2:0. Beide Teams scheinen für die Spitze ihrer Conference bestimmt. Im Metrodome treten nun die San Diego Chargers gegen die Minnesota Vikings an«, erklärte der Sportreporter.
»Tony Wills hat seine erste Saison als Profi noch spektakulärer begonnen als seine Karriere im College-Football«, sagte der Ko-Kommentator. »In nur zwei Spielen war er 46mal im Ballbesitz und legte dabei 360 Yard im Sturm zurück - also jedesmal, wenn er den Ball berührte, 6,7 Yard, und das gegen die Chicago Bears und die Atlanta Falcons, beides Mannschaften mit starker Verteidigung. Wer kann Tony Wills stoppen?«
»Und er lief 125 Yard als Paßempfänger. Kein Wunder, daß man den Jungen die Säule der Mannschaft nennt.«
»Hinzu kommt, daß er in Oxford seinen Doktor gemacht hat«, meinte der Ko-Kommentator und lachte. »Guter Sportler, guter Student, Rhodes-Stipendiat und der Mann, der ganz allein das Team der Northwestern-Univcrsität wieder ins Endspiel in der Rose Bowl in Pasadena gebracht hat. Ist er wirklich schneller als eine Kugel?«
»Das wird sich zeigen. Maxim Bradley, der junge Linebacker der Chargers, ist der beste Verteidiger seit Dick Butkus und kommt aus Alabama – das ist die Schule, die Profis wie Tommy Nobis, Cornelius Bennett und andere Stars hervorgebracht hat. Man nennt ihn nicht umsonst den Verteidigungsminister.« Dieser gängige Witz in der Football-Liga NFL zielte auf den Besitzer der Mannschaft, Verteidigungsminister Dennis Bunker.
»Tim, das wird ein tolles Spiel!«
»Schade, daß ich nicht dabei bin«, bemerkte Brent Talbot. »Dennis sitzt in seiner Loge.«
»Wenn ich ihn nicht zum Football lasse, tritt er zurück«, sagte Präsident Fowler. »Außerdem hat er sein eigenes Flugzeug genommen.« Dennis Bunker besaß eine kleine Düsenmaschine und ließ sich zwar meist von anderen fliegen, absolvierte aber genug Flugstunden, um seinen Pilotenschein gültig zu halten. Ein Grund mehr für den Respekt, den er beim Militär genoß. Als ehemaliger und ausgezeichneter Kampfpilot konnte er so gut wie jede Maschine fliegen.
»Wie stehen die Wetten?« fragte Talbot.
»Drei Punkte Vorsprung für die Vikings«, antwortete der Präsident, »weil sie den Heimvorteil haben. Die Teams sind ungefähr gleich stark. Letzte Woche habe ich Wills gegen die Falcons erlebt und war ungeheuer beeindruckt.«
»Tony ist ein Prachtkerl. Intelligent, anständig, kümmert sich viel um junge Leute.«
»Sollen wir ihn zum Sprecher der Drogenkampagne machen?«
»Er arbeitet bereits in Chicago mit. Wenn Sie wollen, rufe ich ihn an.«
Fowler drehte sich
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