Das Echo aller Furcht
nicht. Russells Erklärungsversuche halfen auch nicht viel. Günther tröstete sich mit einem Bier, streckte sich auf dem Bett aus und ging in Gedanken durch, was er heute gesehen hatte. Er wollte seinen Plan umsetzen, aber die exakten Details - besonders hier in Amerika – waren problematischer als erwartet. Wenn nur ...
»Was war das gerade?«
»›Verteidigungsminister‹ hat jemand gesagt«, antwortete Russell.
»Ist das ein Witz?«
Marvin drehte sich um. »Ja. Das ist der Spitzname des Middle Linebackers Maxim Bradley von der Alabama-Universität. Aber dem echten Verteidigungsminister gehört das Team – da sitzt er.« Die Kamera zeigte Bunker in seiner Loge.
Sehr interessant, dachte Bock.
»Was ist dieses Superbowl, von dem geredet wird?«
»Das Meisterschaftsspiel. Die erfolgreichsten Mannschaften treten in einer Ausscheidungsrunde gegeneinander an, und die beiden Finalisten treffen sich dann im Endspiel, das Superbowl heißt.«
»Ah, ähnlich wie die Fußball-WM.«
»Ja, aber das Superbowl wird jährlich ausgetragen. Nächstes Jahr Ende Januar findet es in einem neuen Stadion in Denver statt. Skydome heißt es, glaube ich.«
»Und man rechnet damit, daß diese beiden Mannschaften ins Endspiel kommen?«
Russell zuckte die Achseln. »Das sagen die Leute. Aber die reguläre Saison dauert noch sechzehn Wochen, die Playoff-Spiele weitere drei, und das Superbowl kommt dann eine Woche später. Bis dahin kann noch viel passieren.«
»Und wer geht zu diesem letzten Spiel?«
»Eine Menge Leute. Es ist das Spiel, da will jeder dabeisein. Karten sind unmöglich zu kriegen. Diese beiden Mannschaften hier haben die besten Aussichten, ins Endspiel zu kommen.«
»Ist Präsident Fowler footballbegeistert?«
»So heißt es. Er soll hier in Washington oft zu Spielen der Redskins gehen.«
»Wie sieht es mit den Sicherheitsmaßnahmen aus?« fragte Bock.
»Die sind sehr scharf. Fowler sitzt in einer speziellen Loge hinter Panzerglas.«
Was für ein Schwachsinn, dachte Bock. Ein Stadion war natürlich leichter zu sichern, als der oberflächliche Betrachter glauben mochte. Eine schwere Waffe, die von zwei Mann bedient werden mußte, konnte nur aus einem der Eingänge abgefeuert werden, und diese ließen sich relativ leicht überwachen. Andererseits aber...
Bock schloß die Augen. Seine Gedanken waren wirr; er schwankte zwischen konventionellen und unorthodoxen Methoden und konzentrierte sich auf einen falschen Aspekt. Die Idee, den amerikanischen Präsidenten zu töten, war natürlich attraktiv, aber nicht das Wichtigste. Entscheidend war, möglichst viele Menschen auf möglichst spektakuläre Weise zu töten und diesen Anschlag dann mit anderen Aktivitäten zu koordinieren, und das schürte dann ...
Streng deinen Kopf an! sagte er sich. Konzentriere dich auf das Wesentliche.
»Den Aufwand, mit dem das Fernsehen über diese Spiele berichtet, finde ich beeindruckend«, merkte Bock nach einer Minute an.
»Klar, ABC zieht alle Register und rollt mit Satellitenübertragungswagen und allem möglichen anderen Gerät an.« Russell konzentrierte sich auf das Spiel. Die angreifenden Vikings hatten mit dem Ball die Nullinie erreicht und somit einen Touchdown erzielt; es stand nun 10:0. Doch nun sah es so aus, als ginge das andere Team zum Gegenangriff über.
»Ist das Spiel schon einmal ernsthaft gestört worden?«
Marvin drehte sich um. »Was? Ach so, während des Golfkriegs waren die Sicherheitsmaßnahmen sehr scharf – und den Film über so was hast du bestimmt gesehen.«
»Welchen Film?«
»Schwarzer Sonntag hieß er, glaube ich. Typen aus dem Nahen Osten wollten das Stadion sprengen.« Russell lachte. »Alles schon dagewesen, jedenfalls in Hollywood. Sie griffen mit einem Kleinluftschiff an. Als wir gegen den Irak kämpften, durfte bei dem Superbowl der Fernsehblimp nicht an das Stadion heran.«
»Findet heute in Denver ein Spiel statt?«
»Nein, das ist erst morgen abend. Denver Broncos gegen Seattle Seahawks. Wird kein besonders interessantes Spiel, weil die Broncos in diesem Jahr eine neue Mannschaft aufbauen.«
»Aha.« Bock verließ das Zimmer und ließ sich vom Empfang zwei Flugscheine nach Denver buchen.
Cathy stand auf, um ihn zu verabschieden und machte ihm sogar das Frühstück. Ihre Fürsorglichkeit während der letzten Tage verbesserte Ryans Stimmung nicht – im Gegenteil. Aber sagen konnte er das natürlich nicht. Es war schon übertrieben, wie sie ihm an der Tür die Krawatte
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