Das Echo aller Furcht
einen hohen Beamten des Dienstes verübt worden, aber die CIA hatte sich nicht mit der Vergangenheit zu befassen, sondern mit der Zukunft. Und dabei hatte sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Auf seinem Schreibtisch fand Ryan einen Stapel Material, das für den Depeschenkoffer im Auto zu gefährlich war, und bereitete sich für die allmorgendliche Konferenz der Abteilungsleiter vor, die er gemeinsam mit dem Direktor leitete. Neben der Kaffeemaschine in seinem Büro stand ein sauberer Becher, der nie benutzt wurde; er hatte dem Mann gehört, von dem Ryan zur CIA geholt worden war: Vizeadmiral James Greer. Nancy hielt das Erinnerungsstück rein, und Jack begann keinen Arbeitstag in Langley, ohne an seinen verstorbenen Chef zu denken. Nun denn. Er rieb sich Gesicht und Augen und ging an die Arbeit. Was für neue und interessante Dinge hielt die Welt heute für ihn bereit?
Wie viele in seinem Beruf war der Waldarbeiter ein großer, kräftig gebauter Mann, der einsdreiundneunzig groß war und hundert Kilo wog. Der ehemalige Football-Verteidiger hätte anstatt zum Marinekorps auch mit einem Sportstipendium an eine Universität gehen können. Mit einem akademischen Grad aber hätte er zwangsläufig Oregon verlassen müssen, und das hatte er nicht gewollt. Was wollte er dann? Football-Profi und anschließend Bürohengst werden? Kam nicht in Frage. Er hatte sich seit seiner Kindheit im Freien am wohlsten gefühlt und zog nun mit einem guten Einkommen seine Kinder in einer freundlichen Kleinstadt auf. Er führte ein hartes, aber gesundes Leben und war in seiner Firma der Mann, der am exaktesten und sanftesten Bäume fällen konnte und daher die kniffligsten Aufträge bekam.
Der Waldarbeiter ließ die Zweimannsäge laufen, und ein Helfer nahm auf einen stummen Befehl hin seinen Platz auf der anderen Seite ein. Mit der Doppelaxt war bereits eine Fallkerbe in den Stamm geschlagen worden. Nun fraß sich die Säge langsam ins Holz. Der Waldarbeiter achtete auf die Maschine, der Helfer auf den Baum. Dies war eine Kunst und eine Frage der Berufsehre; der Waldarbeiter war stolz darauf, daß er nicht einen Zentimeter Holz mehr verschnitt als notwendig. Nach dem ersten Schnitt zogen sie die Säge heraus und begannen ohne Pause mit dem zweiten, für den sie vier Minuten brauchten. Der Waldarbeiter war angespannt und hellwach. Als er einen Windhauch im Gesicht spürte, hielt er inne und überprüfte, ob er aus der rechten Richtung kam. Für einen jähen Windstoß waren selbst Baumriesen Spielzeug – besonders, wenn sie fast zur Hälfte durchgesägt waren.
Der Wipfel wankte... fast war es soweit. Er nahm die Säge etwas zurück und winkte seinem Helfer zu. Der junge Mann nickte ernst und wußte, daß er nun auf Augen und Hände des Kollegen zu achten hatte. Noch dreißig Zentimeter, dachte der Waldarbeiter. Sie führten den Schnitt sehr langsam zu Ende, eine schwere, in dieser gefährlichen Phase aber unvermeidliche Belastung der Kette. Sicherheitsleute achteten auf den Wind, und dann ...
Der Waldarbeiter riß die Säge heraus, ließ sie fallen und wich mit seinem Helfer um zehn Meter zurück. Beide beobachteten den Stamm. Sollte er schnellen, würde es gefährlich.
Doch er neigte sich sauber und wie immer scheinbar quälend langsam. Der Waldarbeiter verstand, warum diese Phase in Dokumentarfilmen am häufigsten auftauchte. Der Baum schien zu ahnen, daß er sterben mußte, er wehrte sich vergebens, und das Ächzen des Holzes klang wie ein verzweifeltes Stöhnen. Mag sein, dachte er, aber schließlich ist es ja nur ein Baum. Der Schnitt öffnete sich, der Baum fiel. Nun bewegte sich der Wipfel sehr schnell, aber die Gefahr drohte an der Schnittstelle, und die behielt er im Auge. Als der Stamm sich um fünfundvierzig Grad neigte, riß das Holz und schnellte über den Stumpf hoch. Die durch die Luft sausende Krone verursachte einen Riesenlärm. Wie schnell, fragte er sich, fällt sie? Schneller als der Schall? Nein, wohl kaum... mit einem dumpfen Schlag schlug der Baum auf den weichen Waldboden auf, prallte einmal ab und kam dann zur Ruhe. Schade eigentlich, nun war der majestätische Baum bloß noch Holz.
Zur Überraschung des Waldarbeiters kam nun der Japaner herüber, berührte den Stamm und sprach etwas, das ein Gebet gewesen sein mußte. Erstaunlich, dachte er, wie ein Indianer. Der Waldarbeiter wußte nicht, daß der Schintoismus eine animistische, dem Glauben der amerikanischen Ureinwohner nicht unähnliche Religion
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