Das Echo aller Furcht
eines kleinen Supermarkts der Franchise-Kette 7-Eleven, gelegen zwischen Washington und Annapolis. Zusätzlich zur Witwenpension bot er ihrer Familie ein regelmäßiges und respektables Einkommen und garantierte zusammen mit dem von Ryan eingerichteten Ausbildungsfonds jedem Kind einen Universitätsabschluß. Der älteste Sohn hatte es schon so weit gebracht, aber es würde lange dauern, bis alle Kinder ein Studium beendet hatten. Das Kleinste steckte noch in den Windeln.
»Haben sich die Skins noch mal sehen lassen?« fragte Jack.
Clark wandte nur den Kopf und grinste. Einige Monate nach der Geschäftsübernahme hatten ein paar Sehlägertypen aus den Vorstädten, die sich an der Asiatin und ihren Mischlingskindern stießen, begonnen, sich in und vor dem Geschäft herumzudrücken, und den Betrieb derart gestört, daß Carol sich bei Clark beklagen mußte. Clarks erste Warnung war überhört worden. Offenbar hielt man ihn für einen Polizisten außer Dienst und nahm ihn nicht zu ernst. Deshalb hatten John und sein spanischsprechender Freund Ordnung schaffen müssen, und nachdem der Bandenführer aus dem Krankenhaus entlassen wurde, hielten sich die Skins von dem Supermarkt fern. Die Ortspolizei war sehr verständnisvoll gewesen, und der Umsatz war sofort um zwanzig Prozent gestiegen. Clark fragte sich mit einem wehmütigen Lächeln, ob das Knie des Anführers wieder richtig verheilt war. Hoffentlich sucht er sich jetzt eine anständige Arbeit ...
»Was machen Ihre Kinder?«
»Eins studiert jetzt, und daran gewöhnt man sich schwer. Auch Sandy vermißt das Kind... Doc?«
»Ja, John?«
»Entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber Sie sehen schlecht aus und sollten ein bißchen langsamer tun.«
»Das sagt Cathy auch.« Ryan hätte Clark am liebsten gebeten, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, aber einem Mann wie Clark, der dazu noch ein Freund war, sagte man so etwas nicht. Außerdem hatte er recht.
»Als Ärztin weiß sie, wovon sie redet«, betonte Clark.
»Ich weiß. Es liegt halt am Bürostreß. Da laufen ein paar unangenehme Sachen, und ...«
»Dagegen ist Sport besser als Saufen. Sie sind einer der klügsten Männer, die ich kenne. Verhalten Sie sich entsprechend. Ende der Moralpredigt.« Clark zuckte mit den Achseln und konzentrierte sich wieder auf den Berufsverkehr.
»John, Sie hätten Arzt werden sollen«, versetzte Jack und lachte in sich hinein.
»Wieso?«
»Kein Patient würde sich trauen, Ihre Ratschläge nicht zu beherzigen.«
»Ich bin der ausgeglichenste Mensch, den ich kenne«, protestierte Clark.
»Stimmt. Keiner hat lange genug gelebt, um Sie wirklich in Rage zu bringen. Wer Sie nur ein bißchen ärgert, ist bereits ein toter Mann.«
Aus genau diesem Grund war Clark Jack Ryans Fahrer geworden. Jack hatte für seine Versetzung aus dem Direktorat Operationen gesorgt und ihn zu seinem Leibwächter gemacht. Unter Direktor Cabot war das Außendienstpersonal um zwanzig Prozent gekürzt worden, und Leute mit paramilitärischer Erfahrung hatten als erste die Kündigung bekommen. Um diesen wertvollen Mann nicht zu verlieren, hatte Ryan, unterstützt von Nancy Cummings und einem Freund im Direktorat Verwaltung, zwei Vorschriften umgangen und eine dritte gebrochen. Außerdem fühlte Ryan sich in Begleitung dieses Mannes, der auch als Ausbilder fungierte, sehr sicher. Clark war obendrein ein vorzüglicher Fahrer und brachte ihn wie üblich pünktlich in die Tiefgarage.
Der Buick glitt auf den reservierten Parkplatz. Ryan stieg aus und fummelte an seinem Schlüsselbund. Der Schlüssel für den VIP-Aufzug hatte sich verklemmt. Zwei Minuten später war er im fünften Stock und ging durch den Korridor zu seinem Dienstzimmer. Das Büro des DDCI grenzte an die lange, schmale Suite des DCI an, der noch nicht zur Arbeit erschienen war. Aus dem kleinen, für den zweiten Mann in Amerikas wichtigstem Geheimdienst überraschend bescheidenen Raum blickte man über den Besucherparkplatz hinweg auf den dichten Kiefernbestand, der den CIA-Komplex vom George Washington Parkway und dem Flußtal des Potomac trennte. Ryan hatte Nancy Cummings nach seiner kurzen Phase als stellvertretender Direktor der Aufklärung (DDI) als Sekretärin behalten. Clark setzte sich ins Vorzimmer und sah Depeschen durch, um sich auf seine Rolle bei der Morgenbesprechung vorzubereiten; es ging um die Frage, welche Terroristengruppe im Augenblick den größten Lärm machte. Zwar war noch kein ernsthafter Anschlag auf
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