Das Echo aller Furcht
Öffentlichkeitsarbeit als jede andere Regierungsbehörde, und Shaws Problem war, daß die Entlassung des SAC Walt Hoskins einen schlechten Eindruck machen würde. Murray sprach weiter. »Er hat seine Lektion gelernt. Walt ist nicht auf den Kopf gefallen, Bill.«
»War das nicht letztes Jahr ein Coup, als er den Gouverneur erwischte?« Shaw zog eine Grimasse. Wenn es um Korruptionsfälle ging, war Hoskins in der Tat ein Genie. Seinetwegen saß nun der Gouverneur eines Staates im Gefängnis, und erst mit diesem Coup hatte sich Hoskins die Beförderung zum SAC verdient. »Was haben Sie mit ihm vor, Dan?«
»Versetzen wir ihn als ASAC nach Denver«, schlug Murray mit einem Zwinkern vor. »Das ist eine elegante Lösung. Er käme von einer kleinen Außenstelle in eine große Ermittlungsabteilung und wäre dort für alle Korruptionsfälle verantwortlich. Diese Beförderung nähme ihm die Befehlsgewalt und steckte ihn in eine Abteilung, wo er seine Stärken zeigen kann. Gerüchten zufolge liegt in Denver allerhand an, da wird er gut zu tun haben. Im Verdacht stehen ein Senator und eine Kongreßabgeordnete. Und bei dem Wasserversorgungsprojekt stehen die ersten Zeichen auch auf Sturm. Da soll es um zwanzig Millionen Dollar gehen.«
Shaw pfiff durch die Zähne. »Und die sollen nur an einen Senator und eine Abgeordnete gegangen sein?«
»Wohl kaum; da steckt noch mehr dahinter. Zuletzt hörte ich, es seien auch Umweltschützer geschmiert worden – Leute von privaten Gruppen und aus der Umweltbehörde. Wer ist besser qualifiziert, einen solchen Filz zu entwirren als Walt? Der hat einen Riecher für so etwas. Der Mann kann keinen Revolver ziehen, ohne ein paar Zehen loszuwerden, aber er ist ein erstklassiger Spürhund.« Murray klappte die Akte zu. »Wie auch immer, ich sollte mich nach einer neuen Verwendung umsehen. Schicken Sie ihn nach Denver oder in den Ruhestand. Mike Delaney will hierher zurückversetzt werden, weil sein Sohn im Herbst in Georgetown mit dem Studium anfängt. Die Planstelle wird also frei. Ein sauberer Wechsel, aber die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
»Ich danke Ihnen, Mr. Murray«, erwiderte Direktor Shaw würdevoll und grinste dann. »Wie ich diesen Verwaltungskram hasse! Früher, als wir nur Bankräuber jagten, war alles viel einfacher.«
»Vielleicht hätten wir nicht so viele erwischen sollen«, stimmte Dan zu. »Dann würden wir immer noch im Hafenviertel von Philadelphia arbeiten und könnten abends mit den Jungs einen heben. Warum sind die Leute nur so erfolgsgeil? Man kommt nach oben und ruiniert sich dabei das Leben.«
»Wir klingen wie alte Knacker.«
»Sind wir doch auch, Bill«, meinte Murray. »Aber ich kann mich wenigstens ohne eine Armee von Leibwächtern bewegen.«
»Zum Teufel mit Ihnen!« Shaw verschluckte sich und spuckte Kaffee auf seine Krawatte. »Jetzt sehen Sie bloß, was Sie angerichtet haben!«
»Bedenklich, wenn man zu sabbern anfängt, Direktor.«
»Raus! Regeln Sie die Versetzung, che ich Sie zum Straßendienst abkommandiere.«
»Bitte, nur das nicht!« Murray hörte auf zu lachen und wurde ernster. »Was macht Kenny eigentlich?«
»Er dient jetzt auf einem U-Boot, USS Maine. Bonnie geht es gut; ihr Baby kommt im Dezember. Dan?«
»Ja, Bill?«
»Das mit Hoskins haben Sie gut gemacht. So einen einfachen Ausweg brauche ich. Vielen Dank.«
»Gern geschehen, Bill. Walt greift bestimmt sofort zu. Wenn doch alles so einfach wäre!«
»Behalten Sie die ›Warrior Society‹ im Auge?«
»Freddy Warder bearbeitet den Fall. Warten Sie nur, in ein paar Monaten schnappen wir die Kerle.«
Darauf freuten sich beide. Im Lande waren nur noch wenige Terroristengruppen aktiv. Wenn man zum Jahresende wieder einer das Handwerk legte, war das ein großer Coup.
Im Ödland von South Dakota dämmerte der Morgen. Marvin Russell kniete auf einem Bisonfell und schaute nach Osten. Er trug Jeans, aber sein Oberkörper und seine Füße waren nackt. Russell hatte keine beeindruckende Statur, aber man sah ihm seine Kraft an. Während seines ersten und bisher einzigen Aufenthaltes im Gefängnis, den ihm ein Einbruch eingetragen hatte, war er aufs Krafttraining gekommen. Was als Hobby, um überschüssige Energie loszuwerden, begonnen hatte, führte später zu der Erkenntnis, daß der, der sich im Gefängnis verteidigen will, einzig auf seine Kraft angewiesen ist. Das hatte schließlich zu einer inneren Haltung geführt, die sich seiner Auffassung nach für einen Sioux-Krieger
Weitere Kostenlose Bücher