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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wie üblich recht hatte. Er sah wirklich fürchterlich aus, aber da war nichts zu machen. »Fertig?« fragte er, als er wieder im Vorzimmer war.
    »Ja, Doc.« Clark hatte schon die lederne Dokumententasche mit Reißverschluß in der Hand.
    Das Leben blieb an diesem Montagmorgen weiter verrückt. Irgendein Idiot hatte auf der A 66 einen Unfall gebaut und einen Stau ausgelöst, so daß die Fahrt statt zehn oder fünfzehn Minuten fünfunddreißig dauerte. Mit dem Verkehr in Washington müssen sich selbst hohe Regierungsbeamte herumschlagen. Der Dienstwagen rollte gerade noch rechtzeitig in die Auffahrt des Weißen Hauses. Ryan rannte nur deshalb nicht in den Westeingang, weil er bei den herumstehenden Reportern kein Aufsehen erregen wollte. Eine Minute später war er in Liz Elliots Büro.
    »Wo brennt’s?« fragte die Sicherheitsberaterin.
    »Über diese Sache halte ich lieber nur einmal einen Vortrag. Es liegt die Meldung eines Topagenten vor, die Ihnen nicht gefallen wird.«
    »Sagen Sie mir doch wenigstens, worum es geht«, bat Elliot zur Abwechslung einmal in vernünftigem Ton.
    »Um Narmonow, sein Militär und Kernwaffen.«
    Sie nickte. »Gehn wir.« Der Weg durch zwei Korridore und vorbei an acht Agenten des Secret Service, die das Arbeitszimmer des Präsidenten bewachten wie ein Rudel respektvoller Wölfe, war nur kurz.
    »Hoffentlich ist das wichtig«, sagte Präsident Fowler und stand nicht auf. »Ich habe Ihretwegen eine Haushaltskonferenz abgesagt.«
    »Mr. President, wir haben in der sowjetischen Regierung einen hochplazierten Agenten«, begann Ryan.
    »Ich weiß. Wenn Sie sich recht entsinnen, habe ich Sie gebeten, mir seinen Namen nicht zu nennen.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Ryan. »Das muß ich jetzt jedoch tun. Der Mann heißt Oleg Kirilowitsch Kadischow und bei uns SPINNAKER. Er wurde vor einigen Jahren von Mary Patricia Foley angeworben, als sie mit ihrem Mann in Moskau stationiert war.«
    »Warum haben Sie mich jetzt eingeweiht?« fragte Fowler.
    »Damit Sie seine Meldung einschätzen können. Frühere Berichte von ihm haben Sie unter den Kennwörtern RESTORATIV und PIVOT zu sehen bekommen.«
    »PIVOT ...? Stimmt, das war im September; es ging um die Probleme, die Narmonow mit seinem Sicherheitsapparat hat.«
    »Richtig, Mr. President«, sagte Ryan und dachte: Gut, daß er sich an unsere Vorlagen erinnert. Das war nicht immer der Fall.
    »Und da Sie hier sind, nehme ich an, daß diese Probleme akuter geworden sind. Fahren Sie fort«, befahl Fowler und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    »Kadischow meldet, daß er Ende letzter Woche unter vier Augen mit Narmonow sprach.«
    »Moment – Kadischow ist Mitglied des Parlaments und führt eine Oppositionsgruppe, nicht wahr?«
    »Korrekt, Sir. Er spricht oft allein mit Narmonow; das macht ihn für uns so wertvoll.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Bei ihrem letzten Treffen gestand Narmonow, daß seine Probleme in der Tat ernster werden. Er hat dem Militär und den Sicherheitskräften mehr Schlagkraft zugestanden, aber das reicht anscheinend nicht. Es scheint Widerstand gegen die Erfüllung des Abrüstungsabkommens zu geben. Diesem Bericht zufolge will das sowjetische Militär alle SS-18 behalten, anstatt, wie vereinbart, sechs Raketenregimenter aufzulösen. Unser Mann meldet, Narmonow sei in diesem Punkt zu Zugeständnissen bereit. Sir, das wäre eine Verletzung des Abkommens, und deshalb bin ich hier.«
    »Und wie wichtig ist das?« fragte Liz Elliot. »Unter technischen Gesichtspunkten, meine ich.«
    »Gut, wir waren nie in der Lage, das sehr klar darzustellen. Minister Bunker versteht die Materie, der Kongreß aber nicht. Seit wir begonnen haben, die Kernwaffen um gut die Hälfte zu reduzieren, haben wir die nukleare Gleichung verändert. Als beide Seiten über zehntausend Gefechtskörper verfügten, war allen klar, daß ein Atomkrieg nur schwer oder praktisch unmöglich zu gewinnen war. Mit einem Erstschlag konnten nicht alle Sprengköpfe getroffen werden; es blieben also immer noch genug für einen vernichtenden Gegenschlag. Doch nach der Reduzierung sieht die Rechnung anders aus. Nun ist je nach der Zusammensetzung der Trägersysteme ein solcher Angriff theoretisch möglich geworden, und aus diesem Grund wurde diese Kombination in den Vertragsdokumenten so deutlich dargelegt.«
    »Sie sagen also, daß Abrüstung die Kriegsgefahr erhöht?« fragte Fowler.
    »Nicht exakt, Sir. Ich war aber schon immer der Ansicht, daß die Verbesserung der

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