Das Echo aller Furcht
Leben wert! Sehen Sie das denn nicht ein?«
»Und wer schmeißt dann den Laden?«
»Sir, wenn Sie voll auf dem Damm sind, wären Sie nur schwer zu ersetzen, aber in Ihrer derzeitigen Verfassung erledigt der kleine Goodley Ihren Job mindestens genausogut wie Sie.« Das hatte gesessen, wie Clark sah. »Für wie effizient halten Sie sich im Augenblick eigentlich?«
»Bitte tun Sie mir den Gefallen, den Mund zu halten und nur den Wagen zu lenken.« Ein chiffrierter Hinweis auf einem Dokument verkündete den Eingang neuer Berichte von SPINNAKER und NIITAKA. Es gab also allerhand zu tun.
Das hat mir gerade noch gefehlt, dachte Jack und schloß kurz die Augen, um sich ein wenig auszuruhen.
Es wurde aber noch schlimmer. Er wachte auf und stellte zu seiner Überraschung fest, daß der Morgenkaffee nicht gewirkt und er vierzig Minuten lang geschlafen hatte. »Na bitte«, sagte Clarks Blick. Ryan fuhr in den sechsten Stock. Ein Bürobote brachte ihm die beiden wichtigen Berichte ins Zimmer und einen Zettel von Cabots Sekretärin mit der Nachricht, der Direktor käme heute später. Der Mann leistet sich die Arbeitszeit eines Bankbeamten, dachte Ryan. Beim Geheimdienst sollte härter gearbeitet werden. Ich rackere mich jedenfalls ab.
Zuerst NIITAKA. Laut Report beabsichtigten die Japaner, eine seltene Handelskonzession, die sie vor sechs Monaten gemacht hatten, nicht einzuhalten. In ihrer Erklärung wollten sie sich wie immer auf »unglückliche und unvorhergesehene Umstände« berufen, was zum Teil auch der Wahrheit entsprach. Die japanische Innenpolitik war so kompliziert wie anderswo auch – aber Moment, da war noch etwas anderes: Sie wollten in Mexiko etwas koordinieren, was mit dem Staatsbesuch ihres Ministerpräsidenten in Washington im kommenden Februar zusammenhing. Landwirtschaftliche Produkte wollten sie nicht mehr in den USA, sondern billiger in Mexiko einkaufen, wenn dieses Land im Gegenzug die Zölle für japanische Importe senkte. So lautete jedenfalls der Plan. Sie waren sich der mexikanischen Konzessionen noch nicht sicher und dachten an...
... Schmiergelder?
»Da soll doch...«, hauchte Ryan. Mexikos Institutionalisierte Revolutionspartei PRI war nun nicht gerade für ihre Integrität bekannt, aber das...? Der Handel sollte bei persönlichen Gesprächen in Mexico City abgeschlossen werden. Wenn die Japaner die Konzession bekamen, also Zugang zum mexikanischen Markt, und im Gegenzug ihr Land für Erzeugnisse der mexikanischen Landwirtschaft öffneten, würden sie die Lebensmittellieferungen aus den USA, die im vergangenen Februar vertraglich festgelegt worden waren, reduzieren. Eine vernünftige Busineß-Entscheidung: Japan bekam seine landwirtschaftlichen Importe etwas billiger und erschloß einen neuen Exportmarkt. Den amerikanischen Bauern wollte man dann weismachen, sie benutzten Agrochemikalien, die das japanische Landwirtschaftsministerium im Interesse der öffentlichen Gesundheit – welche Überraschung! – nicht mehr zulassen könne.
Das Schmiergeld war dem Umfang des Abkommens durchaus proportional: 25 Millionen Dollar, die auf Umwegen halb legal gezahlt werden sollten. Wenn der mexikanische Präsident im kommenden Jahr sein Amt abgab, trat er an die Spitze eines neuen Unternehmens, das... nein, die Japaner hatten vor, eine Firma, die er bereits besaß, zu einem fairen Marktpreis zu erwerben, ihren Wert künstlich hochzutreiben und den Präsidenten als Direktor zu behalten und wegen seiner PR-Erfahrung fürstlich zu entlohnen.
»Sauber abgeschottet«, sagte Ryan laut. Der Trick war beinahe komisch und könnte in Amerika sogar als legal gelten, wenn er von einem gewitzten Anwalt präsentiert würde. Vielleicht brauchte man auch gar keinen Advokaten zu bemühen; viele Beamte des Außen- und Handelsministeriums ließen sich sofort nach Verlassen des Rcgierungsdienstes von japanischen Firmen anwerben.
Es gab hier jedoch einen kleinen Unterschied: Ryan hatte den Beweis für eine Verschwörung in der Hand. Eigentlich dumm von den Japanern zu glauben, ihr Kabinettssaal sei sakrosankt und kein laut ausgesprochenes Wort dränge über seine vier Wände hinaus. Sie wußten nicht, daß ein bestimmtes Kabinettsmitglied sich eine Mätresse hielt, die die Fähigkeit hatte, einem Mann die Zunge zu lösen, und nun kam Amerika dank eines KGB-Offiziers an alle diese Informationen heran...
»Nachdenken, Jack...«
Wenn man schlagendere Beweise bekam und sie Fowler aushändigte... Aber wie? Schließlich
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