Das Echo aller Furcht
seit fünfzehn Jahren, und die Lasersteuerung ist noch neuer. Der Hauptanwendungsbereich in der Industrie ist nach wie vor die Fertigung hochpräziser Instrumente – astronomische Teleskope, Linsen höchster Qualität, spezielle Teile für Zentrifugen...« Der Deutsche stand auf. »So, nun muß auch die innere Oberfläche, die wir nicht visuell inspizieren können, poliert werden.«
»Warum haben wir außen angefangen?«
»Um sicherzustellen, daß die Maschine auch richtig arbeitet. Das Innere wird der Laser testen – wir wissen nun, daß er uns korrekte Daten liefert.« Diese Erklärung entsprach nicht ganz der Wahrheit, aber Fromm wollte sein wirkliches Motiv für sich behalten: Ihm ging es nur um die Schönheit der Perfektion, und das mochte der junge Araber nicht verstehen. Schwarze Kunst, dachte Fromm... irgendwie faustisch, das Ganze.
Seltsam, dachte Ghosn, daß eine so wundervolle Form so fürchterliche...
»Alles geht weiterhin gut voran«, sagte er dann.
»In der Tat«, erwiderte Fromm und wies in die Umkleidung. Wenn die Maschine richtig arbeitete, schnitt sie hauchdünne Späne aus dem Werkstück, die nur sichtbar waren, weil sie Licht reflektierten. Dieser wertvolle Abfall wurde gesammelt, eingeschmolzen und zwecks späterer Verwendung aufbewahrt.
»So, an diesem Punkt hören wir am besten auf«, meinte Fromm.
»Einverstanden.« Sie waren seit vierzehn Stunden an der Arbeit gewesen. Ghosn schickte die Männer fort, entfernte sich mit Fromm und überließ die Werkstatt zwei Wächtern.
Diese Männer aus der Gefolgschaft des Kommandanten waren nicht gerade gebildet, hatten aber langjährige Gefechtserfahrung – vorwiegend jedoch im Kampf gegen andere Araber und nicht gegen den vorgeblichen zionistischen Feind. Terroristengruppen gab es viele, und da jede unter der palästinensischen Bevölkerung Unterstützung suchte, standen sie miteinander im Wettbewerb. Konkurrenz zwischen Bewaffneten führt nicht selten zu Konfrontationen und Tod. Was die Wächter anging, stellten sie bei solchen Zwischenfällen ihre Treue unter Beweis. Alle diese Männer waren erstklassige Schützen und konnten es fast mit dem Neuen in ihren Reihen, dem amerikanischen Heiden Russell, aufnehmen.
Ein Wächter, Achmed, steckte sich eine Zigarette an, lehnte sich an die Wand und richtete sich auf eine langweilige Nacht ein. Wenn er vor dem Haus oder um den Block, in dem Kati schlief, Streife ging, bekam er wenigstens etwas zu sehen. Hinter jedem Auto, jedem Fenster mochte sich ein israelischer Agent verbergen, und solche Gedanken hielten einen aufmerksam und wach. Hier war das anders, hier bewachte man Maschinen, die stumm dastanden. Zur Ablenkung und auch im Einklang mit ihren Pflichten behielten die Wächter die Maschinisten im Auge und folgten ihnen in der Werkstatt und auf dem Weg zu ihren Eß- und Schlafstellen. Manchmal schauten sie ihnen sogar bei einem weniger komplizierten Arbeitsgang zu. Achmed war zwar ungebildet, hatte aber einen hellen Kopf und eine rasche Auffassungsgabe und bildete sich ein, nach ein paar Monaten Lehrzeit manche dieser Aufgaben selbst übernehmen zu können. Er verstand sich auf Waffen, war in der Lage, Fehlfunktionen daran zu diagnostizieren und konnte verstellte Visiere so rasch und geschickt richten wie ein Büchsenmacher.
Er ging umher, lauschte dem Rauschen der verschiedenen Lüftungsanlagen und schaute bei jeder Runde auf die Instrumente, die ihren Betriebszustand anzeigten. An diesen Tafeln befanden sich auch die Anzeigen der Notstromaggregate; hier war abzulesen, ob die Tanks genug Treibstoff für die Nacht enthielten.
»Der Zeitplan scheint ihnen ungeheuer wichtig zu sein«, sagte Achmed nachdenklich, ging auf seiner Runde weiter und blieb mit seinem Kameraden vor dem Werkstück stehen, das Fromm und Ghosn mit solchem Interesse betrachtet hatten.
»Was ist das wohl?«
»Etwas ganz Tolles«, erwiderte Achmed. »Auf jeden Fall wird es so geheim wie nur möglich gehalten.«
»Ich glaube, daß es zu einer Atombombe gehört.«
Achmed fuhr herum. »Wie kommst du darauf?«
»Ein Maschinist sagte, es könnte gar nichts anderes sein.«
»Na, wäre das nicht ein feines Geschenk für unsere israelischen Freunde?«
»Genau, die haben so viele Leben auf dem Gewissen – geschähe ihnen ganz recht.« Sie schlenderten an den abgeschalteten Maschinen vorbei weiter. »Wozu die Eile, frage ich mich?«
»Auf jeden Fall soll das Ding rechtzeitig fertig werden.« Achmed blieb wieder stehen und
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