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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schaute sich die Fülle von Metall- und Kunststoffteilen auf einer großen Werkbank an. Eine Atombombe? fragte er sich. Aber hier lag etwas, das aussah wie ein leicht verdrilltes Bündel Strohhalme. Was hatten Trinkhalme in einer Atombombe verloren? Nichts. Eine Atombombe mußte doch ... wie sein? Er gestand sich ein, daß er nicht die geringste Ahnung hatte. Nun, immerhin konnte er den Koran, die Zeitung und Gebrauchsanweisungen für Waffen lesen. Daß er keine Hochschulbildung hatte wie Ghosn, den er auf distanzierte Art mochte und auch beneidete, war nicht seine Schuld. Ja, wäre sein Vater kein vertriebener Bauer gewesen, sondern ein Ladenbesitzer mit Ersparnissen ...
    Bei der nächsten Runde fiel ihm etwas auf, das wie eine Farbdose aussah. In diesen Behältnissen wurden die Späne aus der Freonwanne gesammelt; das hatte Achmed oft genug gesehen. Ein Maschinist, der dicke Handschuhe trug, langte durch ein Fenster, sammelte die feinen Metallfäden ein und tat sie in diesen Behälter, der dann in einen Behälter mit Doppeltüren kam. Im Raum nebenan wurden die Späne dann in eine jener sonderbaren Gußformen gekippt.
    »Ich geh’ mal raus pissen«, sagte sein Kollege.
    »Viel Spaß«, merkte Achmed an.
    Er hängte sich das Gewehr über und sah seinem Freund nach, der durch die Doppeltür hinausging. Er freute sich schon darauf, bald einen Spaziergang machen zu können, wenn es Zeit war, draußen den Zaun abzugehen. Als Dienstältester war er nicht nur für die Werkstatt verantwortlich, sondern hatte auch die Wächter im Freien zu überwachen. Ein Glück, daß ich ab und zu mal aus dieser künstlichen Atmosphäre herauskomme, dachte er, man kommt sich ja vor wie in einer Raumkapsel oder einem Unterseeboot. Achmed hätte gerne studiert, wollte aber nicht im Büro hocken und auf Papiere starren, sondern hatte als Junge davon geträumt, Ingenieur zu werden, Straßen und Brücken zu bauen. Nun, vielleicht würde sein Sohn so etwas werden – sollte er selbst eine Frau finden und einen Sohn zeugen. Ein schöner Traum. Im Augenblick war es sein sehnlichster Wunsch, die Waffe weglegen und ein normales Leben führen zu können.
    Doch erst mußten die Zionisten sterben.
    Achmed stand allein in der Werkstatt und langweilte sich zu Tode. Die Wächter draußen konnten wenigstens die Sterne betrachten. Womit kann ich mich bloß beschäftigen ...?
    Da stand die Farbdose in der Ummantelung. Achmed, der den Maschinisten oft genug zugesehen hatte, nahm sie heraus und trug sie in den Nebenraum, wo der Ofen stand. Er war froh, einmal etwas anderes tun zu können, an dem Projekt mitzuhelfen.
    Die Dose war so leicht, als enthielte sie nur Luft. War sie etwa leer? Der Deckel war mit Klammern gesichert ... nein, entschied er, ich folge nur dem Beispiel der Maschinisten. Achmed trat an den Ofen, öffnete die Tür, stellte sicher, daß der Strom abgeschaltet war – er wußte, wie heiß dieses Ding wurde; immerhin schmolz es Metall! Nun zog er die dicken Gummihandschuhe an, vergaß, das Argonventil zu öffnen und löste die Klammern an der Dose.
    Als er den Deckel wegnahm, drang sauerstoffhaltige Luft in das Behältnis und griff sofort die Plutoniumspäne an, die reagierten und ihm ins Gesicht verpufften. Es gab einen kleinen Blitz wie vom Zündplättchen einer Gewehrpatrone, also nichts Gefährliches, wie er gleich erkannte. Anfangs sah er auch keinen Rauch, mußte aber einmal niesen.
    Trotzdem hatte er schreckliche Angst. Er hatte etwas Verbotenes getan. Was sollte der Kommandant von ihm denken? Was könnte er ihm zur Strafe antun? Er hörte das Rauschen der Klimaanlage und sah dann eine feine Rauchwolke zum Abzug aufsteigen. Sehr gut. Die elektrostatischen Platten würden den Rest erledigen. Nun brauchte er nur noch...
    Genau. Er machte die Dose wieder zu und trug sie in die Werkstatt. Zum Glück war sein Kollege noch nicht zurück. Achmed stellte die Dose an ihren Platz zurück und sorgte dafür, daß alles wieder so aussah wie zuvor. Zur Entspannung steckte er sich eine Zigarette an und ärgerte sich über sich selbst, weil er das Rauchen nicht aufgeben konnte.
    Achmed wußte nicht, daß er im Grunde schon ein toter Mann war und die Zigarette ihm nicht weiter schaden konnte.
     
    »Das kriegen wir hin!« verkündete Clark und kam mit wiegenden Schritten durch die Tür wie John Wayne in den Alamo.
    »Erzählen Sie«, sagte Ryan und wies auf einen Sessel.
    »Ich war gerade auf dem Dulles Airport und habe mit ein paar Leuten

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