Das Echo aller Furcht
Das war mein erstes und letztes Abenteuer als Diplomat. Irgendein Narr von der Zentrale meinte, es müsse ein U-Boot-Fahrer teilnehmen. Man holte mich deswegen von der Frunse-Akademie. Totale Zeitverschwendung«, fügte Dubinin hinzu.
»Und wie fanden Sie es dort?«
»Öde. Damals waren die amerikanischen U-Boot-Fahrer arrogant und unfreundlich.« Dubinin hielt inne. »Nein, das ist ungerecht. Das politische Klima war einfach anders. Die Gastfreundschaft der Amerikaner war herzlich, aber reserviert. Sie nahmen uns mit zu einem Baseballspiel. Das Essen und das Bier schmeckten mir. Das Spiel haben wir nicht begriffen, und die Erklärungsversuche unserer Kollegen machten die Sache noch schlimmer.«
»Vierzig Prozent.«
»Das entspricht zwölf Knoten«, sagte Dubinin. »Die Pumpe wird lauter. Aber?«
»Sie erzeugt nur einen Bruchteil des Lärms ihres Vorgängermodells. Meine Männer mußten hier Ohrenschützer tragen. Bei Höchstgeschwindigkeit war der Krach unerträglich.«
»Nun, wir werden sehen, wie das in Zukunft ist. Haben Sie in Washington etwas Interessantes gelernt?«
Dubinin grunzte. »Daß man dort lieber nicht allein auf die Straße geht. Ich machte einen kleinen Spaziergang und bekam mit, wie ein junger Hooligan einfach eine Frau angriff. Stellen Sie sich vor, nur ein paar Straßen vom Weißen Haus entfernt!«
»Ehrlich?«
»Der junge Gauner wollte mit ihrer Handtasche an mir vorbeirennen. Unglaublich. Wie im Film!«
»Er ›wollte‹ an Ihnen vorbei?«
»Habe ich Ihnen nicht erzählt, daß ich früher ein guter Fußballspieler war? Ich habe ihn gestoppt – etwas zu heftig, denn seine Kniescheibe ging dabei kaputt.« Dubinin lächelte bei der Erinnerung. Nun, zementierte Gehwege waren eben einiges härter als das Gras auf dem Fußballplatz...
»Fünfzig Prozent.«
»Und was passierte dann?«
»Das Botschaftspersonal drehte durch, und der Botschafter brüllte herum. Ich dachte schon: Jetzt schicken sie dich sofort heim. Aber die örtliche Polizei wollte mich auszeichnen. Deshalb wurde der Fall unter den Teppich gekehrt, aber ich durfte nie wieder Diplomat spielen.« Dubinin lachte auf. »Na, wenigstens habe ich gewonnen. 18 Knoten.«
»Warum haben Sie überhaupt cingegriffen?«
»Weil ich jung und dumm war«, erklärte Dubinin. »Die Möglichkeit, daß der Vorfall ein Trick der CIA sein könnte – das vermutete der Botschafter -, kam mir gar nicht in den Sinn. Unsinn, es ging nur um einen jungen Kriminellen, der eine gebrechliche farbige Frau angriff. Seine Kniescheibe sah böse aus. Ich frage mich, wie schnell er jetzt noch läuft. Und wenn er von der CIA war, brauchen wir uns um einen Spion weniger zu kümmern.«
»60 Prozent, alles ruhig!« rief der LI. »Druck fluktuiert nicht.«
»Also 23 Knoten. Die nächsten vierzig Prozent Leistung bringen uns nicht viel ein ... von nun an nehmen die Strömungsgeräusche entlang des Rumpfes stark zu. Zügig hochfahren, Wanja!«
»Was war Ihre schnellste Fahrt?«
»32 Knoten bei Höchstleistung, 33 bei Überlast«, antwortete Dubinin auf die Frage des Schiffbaumeisters.
»Man hört von einer neuen Rumpfbeschichtung...«
»Diese englische Erfindung? Die Aufklärung sagt, daß sie die amerikanischen Jagd-U-Boote um einen Knoten schneller macht.«
»Richtig«, bestätigte der Schiffbaumeister. »Die Formel haben wir, wie ich höre, aber die Herstellung und mehr noch die Auftragung sind problematisch.«
»Ab 25 Knoten kann es die schallschluckenden Kacheln von der Außenhülle reißen. Das passierte einmal auf Swerdlowskij Komsomolez, als ich Starpom war.« Dubinin schüttelte den Kopf. »Man kam sich vor wie in einer Trommel, als diese Gummilappen gegen den Rumpf knallten.«
»Dagegen können wir leider nichts tun.«
»75 Prozent Leistung.«
»Reißen Sie die Kacheln runter, dann schaffe ich einen Knoten mehr.«
»Ist das Ihr Ernst?«
Dubinin schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ein Torpedo auf uns zuläuft, können sie den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.«
An diesem Punkt stoppte die Unterhaltung. Innerhalb von zehn Minuten war der Antrieb auf 100 Prozent hochgefahren worden und gab 50 000 PS ab. Die Pumpe lief inzwischen ziemlich laut, aber die Männer konnten sich noch verstehen. Mit dem alten Modell hätten wir bei diesen Drehzahlen den Lärmpegel eines Rockkonzertes, sagte sich Dubinin; und man spürte die Schallwellen im Körper. Das war jetzt anders, auch wegen der gefederten Montierung der Pumpe. Der Chef der Werft
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