Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
des Kapitäns.
    »Vernünftig, Pete.« Der Zweite war schon auf dem Weg zu einer Tafel, deren Instrumente Schäden und Ausfälle anzeigten. Es war alles normal. Das Schiff konnte von der Konstruktion her noch viel größere Stürme überstehen, aber die Sicherheit auf See erforderte Wachsamkeit.
    Das OB-Telefon ging. »Brücke, Erster Offizier.«
    »Was, zum Teufel, war das?« rief der Chefingenieur.
    »’ne größere See«, gab Pete lakonisch zurück, »Probleme?«
    »Allerdings. Ich hab’ gedacht, mir fliegt das Fenster ins Gesicht – ein Bullauge ist gesprungen. Wir sollten langsamer fahren. Ich habe keine Lust, mich aus dem Bett schwemmen zu lassen.«
    »Habe ich bereits befohlen.«
    »Gut.« Es wurde aufgelegt.
    »Was gibt’s?« Der Kapitän kam in Schlafanzug und Bademantel auf die Brücke und sah gerade noch das letzte Wasser vom Deck abfließen.
    »15 bis 18 Meter hohe See. Ich bin auf 16 gegangen. 20 Knoten sind unter diesen Bedingungen zu viel.«
    »Da haben Sie wohl recht«, knurrte der Kapitän. Die Liegegebühren für jede zusätzliche Stunde im Hafen betrugen 15 000 Dollar, und zusätzliche Kosten gefielen den Reedern überhaupt nicht. »Steigern Sie die Umdrehungen wieder, sobald es geht.« Der Kapitän zog sich zurück, bevor seine nackten Füße zu kalt wurden.
    »Aye«, sagte Pete in die Richtung, wo der Kapitän gestanden hatte.
    »Fahrt 15,8 Knoten«, meldete der Rudergänger.
    »Gut.« Die beiden Offiziere beruhigten sich wieder und tranken Kaffee. Der Zwischenfall war zwar nicht beängstigend, aber aufregend gewesen. Der Erste schaute hinab aufs Deck und stutzte einen Moment später.
    »Scheinwerfer an!«
    »Stimmt was nicht?« Der Zweite machte zwei Schritte an eine Schalttafel und knipste die Flutlichter fürs Deck an.
    »Na, einer ist noch da.«
    »Einer?« Der Zweite schaute hinunter. »Oho, die anderen drei sind weg.«
    Der Erste schüttelte den Kopf. Wie war die Gewalt des Wassers zu beschreiben? »Das war eine starke Kette, aber die See muß sie zerrissen haben wie Garn. Beeindruckend.«
    Der Zweite griff nach dem Telefonhörer und drückte auf einen Knopf. »Bootsmann, unsere Deckladung ist gerade über Bord gespült worden. Bitte, untersuchen Sie den Aufbau auf Schäden.« Daß die Prüfung von innen vorgenommen werden sollte, brauchte er gar nicht erst zu sagen.
    Eine Stunde später stand fest, daß sie Schwein gehabt hatten. Die Deckladung war nur einmal gegen den Aufbau geprallt, glücklicherweise an einer mit starken Stahlträgern verstärkten Stelle. Das hatte einen leichten Schaden verursacht, der durch Schweißen und Streichen zu beheben war. Das änderte aber nichts an der Tatsache, daß noch einmal ein Baum gefällt werden mußte. Drei der vier Stammsegmente waren weg, und der japanische Tempel mußte wohl warten. Die drei noch zusammengeketteten Stämme trieben schon weit hinter der George M. Das Holz war noch frisch, saugte sich nun mit Seewasser voll und wurde dabei noch schwerer.
     
    Cathy Ryan sah den Wagen ihres Mannes aus der Einfahrt herausrollen. Inzwischen empfand sie kein Mitgefühl mehr, sie war verletzt. Er wollte nicht darüber reden – er versuchte nicht, die Sache zu erklären, entschuldigte sich nicht, tat so, als... was? Manchmal sagte er, es ginge ihm nicht gut, er sei zu müde. Sie wollte mit ihm darüber sprechen, wußte aber nicht, wo sie ansetzen sollte. Männeregos sind zerbrechlich, wie Dr. Caroline Ryan wußte, und an diesem Punkt war Jack am verletzlichsten. Die Impotenz mußte an einer Kombination aus Streß, Erschöpfung und Alkohol liegen. Jack war schließlich keine Maschine. Er nutzte sich ab. Sie hatte die Symptome schon seit Monaten beobachtet. Der wichtigste Faktor war in ihren Augen die lange Fahrt zur Arbeit. Zweieinhalb, manchmal drei Stunden am Tag verbrachte er im Auto, und selbst die Tatsache, daß er einen Fahrer hatte, machte die Sache nicht viel besser. Drei Stunden mehr am Tag, die er arbeitend und grübelnd verbrachte und nicht zu Hause, wo er hingehörte.
    Helfe ich ihm, oder mache ich alles nur noch schlimmer? fragte sie sich. Ist es auch meine Schuld?
    Cathy ging ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Nun gut, sie war kein junges Ding mehr. Sie hatte Falten um die Mundwinkel und Krähenfüße unter den Augen. Vielleicht war es Zeit für eine neue Brille. Bei Eingriffen bekam sie in letzter Zeit Kopfschmerzen und wußte, daß das an ihren Augen liegen konnte – immerhin war sie Ophthalmologin -, aber wie allen anderen

Weitere Kostenlose Bücher