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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Kanäle, die wir gebaut haben, auf die Sekundärladung richten. Der größte Teil geht natürlich verloren, aber es steht uns so viel Energie zur Verfügung, daß ein Bruchteil genügt. Die Röntgenstrahlen jagen durch die Halme. Dabei wird der Hauptteil ihrer Energie von den Metallbeschichtungen absorbiert, aber die gebogenen Flächen reflektieren sie auch weiter nach unten und bewirken weitere Energieabsorption. Auch das Polyäthylen nimmt einiges auf. Und was geschieht dann?«
    Bock kam Kati zuvor. »Wenn das Material so viel Energie aufnimmt, muß es explodieren.«
    »Sehr gut, Herr Bock. Wenn die Halme explodieren – eigentlich gehen sie in den Aggregatzustand Plasma über, aber wir wollen ja Halme spalten und keine Haare, nicht wahr? –, expandiert dieses Plasma radial zur Achse der Halme. Es wird also die axiale Energie von der Primärladung in radiale umgewandelt, die auf die Primärladung implodiert.«
    Jetzt verstand Kati. »Genial – aber die nach außen expandierende Energie geht verloren.«
    »Ja und nein. Sie bildet immer noch eine Energiebarriere, und die brauchen wir. Nun verwandeln sich die Uranlamellen am Körper der Sekundärladung in Plasma, wegen ihrer größeren Masse aber langsamer als die Halme. Dieses Plasma hat eine wesentlich größere Dichte und wird nach innen gepreßt. Die Hülle der Sekundärladung ist doppelt, und den Zwischenraum werden wir evakuieren. Das Vakuum gibt dem nach innen fließenden Plasma sozusagen einen fliegenden Start.«
    »Die um 90 Grad abgelenkte Energie erfüllt also bei der Sekundärladung die gleiche Funktion wie die Einwirkung des chemischen Sprengstoffs auf die Primärladung?« Kati hatte das Prinzip verstanden.
    »Gut gemacht, Kommandant!« versetzte Fromm gerade so obcrlchrcrhaft, daß es auffiel. »Eine Masse von relativ dichtem Plasma fließt also nach innen, wird in dem evakuierten Hohlraum beschleunigt und prallt dann auf die Sekundärladung, die dabei komprimiert wird. Letztere setzt sich aus 6 Lithium-Dcutcrid und 7 Lithium-Hydroxid zusammen, beide mit Tritium versetzt, und das Ganze umgibt Uran 238 . Das implodierende Plasma zerquetscht diese Anordnung, die natürlich auch mit Neutronen von der Primärladung bombardiert wird. Die Kombination von Hitze, Druck und Neutronenstrahlung bewirkt, daß sich das Lithium zu Tritium spaltet. Dieses hinwiederum setzt den Prozeß der Kernverschmelzung in Gang und gewaltige Energie in Form von Neutronen frei, die dann das Uran attackieren und eine Kernspaltung auslösen, die die Sprengleistung der Sekundärladung noch erhöht.«
    »Entscheidend ist, daß man die Energie richtig Steuert«, erklärte Ghosn.
    »Strohhalme«, merkte Bock an.
    »Ja, daran dachteich auch«, sagte Ghosn. »Die Idee ist genial. Das ist, als baute man eine Brücke aus Papier.«
    »Und wie hoch ist die Leistung der Sekundärladung?« fragte Kati, der von der Theorie nicht viel verstand, wohl aber von der praktischen Anwendung.
    »Die Primärladung wird ungefähr 70 Kilotonnen liefern, die Sekundärladung rund 465. Genau kann ich das wegen etwaiger Unregelmäßigkeiten in der Bombe und des Fehlens von Testergebnissen nicht sagen.«
    »Sind Sie davon überzeugt, daß die Waffe auch die erwartete Leistung bringt?«
    »Absolut«, erwiderte Fromm.
    »Aber ohne Testergebnisse, wie Sie gerade sagten...«
    »Kommandant, ich wußte von Anfang an, daß ein Testprogramm ausgeschlossen war. Mit diesem Problem sahen wir uns auch in der DDR konfrontiert. Deshalb ist die Bombe in der Konstruktion überdimensioniert, in einigen Teilen um 40, in anderen um über 100 Prozent. Eine amerikanische, britische, französische oder sowjetische Bombe hätte nur ein knappes Fünftel der Größe unseres ›Apparats‹. Zu solchen Verbesserungen des Wirkungsgrads kommt man nur mit zahlreichen Testexplosionen. Die Physik der Bombe ist recht einfach, aber zur Verbesserung der Konstruktion bedarf es der praktischen Erprobung. Herr Ghosn sprach gerade von einer Brücke. Die Brücken der alten Römer waren nach heutigen Begriffen überdimensioniert; es wurden zu viele Steine verwandt und zu viele Arbeitskräfte eingesetzt. Im Lauf der Jahre haben wir gelernt, Brücken effizienter zu bauen, mit weniger Material und geringerem Personalaufwand. Vergessen Sie aber nicht, daß viele Römerbrücken noch stehen. Unser ›Apparat‹ ist zwar ineffizient und überdimensioniert, aber doch eine funktionsfähige Bombe.«
    Die Männer wandten die Köpfe, als der Summer an der

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