Das Echo aller Furcht
heißen. Wer war das?
Jack!
Ein sehr hochgestellter Mann, der Informationen koordiniert...
Das war Jack. Das war ihr Mann. So drückte man sich aus, wenn ein Mann seines Ranges gemeint war. Auf einmal war ihr alles klar: So mußte es sein.
Jack... geht fremd? Mein Jack?
Ausgeschlossen.
Oder?
Seine Impotenz, die Müdigkeit, das viele Trinken, die Geistesabwesenheit? Konnte er bei ihr nicht... weil er an eine andere dachte?
Unmöglich. Doch nicht Jack, ihr Jack.
Aber warum sonst...? Sie war noch attraktiv – das fanden alle in ihrer Umgebung. Sie war eine gute Ehefrau – war das zu bezweifeln? Krank war Jack nicht. Ernste Symptome wären ihr aufgefallen; immerhin war sie Ärztin. Sie gab sich alle Mühe, nett zu Jack zu sein, mit ihm zu reden, ihm zu zeigen, daß sie ihn liebte, und...
WahrscheinLich war es nicht, aber möglich ?
Ja.
Nein. Cathy legte die Zeitung hin und trank einen Schluck Kaffee. Nein, ausgeschlossen. So etwas tat ihr Jack nicht.
Es war die letzte Stunde in der letzten Etappe der Fertigung. Ghosn und Fromm betrachteten die Werkzeugmaschine scheinbar uninteressiert, konnten ihre Erregung aber kaum bezähmen. Flüssiges Freon, das auf das rotierende Metall gesprüht wurde, versperrte ihnen die Sicht auf das Werkstück, das nun den letzten Arbeitsgang durchlief. Aber jenes Teil des Plutoniums, das nun bearbeitet wurde, war ohnehin hinter anderem Metall versteckt, und etwaige Unregelmäßigkeiten wären mit bloßem Auge nicht zu erkennen gewesen. Nun schauten die beiden auf die Anzeige des Computers. Die Toleranzen lagen innerhalb der von Dr. Fromm vorgeschriebenen zwölf Angström.
»Nur noch ein paar Zentimeter«, sagte Ghosn.
»Sie haben uns die Sekundärladung noch nicht erklärt«, sagte der Kommandant, der die Bombe inzwischen als »Apparat« bezeichnete.
Fromm, etwas ungehalten über die Ablenkung, drehte sich um. »Was möchten Sie wissen?«
»Wie die Primärladung funktioniert, weiß ich, aber die zweite Ladung verstehe ich nicht«, erwiderte Kati schlicht.
»Nun denn. Die Theorie ist relativ einfach, wenn man das Grundprinzip versteht, und das war nicht so leicht zu entdecken. Anfangs glaubte man, die Sekundärladung ließe sich allein mit hohen Temperaturen, wie sie in einem Stern auftreten, zünden. Ein Fehlschluß; die ersten Theoretiker übersahen den Faktor Druck. Rückblickend gesehen ist das merkwürdig, aber so etwas kommt bei Pionierarbeiten oft vor. Entscheidend für die Funktion der Sekundärladung ist die Umwandlung von Energie in Hitze und Druck zugleich und ihre Umlenkung um neunzig Grad. Und die Ablenkung von 70 Kilotonnen Energie ist keine Kleinigkeit«, sagte Fromm selbstgefällig. »Die Behauptung jedoch, die Theorie des Funktionsprinzips der Sekundärladung sei sehr komplex, ist falsch. Ulams und Tellers Erkenntnis war wie so oft ganz einfach. Druck ist Temperatur. Sie entdeckten, daß das Geheimnis gar keines ist. Hat man erst einmal die Grundprinzipien erkannt, ist der Rest eine reine Konstruktionsfrage«, schloß Fromm.
»Und was ist mit den Trinkhalmen?« erkundigte sich Bock, der wußte, daß sein Landsmann auf diese Frage wartete. Eingebildetes Arschloch, dachte er.
»Ganz sicher kann ich zwar nicht sein, aber ich halte diese Komponente für meine eigene Erfindung. Das Material ist perfekt: leicht, hohl und ohne Schwierigkeiten in die richtige Form zu biegen.« Fromm ging an die Werkbank und kam mit einem Bündel zurück. »Der Werkstoff ist Polyäthylen, innen mit Rhodium und außen mit Kupfer beschichtet. Ein ›Trinkhalm‹ ist 60 Zentimeter lang und hat einen Halbmesser von knapp drei Millimetern. Die Sekundärladung umgeben Tausende dieser Röhren in um 180 Grad verdrehten Bündeln, die eine Helix bilden, eine Spirale. Eine Helix ist eine sehr nützliche Form, denn sie leitet Energie und strahlt gleichzeitig Wärme in alle Richtungen ab.«
In jedem Ingenieur steckt ein verkannter Lehrer, dachte Kati.
»Hinzu kommt, daß die Primärladung zuerst starke Gammastrahlen emittiert. Dann folgen die Röntgenstrahlen. In beiden Fällen reden wir natürlich von Photonen, Quanten also, die keine Masse besitzen, sich aber wie Teilchen verhalten.«
»Lichtstrahlen«, warf Bock ein, der sich an den Physikunterricht im Gymnasium erinnerte.
»Richtig. Lichtstrahlen mit sehr hoher Energie und Frequenz. Nun haben wir also eine gewaltige Energie, die von der Primärladung ausgeht. Einen Teil können wir durch Reflexion oder Ablenkung mit Hilfe der
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