Das Echo aller Furcht
bin ich denn auf einmal beliebt?« fragte Jack ironisch. Die Besprechung war viel zu glatt verlaufen.
»Ich weiß nicht, was gestern abend vorgefallen ist, aber Liz ist stocksauer auf Ihre Frau.«
»Sie unterhielten sich, aber ich weiß nicht, worüber.«
»Jack, soll ich Ihnen reinen Wein einschenken?«
Wie günstig, wie symbolisch, daß man ihm so freundlich die Tür wies. Ryan wußte, was los war. »Wann, Arnie?«
»Ich würde ja lieber sagen, es seien dienstliche Gründe, aber die Sache ist persönlich. Tut mir leid, Jack, aber das kommt manchmal vor. Der Präsident will Sie wegloben.«
»Wie nett von ihm«, versetzte Jack nüchtern.
»Ich habe versucht, ihn umzustimmen, Jack. Ich mag Sie. Aber es geht einfach nicht anders.«
»Keine Angst, ich nehme still meinen Hut. Aber...«
»Ich weiß. Keine Schüsse aus dem Hinterhalt kurz vor Ihrem Rücktritt oder nachher. Man wird Sie hin und wieder konsultieren und Ihnen vielleicht Sonderaufträge im Ausland geben. Sie werden ehrenhaft entlassen, Jack. Sie haben mein Ehrenwort und das des Präsidenten. Er ist ein knallharter Politiker, aber einer der ehrlichsten Männer, die ich kenne. Leider denkt er anders als Sie - und er ist der Präsident.«
Jack hätte anmerken können, daß ein Zeichen intellektueller Ehrlichkeit die Bereitschaft sei, sich auch Gegenmeinungen anzuhören. Statt dessen sagte er: »Keine Sorge, ich gehe friedlich. Ich war lange genug in diesem Job. Es ist Zeit, ein bißchen auszuspannen, das Leben zu genießen, mit den Kindern zu spielen.«
»Vernünftig, Jack.« Van Damm tätschelte ihm den Arm. »Erledigen Sie die Sache in Mexiko, und dann wird der Chef Sie mit einer Lobesrede verabschieden. Wir lassen sie sogar von Callie Weston verfassen.«
»Schon fast eine Überdosis Streicheleinheiten, Arnie.« Ryan gab ihm die Hand und machte sich auf den Weg zu seinem Wagen. Van Damm wäre überrascht gewesen, wenn er sein Lächeln gesehen hätte.
»Muß das denn unbedingt so laufen?«
»Elizabeth, wir hatten unsere ideologischen Differenzen, aber er diente dem Land gut und treu. Ich bin in vielen Punkten nicht mit ihm einig, aber er hat mich nie angelogen und war immer bemüht, mich gut zu beraten«, erwiderte Fowler und betrachtete dabei das Plastikstäbchen mit dem Mikrofon. Funktioniert es etwa in diesem Augenblick? fragte er sich plötzlich.
»Ich habe dir doch erzählt, was gestern abend vorgefallen ist.«
»Ich bitte dich, dein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ryan geht. Leute seines Ranges wirft man nicht einfach hinaus; man gibt ihnen einen ehrenhaften Abschied. Alles andere wäre engstirnig und politisch unklug. ich bin mit dir einig, daß er ein Dinosaurier ist, aber selbst die bekommen im Museum einen Ehrenplatz.«
»Aber...«
»Und damit ist das Thema erledigt. Gut, du hattest gestern einen Wortwechsel mit seiner Frau. Das finde ich bedauerlich, aber wer bestraft schon einen Mann für die Worte seiner Frau?«
»Bob, ich habe ein Recht auf deine Unterstützung!«
Das gefiel Fowler nun nicht, aber er antwortete ruhig: »Die hast du auch, Elizabeth. Aber dies ist weder die Zeit noch der Ort für eine solche Diskussion.«
Marcus Cabot traf kurz nach dem Mittagessen auf dem Luftstützpunkt Andrews ein, um den Flug nach Korea anzutreten. Die Einrichtungen waren luxuriöser, als es den Anschein hatte. Die Maschine, eine viermotorige C-141 B Starlifter der Air Force, hatte einen seltsam schlangenförmigen Rumpf, und ihr Laderaum enthielt eine wohnwagenähnliche Einheit mit Küche, Wohnraum und Schlafzimmer. Diese war gut isoliert, denn in der C-141 ist es laut – besonders im rückwärtigen Teil des Laderaums. Cabot ging durch die Tür zum Flugdeck, um die Besatzung zu begrüßen. Der Pilot war ein blonder, 30jähriger Captain. An Bord waren zwei komplette Crews für diesen langen Flug. Der ersten Zwischenlandung zum Auftanken auf dem Luftstützpunkt Travis in Kalifornien sollten drei Lufttankmanöver über dem Pazifik folgen. Da der Flug höchst langweilig zu werden drohte, nahm Cabot sich vor, ihn nach Möglichkeit zu verschlafen. Er fragte sich, ob der Regierungsdienst die Unannehmlichkeiten eigentlich wert war, und Ryans baldiger Abgang, über den ihn van Damm informiert hatte, machte die Aussichten alles andere als rosig. Der Direktor der CIA schnallte sich an und sah sich die seine Mission betreffenden Unterlagen an. Ein Unteroffizier der Air Force bot ihm ein Glas Wein an, und er trank den ersten Schluck, als die
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