Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Pistol. Zehn Pistol 5000 extra.« Die reinste Halsabschneiderei, dachte Keitel.
    Er hob wieder die Hände. »10000 Mark, okay.« Um seine ernsthaften Kaufabsichten zu beweisen, zog er ein Bündel Hunderter hervor und steckte dem Soldaten einen Schein in die Tasche. »Ich warte eine Stunde.«
    »Komme wieder, eine Stunde.« Der Feldwebel entfernte sich eilig. Keitel ging in die nächste Kneipe und bestellte sich ein Bier.
    »Wcnn das noch einfacher wäre«, sagte er zu einem Kollegen, »würde ich eine Falle vermuten.«
    »Hast du von dem Panzer gehört?«
    »Dem T-80? Ja, warum?«
    »Den hat Willi Heydrich für die Amis organisiert.«
    »Der Willi?« Keitel schüttelte den Kopf. »Was hat er dafür verlangt?«
    »500 000 Mark. Idioten, diese Amis. Das hätte doch jeder einfädeln können.«
    »Das wußten sie aber damals nicht.« Der Mann lachte höhnisch. Oberstleutnant Wilhelm Heydrich hatte sich mit dem Geld eine Wirtschaft gekauft und nun ein weitaus besseres Auskommen als jemals zuvor in seiner Stasi-Zeit. Bevor er sich an den Klassenfeind verkauft, seinen Beruf an den Nagel gehängt, seinem politischen Erbe den Rücken gekehrt und sich in einen neudeutschen Bürger verwandelt hatte, war er einer von Keitels vielversprechendsten Untergebenen gewesen. Seine Geheimdiensterfahrung hatte er nun als Vehikel benutzt, um den Amerikanern ein letztes Mal eine Nase zu drehen.
    »Und was sprang für den Russen heraus?«
    »Der den T-80 verscherbelte? Ha!« Der Mann schnaubte. »Zwei Millionen Mark! Zweifellos gab er dem Divisionskommandeur seinen Anteil, kaufte sich selbst einen Mercedes und tat den Rest auf die Bank. Kurz darauf wurde die Einheit zurück in die Sowjetunion verlegt, und ein Panzer weniger in einer Division... Vielleicht ist das dem Direktorat überhaupt nicht aufgefallen.«
    Sie bestellten noch eine Runde und starrten auf den Fernseher über der Theke; auch das ist so eine widerwärtige amerikanische Sitte, dachte Keitel. Nach 40 Minuten ging er wieder hinaus und ließ seinen Kollegen Blickkontakt halten; immerhin war es möglich, daß man ihm eine Falle stellte.
    Der russische Feldwebel kam früher und mit leeren Händen zurück.
    »Wo Sachen?« fragte Keitel den lächelnden Soldaten.
    »In Jeep, um...« Der Mann gestikulierte.
    »Corner? Um die Ecke?«
    »Da, um die Ecke.« Der Feldwebel nickte eifrig.
    Keitel gab seinem Kollegen einen Wink, der daraufhin das Auto holen ging. Gerne hätte er den Soldaten gefragt, welchen Schnitt sein Leutnant bei diesem Geschäft machte, denn Vorgesetzte steckten grundsätzlich einen satten Prozentsatz ein.
    Der Armee-Geländewagen GAZ-90 parkte eine Straße weiter. Nun brauchte man nur noch mit dem Auto der Agenten bis an die Heckklappe des eigenen zurückzustoßen und den Kofferraum zu öffnen. Vorher aber mußte Keitel die Ware inspizieren. Er sah zehn Kampfanzüge im Tarnmuster aus einem leichten Stoff besserer Qualität, denn diese Stücke waren für Offiziere gedacht. Dazu gehörten schwarze Felduniformmützen und die etwas antiquiert wirkenden Rangabzeichen eines Panzeroffiziers. Die Schulterstücke der Uniform trugen die drei Sterne eines Oberst. Der Feldwebel hatte auch Koppel und Stiefel mitgebracht.
    »Und die Pistolen?« fragte Keitel.
    Der Soldat schaute sich mit prüfenden Blicken um und holte dann zehn Pappkartons hervor. Keitel ließ einen öffnen und erblickte eine 9-Millimeter-Makarow PM, einen Nachbau der deutschen Walther PPK. Die Russen hatten großzügigerweise sogar noch fünf Kästen Munition draufgelegt.
    »Ausgezeichnet«, meinte Keitel, holte sein Geld heraus und zählte 99 Hunderter ab.
    »Thank you«, sagte der Russe. »Wenn mehr brauchen, kommen zu mir.«
    Keitel bedankte sich, gab ihm die Hand und stieg in seinen Wagen.
    »Was ist bloß aus der Welt geworden?« fragte sein Kollege, als er anfuhr. Noch vor drei Jahren wäre der Feldwebel für diesen Handel vors Kriegsgericht gestellt und vielleicht sogar erschossen worden.
    »Wir haben die Sowjetunion um 10000 Mark bereichert.«
    Der Mann am Steuer grunzte. »Stimmt, und der Herstellungspreis der Sachen muß mindestens 2000 betragen haben. Wie nennt man das...?«
    »Mengenrabatt.« Keitel wußte nicht, ob er lachen sollte. »Unsere russischen Freunde lernen schnell. Oder der Muschik konnte nur bis zehn zählen.«
    »Unser Plan ist gefährlich.«
    »Gewiß, aber wir werden gut bezahlt.«
    »Meinen Sie vielleicht, ich täte das des Geldes wegen?« fragte der Mann scharf.
    »Nein, und ich auch

Weitere Kostenlose Bücher