Das Echo aller Furcht
Agent MUSASHI und händigte Cabot einen Umschlag aus.
»Unser Präsident ist von der Qualität Ihrer Informationen sehr beeindruckt«, erwiderte Cabot.
»So wie ich von meinem Gehalt.«
»Nun, was kann ich für Sie tun?«
»Ich wollte nur sicherstellen, daß Sie mich ernst nehmen«, sagte Lyalin.
»Das tun wir«, versicherte Cabot und dachte: Glaubt er denn, daß wir die Millionen aus Jux und Tollerei rauswerfen? Es war Cabots erste Begegnung mit einem Agenten. Zwar hatte er mit einem Gespräch dieser Art gerechnet, war aber dennoch überrascht.
»Ich habe vor, in einem Jahr zusammen mit meiner Familie zu Ihnen überzulaufen. Was exakt werden Sie dann für mich tun?«
»Nun, wir werden Sie erst einmal gründlich befragen und Ihnen dann helfen, ein komfortables Haus und einen angenehmen Arbeitsplatz zu finden.«
»Wo?«
»Wo Sie wollen. Sie können sich praktisch überall niederlassen.«
»Praktisch überall?«
»Eine Wohnung gegenüber der sowjetischen Botschaft käme natürlich nicht in Frage. Haben Sie schon eine Vorstellung?«
»Nein.«
Warum bringt er die Sache dann zur Sprache? dachte Cabot und fragte: »Welches Klima mögen Sie?«
»Bevorzugt ein warmes.«
»Dann käme das sonnige Florida in Frage.«
»Ich will es mir überlegen.« Der Agent hielt inne. »Lügen Sie auch nicht?«
»Mr. Lyalin, wir versorgen unsere Gäste gut.«
»Na schön. Ich werde Ihnen weiterhin Informationen zukommen lassen.« Damit stand der Mann einfach auf und ging.
Marcus Cabot unterdrückte einen Fluch, doch sein wütender Blick brachte den Stationschef zum Lachen.
»War das Ihre erste hautnahe Begegnung mit einem Agenten?«
»Ja. War es das etwa schon?« Cabot konnte es kaum glauben.
»Direktor, das ist ein seltsames Gewerbe. Es mag verrückt klingen, aber Sie haben gerade etwas sehr Wichtiges getan«, sagte Sam Yamata. »Nun weiß er, daß wir uns wirklich um ihn kümmern. Es war übrigens geschickt von Ihnen, den Präsidenten zu erwähnen.«
»Wenn Sie meinen...« Cabot öffnete den Umschlag und begann zu lesen. »Du lieber Himmel!«
»Mehr Interna über die Reise des Premiers?«
»Ja, Einzelheiten, die wir bisher noch nicht kannten. Auf welche Bank das Geld kommt, welche Regierungsvertreter noch geschmiert werden. Vielleicht brauchen wir jetzt die Maschine gar nicht zu verwanzen...«
»Wie bitte? Ein Lauschangriff auf ein Flugzeug?« fragte Yamata.
»Das haben Sie mich niemals sagen gehört.«
Der Stationschef nickte. »Wie sollte ich? Offiziell waren Sie ja niemals hier.«
»Ich muß das sofort nach Washington schicken.«
Yamata schaute auf die Uhr. »Den Direktflug erwischen wir nicht mehr.«
»Dann faxen wir es über eine sichere Leitung.«
»Dafür sind wir nicht eingerichtet.«
»Und wenn wir es an die NSA senden?«
»Die hat die Anlage, aber man hat uns gewarnt, daß ihr System nicht unbedingt sicher ist.«
»Der Präsident muß das sofort zu sehen bekommen. Es muß raus. Machen Sie, ich nehme es auf meine Kappe.«
»Jawohl, Sir.«
33
Passagen
Es war angenehm, an diesem Samstagmorgen erst um acht Uhr und ohne einen dicken Kopf aufzuwachen. Das hatte er schon seit Monaten nicht mehr getan. Er hatte fest vor, den Tag daheim zu verbringen, und außer sich rasieren wollte er nichts tun. Die Rasur war nur nötig, weil er am Abend zur Messe gehen wollte. Ryan bemerkte bald, daß seine Kinder den Samstagvormittag vor der Glotze verbrachten und sich Zeichentrickfilme ansahen, in denen unter anderem grüne Schildkröten auftraten, die er bislang nur vom Hörensagen kannte. Nach kurzem Überlegen beschloß er, auch aufs Fernsehen zu verzichten.
»Wie fühlst du dich?« fragte er Cathy auf dem Weg in die Küche.
»Nicht übel. Ich – Mist!«
Sie hörte das unverwechselbare Zwitschern des Geheimtelefons. Ryan eilte in sein Arbeitszimmer und nahm ab.
»Dr. Ryan, der Lageraum. ›Schwertkämpfer‹.«
»Verstanden.« Ryan legte auf. »Verdammt!«
»Was gibt’s?« fragte Cathy von der Tür her.
»Ich muß ins Büro. Und morgen übrigens auch.«
»Jack, ich bitte dich -«
»Schatz, du mußt verstehen, daß ich vor meinem Abgang noch zwei Dinge zu erledigen habe. Eines ist im Augenblick akut – vergiß das am besten gleich wieder -, und da werde ich gebraucht.«
»Wo mußt du diesmal hin?«
»Nur ins Büro. Auslandsreisen sind keine geplant.«
»In der Nacht soll es viel Schnee geben.«
»Auch das noch. Na, zur Not kann ich immer noch im Büro übernachten.«
»Ich freu’ mich schon
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