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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schönere Dinge als Football. Als die Sonne hinter dem Kamm verschwunden war, machte er kehrt, um sich den Kasten in dem Transporter noch einmal anzusehen. Er sollte ihn nicht erreichen.

35
Dreißig Nanosekunden
    Die Schaltuhr an der Bombenhülle sprang auf 17:00:00, und der Ablauf begann.
    Zuerst wurden Hochspannungskondensatoren geladen, und kleine, neben den Tritiumreservoirs angebrachte Sprengsätze zündeten und trieben Kolben durch zwei enge Metallrohre, die zur Primär- und Sekundärladung führten. Hier war keine Eile; der Zweck des Vorgangs war, Lithium-Deuterid mit dem fusionsfreundlichen Tritium zu mischen. Er dauerte zehn Sekunden.
    Bei 17:00:10 sandte die Schaltuhr einen zweiten Impuls aus.
    Zündzeitpunkt.
    Die Kondensatoren gaben ihre Ladung über ein 50 Zentimeter langes Kabel an ein Verteilernetz ab, und dazu brauchten sie 1,66 Nanosekunden. Der Impuls fuhr durch das Verteilernetz und erreichte die Krytron-Schalter – kleine und überaus schnell arbeitende Einrichtungen, die unter Einsatz von ionisiertem und radioaktivem Krypton eine Ladung mit bemerkenswerter Präzision abgaben. Im Verteilernetz wurde die Stromstärke mittels Pulskompression erhöht und der Impuls in 70 verschiedene und jeweils exakt einen Meter lange Kabel geleitet. Diese Distanz legte der Impuls innerhalb von 3 Nanosekunden zurück. Gleich lang mußten die Kabel natürlich sein, weil alle 70 Sprengstoffplatten zur selben Zeit zu detonieren hatten. Dies wurde mit Hilfe der exakt abgemessenen Kabel und der Krytron-Schalter erreicht.
    Die Impulse trafen also gleichzeitig in den Krytron-Schaltern ein. Jede Sprengstoffplatte hatte drei Zünder, sehr dünne Metallfäden, die explodierten, als der Stromstoß sie erreichte. Alle Zünder lösten einwandfrei aus, und ihre Energie erreichte nun den Sprengstoff und setzte 4,4 Nanosekunden nach dem Signal der Schaltuhr die eigentliche Detonation in Gang. Das Resultat war keine Explosion, sondern eine Im plosion, da der Druck vorwiegend nach innen wirkte.
    Bei den Sprengstoffplatten handelte es sich eigentlich um sehrraffinierte Laminate aus zwei mit Leicht- und Schwermetallstaub versetzten Materialien. Die äußere Schicht bestand aus einem relativ trägen Sprengstoff mit einer Detonationsgeschwindigkeit von gerade 7000 Metern pro Sekunde. Von den Zündern breitete sich die Explosionsfront radial aus und erreichte bald die Ränder der Platte. Da diese von der Außenseite gezündet worden war, raste die Front nach innen. Der Grenzbereich zwischen trägem und brisantem Sprengstoff enthielt Blasen, sogenannte Hohlräume, die die Form der Druckwelle nun von sphärisch in plan umzuwandeln begannen und sie exakt auf ihre metallischen Ziele, die sogenannten Treiber, konzentrierten. Bei den »Treibern« handelte es sich um sorgfältig geformte Stücke aus Wolfram-Rhenium, die nun von einer Druckwelle getroffen wurden, deren Geschwindigkeit 9800 Meter pro Sekunde betrug. Unter dem Wolfram-Rhenium verbarg sich eine Schicht aus Beryllium von einem Zentimeter Stärke, und diese deckte ein Millimeter starkes Uran 235 ab, das trotz seiner geringen Masse fast das Gewicht des Berylliums hatte. Diese gesamte Metallmasse wurde nun durch ein Vakuum gejagt, und da die Explosion auf einen zentralen Punkt fokussiert war, betrug die Begegnungsgeschwindigkeit der Teile 19600 Meter pro Sekunde.
    Das exakte Ziel der Druckwelle und der Metallprojektile war eine zehn Kilo schwere Masse radioaktiven Plutoniums 239. Diese hatte die Gestalt eines U-förmigen Rohrs. Das Plutonium, das normalerweise eine größere Dichte hat als Blei, wurde von dem mehrere Millionen Atmosphären betragenden Implosionsdruck komprimiert, und dies mußte sehr rasch geschehen. Plutonium 239 enthält nämlich auch eine geringe, aber störende Menge des weniger stabilen und zur Frühzündung neigenden Plutonium 240. Die Wandungen des U-Rohrs wurden zusammengepreßt, und das Pu flog in die Richtung des geometrischen Mittelpunkts der Waffe.
    Der dritte externe Einfluß kam von einer »Zipper« genannten Einrichtung. Auf ein drittes Signal der noch intakten Schaltuhr hin beschoß ein Teilchenbeschleuniger in Miniaturformat, ein hochkompaktes Minizyklotron, das einem Fön verblüffend ähnlich sah, ein Ziel aus Beryllium mit Deuteriumatomen und setzte riesige Mengen von Neutronen frei, die mit zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit durch ein Metallrohr ins Zentrum der Primärladung, die sogenannte »Arena«, jagten. Die Neutronen trafen genau zu dem

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