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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Oleg Kirilowitsch Kadischow, CIA-Codename SPINNAKER, für das parlamentarische Kontrollkomitee vorschlagen würde. Kadischow galt bei den Medien als einer der brillantesten Köpfe in dem wichtigtuerischen sowjetischen Parlament, der sich bemühte, ein neues Land aufzubauen; seine Intelligenz und Integrität standen im Widerspruch zu der Tatsache, daß er seit Jahren auf der Gehaltsliste der CIA stand und der beste aller von Mary Pat Foley angeworbenen Agenten war. Das Spiel geht weiter, dachte Ryan und fügte mit einigem Bedauern hinzu: wahrscheinlich auf immer und ewig. Andererseits spionierte Amerika selbst gegen Israel, und zwar unter dem Motto »die Dinge im Auge behalten«. Von einer »Operation« gegen dieses Land sprach man nie. Das hätten die Wachhunde im Parlament sofort durchsickern lassen. Armer Sergej, dachte Ryan, du hast noch viel zu lernen!
    Zum Mittagessen führte Ryan seinen Gast in die Kantine der CIA-Führung. Er war überrascht, daß Golowko das Essen besser fand als KCB-Standardmenüs. Die Leiter der Direktorate und ihre Stellvertreter fanden sich ebenfalls in der Kantine ein, um dem Russen die Hand zu schütteln und sich mit ihm fotografieren zu lassen. Nach einer letzten Gruppenaufnahme fuhr Golowko mit dem Aufzug hinunter in die Tiefgarage, wo sein Wagen stand. Anschließend suchten die Leute der Abteilungen »Wissenschaft und Technik« und »Sicherheit« alle Korridore und Räume, die Golowko und sein Leibwächter betreten hatten, nach Wanzen ab und wiederholten die Prozedur noch mehrere Male, bis sicher feststand, daß der Gast tatsächlich die Gelegenheit ungenutzt hatte verstreichen lassen. »Nichts ist mehr wie früher«, hatte ein Mann von W&T geklagt.
     
    Als Ryan an den Kommentar dachte, mußte er lachen. In der Tat entwickelte sich alles mit atemberaubender Geschwindigkeit. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und zog den Gurt stramm. Die VC-20 näherte sich den Alpen, wo es zu Turbulenzen kommen konnte.
    »Darf ich Ihnen eine Zeitung bringen, Sir?« fragte die Flugbegleiterin, eine hübsche Frau im Rang eines Staff Sergeant, verheiratet und schwanger. Es war Ryan unangenehm, sich von ihr bedienen zu lassen.
    »Was haben Sie denn?«
    »Die International Herald Tribune .«
    »Vorzüglich!« Ryan nahm das Blatt und schnappte nach Luft. Da war das Bild, auf der Titelseite – ein Schwachkopf mußte es der Presse zugespielt haben. Golowko, Ryan und die Chefs der Direktorate W & T, Operationen, Verwaltung, Archiv und Aufklärung einträchtig beim Mittagessen. Natürlich waren die Identitäten der Amerikaner nicht geheim, aber trotzdem...
    »Kein sehr schmeichelhaftes Bild, Sir«, merkte die Flugbegleiterin grinsend an. Ryan störte das nicht.
    »Wann soll das Kind kommen, Sergeant?«
    »In fünf Monaten, Sir.«
    »Dann kommt es in eine bessere Welt als unsere alte. Setzen Sie sich doch bitte. Ich bin nicht progressiv genug, um mich von einer Schwangeren bedienen zu lassen.«
     
    Die Herald Tribune ist ein gemeinschaftliches Unternehmen der New York Times und der Washington Post und erscheint in Paris. Das Blatt, das amerikanische Geschäftsleute im Ausland mit lebensnotwendigen Americana wie Football-Resultaten und den neuesten Comics versorgt, wird seit der Wende auch im ehemaligen Ostblock von Leuten, die ihr Englisch verbessern und sich über den früheren Klassenfeind informieren wollen, gerne gelesen. Die vorzügliche Informationsquelle fand so viele neue Leser, daß das amerikanische Management die Redaktion vergrößerte und dafür sorgte, daß das Blatt in Prag, Budapest und Warschau den Abonnenten durch Boten zugestellt wurde.
    Einer dieser Stammleser war Günther Bock. Nachdem ihn ein Freund, der bei der Stasi war, gewarnt hatte, verließ er Ostdeutschland vor einigen Monaten recht hastig und lebte nun in Sofia. Zusammen mit seiner Frau Petra hatte Bock Zellen der Baader-Meinhof-Gruppe und später, nachdem diese von der westdeutschen Polizei zerschlagen worden war, der RAF geleitet. Zweimal war er knapp der Festnahme entgangen. Danach hatte er sich über die tschechische Grenze abgesetzt und schließlich in der DDR quasi zur Ruhe gesetzt. Mit einem neuen Namen, neuen Papieren und einer festen Anstellung – er kam zwar nie zur Arbeit, aber seine Papiere waren in Ordnung – wähnte er sich in Sicherheit. Weder er noch Petra hatten mit dem Volksaufstand gerechnet, der die DDR-Machthaber stürzte, und gehofft, die Wende unerkannt überstehen zu können. Der Sturm der

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