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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Weg, den er zusammen mit Petra und den Genossen gewählt hatte. Ihr Auftrag war klar: alle ihre Fähigkeiten gegen den Feind einzusetzen. Der Kampf der Kräfte des Lichts gegen die Mächte der Finsternis. Im Augenblick mußten die Kräfte des Lichts sich zwar verstecken, aber das war nebensächlich. Früher oder später, wenn die Massen die Wahrheit erkannten und sich auf die Seite der Revolutionäre stellten, würde es einen Umschwung geben. Unangenehm war nur, daß sich die Massen für einen anderen Weg entschieden hatten und die dunklen Verstecke für die Kräfte des Lichts immer seltener wurden.
    Nach Bulgarien war er aus zwei Gründen gekommen. Es war von allen ehemaligen Ostblockländern das rückständigste und hatte die Wende vom kommunistischen Standpunkt aus einigermaßen geordnet durchgezogen. Die Kommunisten waren, wenngleich unter anderem Namen, noch am Ruder und hielten einen politisch sicheren oder wenigstens neutralen Kurs. Der bulgarische Geheimdienst, der früher dem KGB die Killer gestellt hatte – inzwischen machten sich die Sowjets die Hände nicht mehr schmutzig –, war noch mit verläßlichen Freunden durchsetzt. Verläßlich? dachte Bock. Noch waren die Bulgaren im Bann ihrer russischen Herren, die sich nun Partner nannten, und wenn der KGB in der Tat mit der CIA kooperierte, verringerte sich die Zahl der sicheren Orte um eine Dezimalstelle.
    Bock hätte bei dem Gedanken an die zunehmend größer werdende Gefahr eine Gänsehaut bekommen sollen, aber sein Gesicht wurde rot vor Zorn und zuckte. Als Revolutionär hatte er immer geprahlt, die ganze Welt stünde gegen ihn – aber immer in der inneren Gewißheit, daß die Dinge nicht so standen, daß es so weit nie kommen würde. Nun jedoch schienen sich seine Prahlereien zu bewahrheiten. Noch gab es Zufluchtsorte und zuverlässige Kontakte. Aber wie viele? Wann begannen sich vertrauenswürdige Freunde den Veränderungen anzupassen? Sowjets und Deutsche, Polen und Tschechen, Ungarn und Rumänen – sie alle hatten den Sozialismus verraten. Welches Bruderland war als nächstes an der Reihe?
    Sah man denn nicht die Falle dieser unglaublichen Verschwörung der konterrevolutionären Kräfte? Ohne Not verwarf man die strukturierte Freiheit in einer perfekten Gesellschaftsordnung, geprägt von Chancengleichheit, Gerechtigkeit, sozialem Frieden ...
    Konnte das alles eine Lüge, ein entsetzlicher Fehler gewesen sein? Hatten er und Petra die feigen Ausbeuter umsonst getötet?
    Aber darauf kam es Günther Bock im Augenblick nicht an. Bald würde er wieder auf der Flucht sein, bald sollte sein sicherer Platz zum Jagdrevier für seine Feinde werden. Wenn die Bulgaren den Russen Einsicht in ihre Akten gewährten, wenn im KGB die richtigen Männer im richtigen Büro saßen, konnte sein neuer Name inklusive Adresse schon unterwegs nach Washington sein. Ein Tip von dort an den BND, und er würde innerhalb von einer Woche nicht weit von Petras Zelle in Stammheim sitzen.
    Petra mit dem dunkelblonden Haar und den schelmischen blauen Augen. Tapfer wie ein Mann. Kalt im Umgang mit Feinden, liebevoll zu ihren Genossen. In ihrer Mutterrolle ebenso erfolgreich wie bei allen anderen Aufgaben, die sie in Angriff genommen hatte. Nun aber verraten von angeblichen Freunden, eingesperrt wie ein Tier, ihrer Kinder beraubt. Petra, seine Genossin, Geliebte, Ehefrau, überzeugte Mitstreiterin. Um ihr Leben betrogen. Und nun jagte man ihn noch weiter von ihr weg. Irgendwie mußte es einen Weg geben, die Vergangenheit wieder zurückzuholen. Doch zunächst war die Flucht das Wichtigste.
    Bock legte die Zeitung weg und räumte in der Küche auf. Danach packte er einen Koffer und verließ die Wohnung. Da der Aufzug mal wieder streikte, ging er die vier Treppen hinunter und stieg draußen in eine Straßenbahn ein. Neunzig Minuten später war er am Flughafen. Er reiste mit einem Diplomatenpaß, trug fünf weitere im Futter seines russischen Koffers versteckt und hatte als umsichtiger Mann dafür gesorgt, daß drei der Pässe die Nummern von Reisedokumenten trugen, die auf tatsächlich existierende bulgarische Diplomaten ausgestellt waren; hiervon wußte das bulgarische Außenministerium nichts. So war ihm die Benutzung des wichtigsten Transportmittels für internationale Terroristen, das Flugzeug, garantiert. Noch vor der Mittagszeit hob seine Maschine ab und flog gen Süden.
     
    Ryans Maschine landete kurz vor zwölf Uhr Ortszeit auf einem Militärflugplatz bei Rom und zufällig

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