Das Echo aller Furcht
heißer als am Stadion«, meldete ein Mann vom NEST.
»Kann ich mir denken«, meinte Parsons. »Detonation am Bodennullpunkt.« Er streckte die Hand aus. »Auf der anderen Seite, in Lee. Diese Seite lag im Schatten des Gebäudes.«
»Was können Sie mir sagen?« fragte der FBI-Agent.
»Nicht viel«, schrie Parsons, um den Lärm des Rotors zu übertönen. »Explosion am Boden, Leistung unter zwanzig KT. Mehr weiß ich noch nicht.«
»Ist es hier gefährlich?«
»Und ob! Wo richten wir unseren Posten ein?«
»Vielleicht im Aurora Presbyterian Hospital«, schlug ein Mann vom NEST vor. »Gegenüber vom Aurora-Center. Zwei Meilen in Windrichtung. Dort sollte es erträglich sein.«
»Wissen Sie, wo das ist?« fragte Parsons.
»Ja!««
»Dann nichts wie los. Ken, sagen Sie diesen Leuten, sie sollen so schnell wie möglich verschwinden. Hier ist es 20 Prozent heißer als am Stadion. Wir müssen Proben nehmen. Ken, Sie sorgen dafür, daß die Gegend in zehn, maximal fünfzehn Minuten geräumt wird. Schleifen Sie die Männer weg, wenn’s sein muß. Fangen Sie hier an!«
»Ja.«
Der FBI-Agent duckte sich, als der Hubschrauber abhob. Nun rannte der Mann vom NEST an den Löschfahrzeugen entlang und gab den Besatzungen mit Gesten zu verstehen, sie sollten sich zurückziehen. Auch der FBI-Agent beschloß, Parsons’ Rat zu beherzigen. Nach einigen Minuten stieg er in seinen Wagen und fuhr nach Nordosten.
»Verdammt, ich hab’ den Gammaschein vergessen«, sagte Major Griggs.
»Besten Dank!« Callaghan mußte schreien, um den Lärm des Panzers zu übertönen.
»Schon gut, bei hundert machen Sie Schluß. Hundert sind nicht so tragisch.«
Callaghan hörte die Löschfahrzeuge abfahren. »Und die Menschen im Stadion?« Der Brandmeister ging an die Sprechanlage am Heck des Panzers. »Hören Sie, wir müssen in zehn Minuten hier verschwinden. Treten Sie mal aufs Gas!««
»Wird gemacht«, erwiderte der Kommandant. »Bringen Sie sich in Sicherheit. Ich zähle bis zehn.«
Griggs sprang vom Fahrzeug. Callaghan rannte zur Seite. Der Fahrer stieß zehn Meter zurück, jagte den Motor auf seine Maximaldrehzahl hoch und löste dann die Bremse. Der M728 zerquetschte fünf Autos und schob sie beiseite. Seine Geschwindigkeit war auf 1,5 Stundenkilometer gefallen, aber er blieb nicht stehen. Seine Ketten rissen den Asphalt auf, und dann brach er durch.
Die unmittelbare Umgebung des Stadionbaus war erstaunlich intakt. Die Trümmer des Daches und der oberen Wand waren Hunderte von Metern weit geschleudert worden, aber hier lagen nur kleine Haufen Ziegel- und Betonbrocken. Mit einem Fahrzeug kam man hier nicht durch, wohl aber zu Fuß. Die Feuerwehrleute gingen vor und bespritzten den Asphalt, der noch so heiß war, daß das Wasser verdampfte. Callaghan lief vor dem Panzer her und winkte seine Leute zur Seite.
»Wissen Sie, woran mich das erinnert?« fragte ein Mitglied des NEST-Teams, als der Hubschrauber über dem Stadion kreiste.
»Ja. An Tschernobyl. Auch dort war die Feuerwehr im Einsatz.« Parsons verdrängte diesen Gedanken gleich wieder. »Fliegen Sie mal mit dem Wind«, wies er den Piloten an. »Andy, wie schätzen Sie das ein?«
»Detonation am Bodennullpunkt, und 100 KT sind ausgeschlossen, Larry. Das waren noch nicht einmal 25.«
»Warum lag NORAD mit seiner Schätzung so schief?«
»Schuld war der Parkplatz. Asphalt und die ganzen brennenden Fahrzeuge – echt, Asphalt ist der perfekte schwarze Strahler! Überraschend, daß der thermische Puls nicht noch stärker aussah –, und obendrein ist die ganze Umgebung mit Schnee und Eis bedeckt. NORAD erhielt also eine Megareflexion plus einen gewaltigen Energiekontrast.«
»Klingt plausibel, Andy«, stimmte Parsons zu. »Terroristen?«
»Darauf würde ich im Augenblick tippen. Aber sicher können wir erst sein, wenn wir Rückstände haben.«
Der Gefechtslärm war abgeklungen. Vereinzelte Schüsse verrieten dem Kommandanten des Bradley, daß sich die Russen zurückzogen, vielleicht sogar in ihre eigene Kaserne. Vernünftig, denn beide Seiten hatten viele Panzer verloren, und der Kampf sollte nun eher von der Infanterie und ihren Kampffahrzeugen weitergeführt werden. Fußsoldaten sind gewitzter als die Männer von der Panzertruppe, weil sie nur ein Hemd am Leib und keinen Bleifuß haben. Sie sind verwundbar, und das zwingt zum Denken. Nun wechselte er wieder die Stellung. Der Schützenpanzer hielt kurz vor einer Straßenecke, und ein Mann sprang ab, um zu
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