Das Echo aller Furcht
»Nein, die ersten Späher sollten sich erst jetzt in Bewegung setzen. Die Funkkommunikation ist katastrophal, weil VHF sich quasioptisch ausbreitet und in bebauten Gebieten kaum funktioniert. Uns liegen nur Fragmente vor, überwiegend Funkverkehr zwischen Unterführern. Es ist uns nicht gelungen, Verbindung mit dem Regimentskommandeur aufzunehmen. Gut möglich, daß er nicht mehr lebt. Schließlich haben es die Amerikaner immer zuerst auf die Führer abgesehen.«
»Wir wissen also nicht, was vorgeht?«
»So ist es. Aber ich bin absolut sicher, daß kein sowjetischer Kommandeur ohne guten Grund das Feuer auf Amerikaner eröffnen würde.«
Golowko schloß die Augen und fluchte leise. Beim Verteidigungsminister begann sich der Streß bemerkbar zu machen.
»Sergej Nikolajewitsch?« fragte Narmonow.
»Das KGB hat nichts weiter zu melden. Es ist damit zu rechnen, daß alle landgestützten amerikanischen Raketen und auch alle strategischen U-Boote in See in voller Alarmbereitschaft sind. Wir gehen davon aus, daß alle amerikanischen Raketen-U-Boote binnen weniger Stunden ihre Häfen verlassen haben.«
»Und unsere?«
»Eines läuft gerade aus, der Rest macht sich klar. Es wird wohl ein Gutteil des Tages vergehen, bis sie alle in See sind.«
»Warum geht das bei uns so langsam?« wollte Narmonow wissen.
»Weil die Amerikaner für jedes Boot zwei komplette Besatzungen haben, wir aber nur eine. Diese Art von Alarmstart fällt ihnen also leichter.«
»Soll das heißen, daß ihre strategischen Kräfte ganz oder fast bereit sind, unsere aber nicht?«
»Alle unsere landgestützten Raketen sind startbereit.«
»Präsident Narmonow, was wollen Sie den Amerikanern zu Antwort geben?«
»Tja, was sage ich nun?« fragte Andrej Iljitsch.
Ein Oberst trat ein und reichte dem Verteidigungsminister ein Stück Papier. »Meldung aus Berlin.«
»Die Amerikaner befinden sich im Ostteil von Berlin und nahmen unsere ersten vier Spähpanzer unter Feuer. Der Kommandeur kam in seinem Fahrzeug um. Wir erwiderten das Feuer und schossen zwei amerikanische Panzer ab ... noch immer kein Kontakt mit unserem Regiment.« Der Verteidigungsminister sah sich die andere Meldung an. »Träger Kusnezovv meldet, daß der Funkkontakt mit zwei Patrouillenflugzeugen verlorenging. Die Maschinen empfingen ein Notsignal und gingen auf Suche. 400 Kilometer weiter östlich liegt ein amerikanischer Trägerverband. Kusnezow bittet um Anweisungen.«
»Was hat das zu bedeuten?«
Der Verteidigungsminister prüfte die Zeitangaben auf der zweiten Meldung. »Wenn unsere Maschinen jetzt nicht zurückgekehrt sind, muß ihnen sehr bald der Treibstoff ausgehen. Wir müssen annehmen, daß sie aus unbekannten Gründen verlorengingen. Die Nähe des amerikanischen Trägers macht mir Kummer ... Was, zum Teufel, treiben diese Kerle?«
PRÄSIDENT FOWLER:
ICH BIN SICHER, DASS KEIN SOWJETISCHER KOMMANDEUR AMERIKANISCHE TRUPPEN OHNE BEFEHL ANGREIFEN WÜRDE, UND EINEN SOLCHEN BEFEHL GAB ES NICHT. WIR SANDTEN WEITERE TRUPPEN ZWECKS AUFKLÄRUNG NACH BERLIN, ABER SIE WURDEN IM OSTEN DER STADT VON IHREN EINHEITEN, DIE WEIT VON IHREM LAGER ENTFERNT WAREN, ANGEGRIFFEN. WAS TUN SIE?
»Wovon redet er? Was tue ich? Verdammt, was treibt er?« grollte Fowler. Eine Leuchte flammte auf; die Leitung von der CIA. Der Präsident drückte auf einen Knopf und fügte der Konferenzschaltung einen neuen Teilnehmer hinzu.
»Kommt darauf an, mit wem wir es zu tun haben«, warnte Liz Elliot.
»Ja, was gibt’s?«
»Mr. President, bei uns hier herrscht schlicht und einfach Konfusion.«
»Ryan! Wir wollen keine Analysen, sondern Daten! Haben Sie welche?« kreischte Liz.
»Die Schiffe der sowjetischen Nordflotte laufen aus, darunter ein Raketen-U-Boot.«
»Ihre landgestützten Raketen sind also in voller Alarmbereitschaft?«
»Korrekt.«
»Und sie verstärken auch ihre seegestützten Raketenkräfte?«
»Jawohl, Mr. President.«
»Haben Sie auch gute Nachrichten?«
»Sir, ich kann nur melden, daß derzeit keine verläßlichen Nachrichten vorliegen, und daß Sie –«
»Hören Sie, Ryan. Zum letzten Mal: Ich will von Ihnen Daten haben und sonst nichts. Sie haben mir diesen Kadischow-Kram gebracht, und jetzt behaupten Sie auf einmal, er wäre falsch. Warum sollte ich Ihnen nun glauben?«
»Sir, ich sagte ausdrücklich, die Meldung sei unbestätigt.«
»Ich glaube, daß die Bestätigung jetzt vorliegt«, sagte Liz. »General Borstein, mit welcher Bedrohung haben wir zu rechnen, wenn
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