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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sicherheitspersonal. Einen Augenblick später saß er schwitzend in der Botschaftslimousine.
    »Hatten Sie einen guten Flug?« fragte der Diplomat.
    »Nicht übel. Ist hier alles bereit?«
    »Jawohl, Sir.«
    Jack genoß die respektvolle Anrede. »Gut, dann packen wir’s an.«
    »Ich habe Anweisung, Sie bis an die Tür zu begleiten.«
    »Richtig.«
    »Es mag Sie interessieren, daß wir bisher keine Anfragen von der Presse hatten. Washington hat diesmal Stillschweigen gewahrt.«
    »Das wird sich ändern. In fünf Stunden geht der Tanz los.«
    Riad war sauber, unterschied sich aber von westlichen Städten insofern, als alle Gebäude neu waren. Die Stadt war zwar nur zwei Flugstunden von Israel entfernt, aber nie so umkämpft gewesen wie Palästina. Die alten Handelsrouten hatten einen weiten Bogen um das Landesinnere gemacht, wo die Hitze mörderisch war und die Nomaden, anders als die wohlhabenden Fischer und Händler an der Küste, ihr karges Leben gefristet hatten, zusammengehalten nur vom Islam, der von den heiligen Städten Mekka und Medina ausgegangen war. Den Umschwung hatten zwei Entwicklungen gebracht. Zum einen hatten die Briten hier im Ersten Weltkrieg einen Entlastungsangriff gegen das Osmanische Reich gestartet und Truppen gebunden, die den Mittelmächten anderswo hätten nützlich sein können. Zum anderen war man hier in den dreißiger Jahren auf Öl gestoßen – Reserven, die Texas weit in den Schatten stellten. In der Folge hatten sich erst Arabien und dann der Rest der Welt verändert.
    Anfangs waren die Beziehungen zwischen den Saudis und dem Westen heikel gewesen. Noch immer waren die Saudis sowohl hochzivilisiert als auchprimitiv. Es gab auf dieser Halbinsel Menschen, die noch vor dreißig Jahren ein Nomadenleben wie im Bronzezeitalter geführt hatten. Gleichzeitig hatte das Land eine bewundernswerte islamische Tradition und strenge, aber gerechte Gesetze, die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit den Vorschriften des Talmud aufwiesen. Innerhalb einer kurzen Zeitspanne hatte sich dieses Volk an unermeßlichen Reichtum gewöhnt und wurde im »kultivierten« Westen ob seiner Verschwendungssucht verspottet. In Wirklichkeit aber war dieses Land nur ein Glied mehr in der Kette der neureichen Staaten, zu denen auch Amerika einmal gehört hatte. Ryan, selber neureich, hatte Verständnis. Leute mit »altem« Geld – verdient von aufgeblasenen Vorfahren, deren ungehobelte Manieren in Vergessenheit geraten waren -fühlten sich in Gesellschaft jener, die ihr Vermögen erarbeitet und nicht geerbt hatten, immer etwas unbehaglich. Unter Nationen war das nicht anders. Die Saudis und ihre arabischen Brüder waren noch auf dem Weg zu einer Nation, die reich und einflußreich zu werden versprach, hatten aber dabei einige harte Lektionen lernen müssen – zuletzt beim Zusammenprall mit ihren Nachbarn im Norden. Und da sie überwiegend die richtigen Konsequenzen gezogen hatten, hoffte Ryan, daß ihnen der nächste Schritt ebenso leichtfallen würde. Zur wahren Größe gelangt ein Land nicht durch militärische oder wirtschaftliche Macht, sondern als Friedensstifter. Zu dieser Erkenntnis waren die Vereinigten Staaten erst unter Theodore Roosevelt gelangt, dessen Friedensnobelpreis noch heute den nach ihm benannten Raum im Weißen Haus ziert. Fast hundertzwanzig Jahre haben wir gebraucht, überlegte Jack, als der Wagen abbog und langsamer fuhr. Roosevelt erhielt den Preis für die Schlichtung einer unerheblichen Grenzstreitigkeit; wir aber versuchen mit Hilfe der Saudis, die erst seit fünfzig Jahren so etwas wie einen Staat haben, das gefährlichste Pulverfaß der zivilisierten Welt zu entschärfen. Für uns besteht also nicht der geringste Anlaß zur Überheblichkeit.
    Das Protokoll bei Staatsanlässen ist so komplex und wohleinstudiert wie die Choreographie beim Ballett. Der Wagen – früher eine Kutsche – fährt vor. Der Schlag wird von einem Protokollbeamten – einstmals ein Diener – geöffnet. Der empfangende Würdenträger wartet einsam und ernst, bis der Gast ausgestiegen ist. Der Gast nickt dem Diener zu, wenn er höflich ist, und Ryan ist höflich. Ein anderer, höherer Protolcollbeamter begrüßt den Gast und geleitet ihn dann zum Würdenträger. Links und rechts stehen Wachen, in diesem Fall bewaffnete Soldaten. Die Presse war aus naheliegenden Gründen ausgeschlossen. Das Ganze wäre bei Temperaturen unter vierzig Grad behaglicher gewesen. Immerhin gab es eine schattenspendende Markise, als

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