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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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das sei normal, und es bestünde echte Hoffnung, versicherte der Arzt bei jedem Besuch. Wichtig war, daß Kati ein Motiv zum Überleben hatte, einen Lebenszweck, der ihn durchhalten ließ.
     
    »Wie sieht’s aus?«
    »Machen Sie ruhig weiter«, erwiderte Dr. Cabot über die gesicherte Satellitenverbindung. »Charlie ist an seinem Schreibtisch gestorben, Schlaganfall.« Pause. »Vielleicht das Beste, was dem armen Teufel passieren konnte.«
    »Wird Liz Elliot seine Nachfolgerin?«
    »Ja.«
    Ryan verzog angewidert die Lippen, als hätte er gerade eine besonders bittere Medizin geschluckt. Er schaute auf die Uhr. Cabot war früher als sonst aufgestanden, um ihn anzurufen und ihm Instruktionen zu geben. Sein Chef und er waren nicht gerade Freunde, aber die Wichtigkeit des Anlasses ließ sie dies vergessen. Vielleicht läßt sich mein Verhältnis mit E. E. ähnlich regeln, dachte Ryan.
    »Gut, Boß, ich fliege in neunzig Minuten ab. Adler und ich unterbreiten den Plan gleichzeitig, wie abgemacht.«
    »Viel Glück, Jack.«
    »Danke.« Ryan schaltete an der Konsole das Satellitentelefon aus, verließ das Kommunikationszentrum und ging in sein Zimmer. Sein Koffer war schon gepackt; nun brauchte er nur noch seine Krawatte zu binden. Das Jackett warf er lässig über die Schulter. In Israel und erst recht in Saudi-Arabien war es für so ein Kleidungsstück zu heiß, aber die Saudis erwarteten trotzdem, daß er es trug. Laut Etikette hatte eine angemessene äußere Erscheinung mit maximaler Unbequemlichkeit einherzugehen. Ryan nahm seinen Koffer und verließ den Raum.
    Draußen wartete Adler. »Uhrenvergleich?« fragte er und lachte in sich hinein.
    »Ehrlich, Scott, meine Idee war das nicht.«
    »Macht aber Sinn.«
    »Na ja... so, meine Maschine geht gleich.«
    »Immer mit der Ruhe. Ohne Sie fliegt die nicht ab.«
    »Wenigstens ein Vorteil, den der Regierungsdienst bietet.« Ryan schaute sich im Korridor um. Leer, aber hatten es die Israelis fertiggebracht, ihn zu verwanzen? Wenn das der Fall war, mußte die Musikberieselung den Lauschern einen Strich durch die Rechnung machen. »Nun, wie stehen die Chancen?«
    »Gleicher Einsatz.«
    »So gut?«
    »ja«, sagte Adler und grinste. »Passen Sie auf, das haut hin. Großartige Idee von Ihnen.«
    »Erstens ist die Sache nicht nur auf meinem Mist gewachsen, und zweitens werden sowieso andere die Lorbeeren ernten.«
    »Mag sein, aber die Insider werden wissen, wem sie zu danken haben. So, machen wir uns an die Arbeit.«
    »Informieren Sie mich über die Reaktion der Israelis. Viel Glück.«
    »Danke gleichfalls.« Adler ergriff Ryans Hand. »Und guten Flug.«
    Die Botschaftslimousine brachte Ryan an sein Flugzeug, dessen Triebwerke bereits liefen. Die VC-20B bekam bevorzugte Starterlaubnis, war fünf Minuten später bereits in der Luft und flog nach Süden, über das dolchförmige Israel und den Golf von Akaba hinweg in saudischen Luftraum.
    Ryan schaute, wie es seine Gewohnheit war, aus dem Fenster und ging den bevorstehenden Auftritt, den er nun schon eine Woche lang geprobt hatte, in Gedanken noch einmal durch. Die Luft war klar, der Himmel über dem Ödland fast wolkenlos. Nur verkrüppelte Büsche, die individuell nicht auszumachen waren und die Landschaft aussehen ließen wie ein stoppelbärtiges Gesicht, verliehen der Sand- und Steinwüste Farbe. Ryan wußte, daß ein großer Teil Israels landschaftlich so aussah, der Sinai zum Beispiel, wo die Panzerschlachten geschlagen worden waren, und er fragte sich, warum Menschen ausgerechnet für dieses dürre Land zu sterben bereit waren. Doch schon in der Frühgeschichte waren hier die ersten organisierten Kriege ausgefochten worden, und seitdem hatte es keinen Frieden in der Region gegeben – bis heute.
    Riad, die Hauptstadt von Saudi-Arabien, liegt ungefähr in der Mitte des Landes, das so groß ist wie die USA östlich des Mississippi. Die Maschine setzte ohne Verzögerung zur Landung an, da hier nicht viel Flugverkehr herrschte, und berührte sanft den Boden. Minuten später rollte die Gulfstream auf die Frachthalle zu, und der Flugbegleiter öffnete die vordere Tür. Nach zwei Stunden in der klimatisierten Maschine fühlte Jack sich jetzt plötzlich wie in einem Backofen. Die Temperatur betrug 44 Grad im Schatten, den es nicht gab. Schlimmer noch, die Sonne wurde vom Beton des Vorfelds so grell reflektiert, daß Ryans Gesicht brannte. Empfangen wurde er vom stellvertretenden Missionschef der Botschaft und dem üblichen

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