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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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D’Agustino, es sieht ja wirklich so aus, als habe jemand einen Eimer rote Farbe auf den Schreibtisch gekippt.
    »Mein Gott!« flüsterte Dr. Elliot.
    »Aus dem Weg, bitte!« rief eine neue Stimme. Ein Agent mit einer Tragbahre stieß Liz Elliot grob beiseite. E. E. war zu schockiert, um ärgerlich zu reagieren; Daga sah, daß sie noch sehr blaß war und einen verschwommenen Blick hatte. Nun, dachte sie befriedigt, so hartgesotten, wie du dich gibst, bist du auch wieder nicht.
    Weiche Knie, Liz? Special Agent Helen D’Agustino war erst vor vier Wochen von der Akademie des Secret Service abgegangen und hatte sich ihren Namen bei der Routineobservation eines Geldfälschers gemacht. Als ihr Subjekt plötzlich eine schwere automatische Pistole zog – der Mann gab zwar keinen Schuß in ihre Richtung ab –, riß sie ihre S & W heraus und brachte über knapp zwölf Meter Entfernung drei Kugeln ins Ziel, so, als hätte sie einen Pappkameraden auf dem Schießstand vor sich. Ganz einfach war das gewesen, und die Szene tauchte nie in ihren Träumen auf. Und nun gehörte Daga zu den »Jungs« und dem Pistolenschützenteam des Secret Service, das bei Wettkämpfen die Mannschaft der Elite-Kommandotruppe Delta Force regelmäßig schlug. Daga war also knallhart, Liz Elliot aber trotz ihrer kalten Arroganz offenbar nicht. Wo bleibt der Mumm, Lady? fragte Helen D’Agustino und bedachte nicht, daß Liz Elliot von nun an die wichtigste Beraterin des Präsidenten in Fragen der nationalen Sicherheit war.
     
    Zum ersten Mal war die Begegnung seltsam gedämpft verlaufen. Günther Bocks alter Waffenbruder Ismael Kati, normalerweise ein Freund radikaler Rhetorik, die er in fünf Sprachen beherrschte, wirkte in jeder Hinsicht gedrückt. Es fehlten das grimmige Lächeln und die feurigen Gesten, und Bock fragte sich, ob Ismael vielleicht krank war.
    »Die Nachricht von deiner Frau hat mich sehr betrübt«, sagte Kati.
    »Lieb von dir.« Bock beschloß, sich seinen Kummer nicht anmerken zu lassen. »Im Vergleich zu dem, was dein Volk ertragen mußte, ist das nur eine Kleinigkeit. Und Rückschläge gibt es immer.«
    Und in ihrem Fall besonders viele, wie sie beide wußten. Ihre beste Waffe waren immer solide Informationen gewesen, doch nun waren Bocks Quellen versiegt. Die RAF hatte Verbindungen bis in die Bundesregierung sitzen gehabt und nützliche Hinweise vom MfS und anderen Ostblock-Nachrichtendiensten bekommen. Zweifellos hatte ein Gutteil der Daten seinen Ursprung in Moskau gehabt und war aus politischen Gründen, die Bock nie hinterfragte, über die Dienste der kleinen Bruderländer geleitet worden. Immerhin erfordert der Kampf für den Weltsozialismus taktische Schachzüge, dachte Bock und korrigierte sich gleich: Zumindest war das einmal so.
    Doch inzwischen griff ihnen niemand mehr unter die Arme. Die östlichen Nachrichtendienste waren über ihre revolutionären Genossen hergefallen, und die Dienste Ungarns und der CSFR hatten dem Westen sogar Daten gegen Devisen geliefert! Von den Ostdeutschen hingegen waren die Hinweise im Zuge gesamtdeutscher Zusammenarbeit und Brüderschaft umsonst weitergegeben worden. Die DDR gab es nicht mehr; sie war nun nichts als ein Anhängsel der kapitalistischen BRD. Und die Russen ... von denen war keine indirekte Unterstützung mehr zu erwarten. Mit dem Zusammenbruch des Sozialismus in Europa waren die Kontaktpersonen der RAF bei verschiedenen Behörden entweder ausgeräuchert oder umgedreht worden, und der Rest hatte den Glauben an die Zukunft des Sozialismus verloren und lieferte einfach nichts mehr. Europas revolutionäre Kämpfer hatten auf einen Schlag ihre beste Waffe verloren.
    Zum Glück sah es hier anders aus, besonders für Kati. Die Israelis waren ebenso dumm wie brutal. Die einzige Konstante, die der Welt geblieben war, wußten Bock und Kati, war die Unfähigkeit der Juden, eine ernsthafte politische Initiative zu starten. Sie waren stark im Krieg, aber hoffnungslos ungeschickt im Umgang mit dem Frieden. Hinzu kam ihre Fähigkeit, ihrer Schutzmacht USA eine Politik zu diktieren, die aussah, als seien sie an Frieden überhaupt nicht interessiert. Bock hatte zwar nicht Geschichte studiert, bezweifelte aber, daß es einen historischen Präzedenzfall für dieses Verhalten gab. Der Palästinenseraufstand war für Israel eine blutende Wunde. Israels Polizei und Sicherheitsdienst, die früher nach Belieben arabische Gruppen infiltrieren konnten, verloren nun, da die Bevölkerung die

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