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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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Beziehungen lagen hinter mir. Stuart hatte mich verlassen, um wenige Wochen später die Frau zu heiraten, mit der er mittlerweile drei Kinder hatte. Dass John und ich nicht zusammenbleiben würden, war uns irgendwann so deutlich geworden, dass wir zwanglos von einer Liebesbeziehung zur Freundschaft übergegangen waren. Seit er in Ottawa lebte, hatten wir uns aus den Augen verloren. Auch wenn ich nur zur Miete wohnte, verwendete ich viel Sorgfalt auf mein One-Bedroom-Apartment. Das Bad war meine eigene Kreation, ich hatte unterschiedliche Fliesen in der Art eines Mosaiks zusammengesetzt. Obwohl die Wohnung weder Balkon noch Aussicht besaß, liebte ich die kleine Welt, in der ich arbeitete, lebte, mich behaglich fühlte, und die nach dem Tod meiner Eltern mein einziger Zufluchtsort geworden war. Ich war mir bewusst, dass dieses Leben das Richtige für mich war. Nun war ein reicher Mann aufgetaucht, der von seiner Villa in Frankfurt erzählte und geschäftlich um die Welt jettete. Unsere beiden Leben passten nicht zueinander, trotzdem war ich merkwürdig niedergeschlagen, als wir nach unserer gemeinsamen Nacht den Lift bestiegen, in die Lobby fuhren und uns in der Kälte trennten. Sein Angebot, mich zu Hause abzusetzen, schlug ich aus.
    Vor Pascal war ich mit einem Mann niemals nach nur einer flüchtigen Begegnung ins Bett gegangen. Ihn zu lieben war mir natürlich erschienen, alles musste so geschehen, wie es schließlich gekommen war. Alles – bis auf sein Verschwinden.
    Die Nachtgeräusche in der Schlucht waren besonders. Ein Kreischen aus der Stille, dann lange nichts, darauf die Antwort wie ein Röhren. Der Fluss rauschte in der Nähe; ich hatte das Fenster offen, wegen der Kälte waren Mücken nicht zu befürchten.
    Ich wollte meinen Laptop an den Strom anschließen, fand aber am Adapter nicht den rechten Stecker für die Schweizer Buchse. Der Laptop war meine einzige Verbindung zur Außen welt, denn obwohl die Ferienwohnung karg war, besaß sie Anschluss ans Netz. Ich legte mich nieder und schlief problemlos ein.
    Der Morgen darauf brachte die ängstliche Vorstellung dessen, was mich bei Pascals Familie erwarten würde. Ich frühstückte, löste das Schuhproblem, indem ich die eleganten Schuhe in eine Tüte packte und in den Bergschuhen loszog. Beim zweiten Mal kam mir der Anstieg nicht so erschöpfend vor. In Saanen nahm ich den Bus, den Pascals Bruder mir genannt hatte, unterwegs wechselte ich die Schuhe.
    Das Haus der Zuermatts lag außerhalb Saanens in Richtung Gstaad. Ich musste bis in den Kurort fahren und von dort ein Stück zurückgehen, so bekam ich das berühmte Dorf zu sehen. Es war Saanen ähnlich, nur zeigte der Tourismus deutlicher seine Fratze. Ich ertappte mich dabei, nach einer Berühmtheit Ausschau zu halten, schüttelte über mich den Kopf und verließ Gstaad über die Transitstraße.
    Ein Chalet hatte ich erwartet, wie sie in der Gegend üblich waren, breit hingesetzte Häuser mit Holzfassade und Schnitzwerk. Doch als ich Roman Zuermatts Angaben folgte, kam ich zu einem Steinhaus mit Mittelerker, der in ein Türmchen mündete. Die Läden vieler Fenster waren geschlossen. Obwohl das Haus nicht verwahrlost aussah, machte es einen traurigen Eindruck. Alles, selbst der Garten, wirkte steinern, es war, als ob die vermoosten Steine die Blumen nicht umfassen, sondern erdrücken würden. Kein Name am Eingangstor, keiner an der Tür, ich drückte auf die Klingel. Schritte näherten sich, Roman Zuermatt öffnete, was mich nicht überraschte, aber störte. Spontan und unvoreingenommen hatte ich mir die Begegnung mit Pascals Mutter gewünscht und begriff schon beim Eintreten, dies war eine offizielle Audienz.
    »Hier entlang bitte.« Er brachte mich in ein Zimmer, das nicht der Salon sein konnte, zu klein, zu bescheiden, eine Art Vorzimmer zum Wohnraum. Er bat mich zu warten. Ich wusste nicht, wohin mit meiner Schuhtüte, und stellte sie in die Ecke. Zeit verging, bald hatte ich jedes Möbelstück betrachtet, mich an das laute Ticken der Wanduhr gewöhnt, die Aussicht aus beiden Fenstern bewundert. Ich war im Begriff, mich bemerkbar zu machen, als die Tür aufging.
    »Niemand hat mir gesagt, dass Sie schon da sind!« Lisbeth Zuermatt gab mir die Hand.
    Ich war überzeugt, dass sie von meinem Kommen längst unterrichtet war, wahrscheinlich sogar von meiner Ankunft in Saanen. Ich antwortete, in ihrem schönen Haus sei mir die Zeit nicht lang geworden.
    »Wir müssen leider mit dem Austragzimmer

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